Preber

Aller guten Dinge sind drei!

Die dritte Tour innerhalb von weniger als einer Woche auf den Preber hat sich wesentlich von den beiden ersten Malen unterschieden.

Aufbruch zu nachtschlafener Stunde
Aufbruch zu nachtschlafener Stunde
Weil wir diesmal schon am Vortag in die Krakau angereist sind, war auch ein sehr früher Aufbruch möglich. Und weil mein Fotoapparat beim Weggehen nicht ?Hier!? geschrien und es vorgezogen hat, in der warmen Stube zu bleiben, bin ich ohne diesen um ¼ 7 Uhr beim Prebersee bei ? 3 Grad und Schneefall noch in der Dunkelheit gestartet. Einige wenige Dokumentarfotos von dieser Tour gibt es daher nur in der von der Handy-Kamera gewährten Qualität.

Von weiter oben hat sich der Wind akkustisch bemerkbar gemacht und daher habe ich von Anfang an erwartet, dass es eine sehr frostige Tour werden könnte. Diese Erwartung wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern bei weitem übertroffen. Nach dem durch den Wald noch geschützten Aufstieg entlang des Forstweges hat ab der Preberhalterhütte der Wind unbarmherzig geblasen.

Sehr bald schon habe ich die volle Sturmausrüstung angelegt. Die Sicht war zwar großteils gewährleistet, aber durch den vielen Triebschnee stark beeinträchtigt. Die Harscheisen habe ich bei der Stärke des Windes dringend als ?Treibanker? gebraucht. Und daher war es nicht mehr möglich mit der höchsten Stufe der Steighilfe zu gehen.

Da der Wind den Neuschnee zur Gänze verfrachtet hat, war der Aufstieg im Triebschnee umso schwieriger. Im Normalfall ging es einen Schritt nach oben und anschließend im Triebschnee wie auf einem Kugellager wieder einen halben Schritt zurück. So gut es ging habe ich daher versucht, auf den abgeblasenen pickelharten Harschflächen an Höhe zu gewinnen.

Ab ca. 2.400 m hat der Wind noch einmal an Stärke zugelegt. Und als ich endlich am Vorgipfel war, habe ich mich wegen der Sturmstärke nicht getraut, die Schi zu deponieren. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass sie davongeblasen worden wären.

Also bin ich auf den Harscheisen, wie auf Stelzen über den abgeblasenen Schotterhaufen des Vorgipfels stolziert. Die Felle hatten sich zu diesem Zeitpunkt ob der großen Kälte auch schon von den Laufflächen verabschiedet und sind nur mehr gefälligkeitshalber wie alte Spannfelle an den Schiern gehangen, lediglich von den Harscheisen noch etwas am Platz gehalten.

Im Sturm am Gipfel
Im Sturm am Gipfel
Nach 2 ¾ Stunden war ich schließlich am Gipfel und wurde dort von einer Böe begrüßt, die mich direkt neben dem Gipfelkreuz umgeworfen hat. Ich habe mich sodann in das schützende Schneeloch gekauert und gleich mit dem Umrüsten für die Abfahrt begonnen. Trotz des teilweisen Windschutzes wäre mir beinahe ein Schi durch eine weitere Böe abhanden gekommen. Ich habe einen Wind von stetig 80 bis 90 km/h mit einem Spitzenwert von 130 km/h gemessen; und das bei ? 15 Grad. Eine sehr frostige Angelegenheit. Auch deshalb hat der Akku meines Handy geschwächelt, sodass ich es mehrmals einschalten mußte, um wenigstens ein Telefonat abzusetzen und das Dokumentarfoto zu machen.

Das Hinuntertasten zwischen den Steinen, immer auf der Hut vom böigen Wind nicht umgeworfen zu werden, ist für den ersten Teil des Abstiegs keinesfalls als Abfahrt zu bezeichnen. Aber auch weiter unten hat mir der Sturm stellenweise komplett die Sicht geraubt, sodass an eine genussvolle Abfahrt nicht zu denken war. Die schlechte Sicht, der Wind und teilweise sehr tiefe Triebschneeansammlungen haben auch den einen oder anderen ungewollten Absitzer produziert.

Zurück bei der Preberhalterhütte
Zurück bei der Preberhalterhütte
Erst im Bereich oberhalb der Preberhalterhütte sind die Verhältnisse ob des hier nicht ganz so starken Windes etwas besser geworden. Der Akku des Telefons hatte sich unterstützt durch meine Körperwärme mittlerweile auch wieder ein bisschen erfangen. Aber weil meine Gesichtsmaske so stark zugefroren war, habe ich auch hier auf die Jausenpause verzichtet und bin gleich weiter entlang der Aufstiegsroute abgefahren.

Zurück bei der Ludlalm
Zurück bei der Ludlalm
Vier Stunden nach dem Aufbruch war der Ausgangspunkt wieder erreicht. Und weil ich so erfroren war, habe ich der Ludlam zu so früher Stunde keinen Besuch abgestattet, sondern bin umgehend in die Krakau zurück gefahren. Dort haben mich einen heiße Dusche und (special ? Info für Heinrich) Brigittes Linseneintopf mit Speck wieder aufgewärmt.
Linsen mit Speck
Linsen mit Speck

Abschließend eine Warnung für potentielle Nachahmer: eine solche Tour bei extremen Verhältnissen, noch dazu im Alleingang, ist nur möglich, wenn man den Berg und die dort sonst herrschenden Verhältnisse wie seine Westentasche kennt. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte ich spätestens auf Höhe der Roßböden umkehren müssen. So aber habe ich trotz der unzähligen vorangegangenen Besteigungen den von den Witterungsverhältnissen her sicher extremsten Schitag am Preber erlebt.