Vertatscha (AUT/SLO – Überschreitung)

mit dabei:
Hans Jörg, Philipp und Robert

Blick über das Gipfelzeichen zum Hochstuhl
Blick über das Gipfelzeichen zum Hochstuhl
Nach der Weitwanderung am letzten Samstag – böse Zungen behaupten, das sei keine Schitour gewesen, sondern nur eine Thromboseprophylaxe für Vielflieger – ging es diesmal wieder ans Eingemachte. Wegen immer noch großer Lawinengefahr nach intensiven Neuschneefällen in der Obersteiermark hat sich das Tourenziel im sonnigen Süden geradezu aufgedrängt. Und genug Gelegenheit, einen Teil der Route zu studieren, hatten wir ja bei unserer Traumtour auf die Begunjscica.

Aufbruch beim Bodenbauer
Aufbruch beim Bodenbauer
Unser aller Lieblingschauffeur Philipp hat, nachdem ihm Robert Starthilfe gegeben hatte, uns abgeholt und gewohnt geräuschvoll ins Bodental chauffiert. Dass unser hohes Körpergewicht den Schmutzfängern zu so intensivem Kontakt mit dem Straßenbelag verholfen hat, dass es fast in jeder Kurve unter uns gerumpelt hat, stellen Hans Jörg und ich als Fondspassagiere a priori einmal in Abrede und machen ausschließlich die schweren Ausrüstungsgegenstände im Kofferraum dafür verantwortlich.

Oberhalb der Märchenwiese trennen sich unsere Wege
Oberhalb der Märchenwiese trennen sich unsere Wege
Vom Bodenbauer ging es entlang derselben Route, auf der wir vor einem Monat auf den Pautz aufgestiegen sind ins Bodental. Oberhalb der Märchenwiese haben sich unsere Wege getrennt. Philipp und Robert haben sich in Richtung Vertatschakar orientiert, um über diesen Weg weiter auf den Hochstuhl anzusteigen.

Blick zur Pautzrinne und zur Vertatscha
Blick zur Pautzrinne und zur Vertatscha
Hans Jörg und ich sind diesen Weg zum höchsten Berg der Karawanken schon mehrmals gegangen. Nicht nur deshalb haben wir den zweithöchsten als Ziel ausgewählt. Vor allem die Aufstiegsroute über die beiden Rinnen und die Möglichkeit einer steilen Firnabfahrt in Verbindung mit der großartigen Bergkulisse beim Wiederanstieg aus Slowenien hatten es uns angetan.

Tiefblick ins Bodental aus dem unteren Teil der Pautzrinne
Tiefblick ins Bodental aus dem unteren Teil der Pautzrinne
Obwohl vor einer Woche in diesem Bereich noch Lawinenwarnstufe 4 ausgegeben war, hatte sich die Schneedecke in der Zwischenzeit gut gesetzt. Daher haben wir auf einer etwas kompakteren Unterlage als vor vier Wochen sehr rasch an Höhe gewonnen. Der Schnee war großteils griffig und daher gut zu gehen. Mit zunehmender Steilheit hat sich dann die Frage aufgetan, ob es nicht ökonomischer wäre, die Schi aufzupacken.

Aufpacken im letzten Teil des Anstiegs durch die Pautzrinne
Aufpacken im letzten Teil des Anstiegs durch die Pautzrinne
Ziemlich weit oben haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen. Und weil wir die Steigeisen sowieso dabei hatten, habe ich sie auch gleich montiert. Hans Jörg ist noch bis zur Zleb Scharte ohne Eisen in den vorhanden, ob der Schrittlänge wohl von einem Riesen stammenden, Trittstufen aufgestiegen.

Zustieg zur Y-Rinne
Zustieg zur Y-Rinne
Nach dem Wechsel auf slowenisches Staatsgebiet und der kurzen Rast mit dem herrlichen Blick zur Begunjscica sind wir dann einige Meter abgestiegen und dann in der direkten Linie über das heuer sehr hoch zugeschneite Schotterfeld zur Y-Rinne aufgestiegen.

Aufstieg im oberen Teil der Y-Rinne
Aufstieg im oberen Teil der Y-Rinne
Die Rinne selbst ist gegenüber sonstigen Wintern auch sehr gut mit Schnee gefüllt. Es gibt heuer keine Engstelle und deshalb ist auch eine Abfahrt unproblematischer als sonst. Der Aufstieg, in diesmal kürzeren Trittstufen, wäre auch ohne Steigeisen möglich gewesen. Aber wenn sie schon einmal montiert sind, dann genießt man auch den Vorteil des sicheren Standbeins.

Vertatscha 2.180 m
Vertatscha 2.180 m
Nach insgesamt 3 Std und 20 min (mit Pausen) sind wir am Gipfel der Vertatscha aus der Rinne ausgestiegen. Den anschließenden Gipfelaufenthalt bei Windstille hätten wir noch ausgiebig zelebrieren können, wenn uns nicht in der Zwischenzeit die starke Sonneneinstrahlung die Schneedecke zu sehr aufgeweicht hätte. Einige kleine Nassschneerutscher von Wechtenbrüchen haben uns gezeigt, dass jedenfalls Eile geboten war.

Abfahrt durch die SW-Rinne
Abfahrt durch die SW-Rinne
Also hieß es, sich zu sputen, um den richtigen Zeitpunkt für die Abfahrt zu erwischen. Und den haben wir für den ersten Teil der Abfahrt sicher perfekt erwischt. In der nach Südwesten ausgerichteten Rinne, die vom Gipfel weg hinunterzieht, sind wir wie in einer engen Halfpipe ? nur um einiges steiler ? auf Firnschnee erster Güte abgefahren.

Blick zurück in die genussvoll befahrene Vertatscha Südflanke
Blick zurück in die genussvoll befahrene Vertatscha Südflanke
In den flacheren Hängen hinunter zum kleinen Sattel östlich von Sija war der Schnee zwar etwas tiefer, aber immer noch bestens fahrbar. Vom Sattel sind wir dann noch 200 Hm in Richtung Westen abgefahren. Ein sehr niedriger Ast wollte mir bei der Durchfahrt auf den letzten Abfahrtsmetern meinen Pickel vom Rucksack entwenden. Die Befestigung hat dran glauben müssen. Nach dem Queren eines tiefen Grabens mit einem Lawinenkegel darin haben wir wieder die Felle aufgezogen

Die letzten Meter des Aufstiegs unterhalb des Bielschitzasattels
Die letzten Meter des Aufstiegs unterhalb des Bielschitzasattels
Zuerst ging es durch den lockeren Mischwald bergwärts. Danach sind wir durch das in diesem Bereich stellenweise ziemlich flache slowenische Hochstuhlkar weiter angestiegen. Zuletzt sind wir in einem großen Rechtsbogen bis unterhalb jener Rinne, durch die man vom Bielschitzasattel am Weg zum Hochstuhl absteigt und am Rückweg wieder ansteigt, hinauf. Und weil auch dort heuer so viel Schnee wie sonst nie liegt, sind wir gleich auf Schieren bis zum Bielschitzasattel aufgestiegen.

Gemeinsame ?Gipfelrast? am Vertatschasattel
Gemeinsame ?Gipfelrast? am Vertatschasattel
Dort hatten wir mit Philipp und Robert, die den letzten Teil unseres Anstiegs aus der Vogelperspektive beobachtet hatten, unser erwartetes Empfangskomittee. Nach der Umrundung der Doline ging es dann noch die wenigen Meter hinauf bis zum Vertatschasattel. Hier gab es mit einem leichten Winderl erstmals ein wenig Bewegung in der Luft.

Abfahrt ins Vertatschakar
Abfahrt ins Vertatschakar
Hans Jörg hat – wie üblich – am letzten „Gipfel“ des Tages sein Rauchopfer dargebracht. Und nach dem Umrüsten für die Abfahrt ging es sehr flott hinab ins Vertatschakar. Hat anfangs die Sonne im Rücken und ein halbwegs fester Harschdeckel oder knolliger Pressschnee unser Abfahrtstempo noch hochgehalten, so gab es ab der Mitte des Kars mit lupenreinem Bruchharsch nur mehr die Devise „Langsam!“. Schaumgebremst haben wir daher unsere Höhe abgebaut, was auch den Vorteil hatte, dass Philipp die von Robert beim Anstieg abgeworfene Wasserflasche wieder gefunden hat.

Unterhalb der Vertatscha Nordwände talauswärts zur Märchenwiese
Unterhalb der Vertatscha Nordwände talauswärts zur Märchenwiese
Nach dem Löschen des Dursts mit dem gut gekühlten Wasser ging es am Fuße der Vertascha Nordwände im ausgefahrenen Hohlweg recht flott hinaus in Richtung Märchenwiese, wo sich für Hans Jörg und mich der Kreis wieder geschlossen hat. Der letzte Teil der Abfahrt entlang der Loipe bis zum Bodenbauer war dann auch schnell erledigt.

Die Dienstleistung des Wirtes umfasst auch den Ferngucker zum Routenstudium
Die Dienstleistung des Wirtes umfasst auch den Ferngucker zum Routenstudium
Und obwohl der Durst und der Hunger nach fast 7 Stunden am Berg schon sehr groß waren, sind wir nicht hier eingekehrt, sondern wieder zum Lausegger gefahren. Von seiner Sonnenterrasse hat man einen herrlichen Blick auf alle in Österreich gelegenen Teile unserer Tour. Der Wirt, Andi Lausegger, ist ein aufmerksamer Beobachter der Schitourenszene im Bodental und versteht es, mit seiner Gastfreundlichkeit, seine Gäste zum Verweilen zu veranlassen.

Viele süße Kohlehydrate zum Auffüllen der Energiespeicher
Viele süße Kohlehydrate zum Auffüllen der Energiespeicher
Zeitliche Verpflichtungen in der Heimat haben es nicht zugelassen, uns an den Spezialitäten vom Kärntner Brillenschaf zu delektieren. Aber zumindest die Lammsuppe haben wir zu den Klängen der Abschlussübungen eines Jagdhornbläser-Seminars ebenso genossen wie die Süßspeisen zum Kaffee danach. Der Heinrich wird, so wie ich ihn kenne, dies mit Freude zur Kenntnis nehmen. Für den abschließenden Frostschutz, der uns als Ersatz für die inzwischen untergegangene Sonne gereicht wurde, sagen wir auch hier noch einmal „Danke!“ Dass bei der Heimfahrt die Schmutztabweiser wieder ihre Geräusche von sich gegeben haben, kann nur der nassen Ausrüstung und nicht unseren vollen Bäuchen zugeschrieben werden.

Foto

Galerie