Stuhleck (2x)

mit dabei:
Michael, Daniel und Philipp

Zweites Umrüsten für die Abfahrt? diesmal im Wind ? am Stuhleckgipfel
Zweites Umrüsten für die Abfahrt? diesmal im Wind ? am Stuhleckgipfel
Wenn es im Oberland stürmt und schneit und die Lawinensituation daher angespannt ist, dann muss man sich ein moderates Tourenziel suchen. Überdies war es auch schon längst an der Zeit, dass wir dem ersten Gipfel der Ostalpen, der mit Schiern bestiegen worden ist (Toni Schruf im Jahr 1892) auch einmal (in diesem Fall zweimal) unsere Aufwartung machen. Deshalb haben wir unser Tourenziel erstmals (!) in den Fischbacher Alpen gesucht.

Aufstieg vorbei an der Kaltenbachhütte
Aufstieg vorbei an der Kaltenbachhütte
Am letzten Parkplatz (P4) bei der Talstation der Promibahn ging es bei ? 7 Grad sehr flott entlang des Kaltenbachs los; so flott, dass mir in der Eile ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand gar nicht gefehlt hat. Erst als Philipp mich nach ein paar hundert Metern gefragt hat, ob ich meinen Rucksack nicht mitnehmen möchte, ist er mir abgegangen. Daher wurden die Geröllschi am Wegrand eingeparkt und im Laufschritt ging es zurück zum Auto und danach ebenso flott ein zweites Mal wieder aufwärts bis zum Umkehrpunkt.

Aufstieg vom Karl-Lechner-Haus zum Stuhleck
Aufstieg vom Karl-Lechner-Haus zum Stuhleck
Der weitere Aufstieg ging dann entlang des Kaltenbachs taleinwärts und danach über die etwas steilere Waldstufe hinauf zum Karl-Lechner-Haus, wo wir eine kurze Jausenpause eingelegt haben. Danach ging es zuerst durch den Wald und danach über die freien Flächen hinauf in Richtung Alois-Günther-Haus. Dort wo dem Wind Angriffsflächen geboten waren, hatte sich der Neuschnee der letzten Tage auch auf den kleinen Waldlichtungen bereits zu gewaltigen Wechten aufgetürmt und mein Schistock, den ich im Aufstieg mit 125 cm Länge fixiere, ist mehrmals zur Gänze in einer solchen versunken.

Schlussanstieg zum Alois?Günther-Haus am Stuhleck
Schlussanstieg zum Alois?Günther-Haus am Stuhleck
Nach 2 Stunden (einschließlich Rucksack-Aktion und Pause) war der Gipfel zum ersten Mal erreicht. Im Windschatten der Hütte haben wir uns gestärkt und für die Abfahrt umgerüstet. Anschließend haben wir uns wieder dem Wind ausgesetzt und die Abfahrt in Richtung Südwesten über den total abgeblasenen Rücken begonnen.

Abfahrt nach Rettenegg
Abfahrt nach Rettenegg
Bis hinunter zur Verflachung vor dem Schwarzriegel haben wir nach fahrbaren Flächen zwischen den Steinen gesucht. Dort haben wir uns dann in Richtung Süden gewandt und haben auch für den nächsten Teil der Abfahrt auf einem Mix aus brechendem Schmelzharsch und Pressschnee noch keinen Grund gehabt, zu jubeln.

Abfahrt nach Rettenegg
Abfahrt nach Rettenegg
Aber mit zunehmender Steilheit hat sich plötzlich auch die Höhe des abgelagerten Triebschnees merklich erhöht. So gab es, anfangs noch leicht gepresst, solchen in großer Menge bis hinunter zur Waldgrenze.

Eine der ?Schwarzbeerschneisen? auf der Retteneggabfahrt
Eine der ?Schwarzbeerschneisen? auf der Retteneggabfahrt
Durch den Wald gibt es schmale Schneisen mit viel Schwarzbeergestrüpp, das durch 20 cm Pulverschnee überdeckt war. Diese Kombination bietet eine perfekte Voraussetzung für eine Genussabfahrt, ohne Gefahr zu laufen, irgendwo hängen zu bleiben. Eine Armada von (vorwiegend Wiener) Schitourengehern, die auch an diesem nicht gerade mit Prachtwetter gesegneten Tag unterwegs war, sorgt dafür, dass kein Bäumchen in diesem Bereich aufkommt.

Abfahrt über die Wiesen oberhalb vom Zwieselbauern
Abfahrt über die Wiesen oberhalb vom Zwieselbauern
Das Highlight der Abfahrt folgte dann aber mit den breiten Wiesen oberhalb vom Zwieselbauern, die mit viel Triebschnee aus dem angrenzenden Hochwald eingeblasen waren. Viel mehr hätte es aber nicht sein dürfen, sonst hätte er uns wegen der mäßigen Steilheit vollkommen eingebremst.

Abschwingen beim Zwieselbauern
Abschwingen beim Zwieselbauern
Nach dem Abschwingen beim Zwieselbauern haben Michael und ich auch noch den letzten Hang hinunter bis zum Steg genossen, während die Boys bereits den Wiederanstieg begonnen haben. Wir sind ihnen wenige Minuten später gefolgt und entlang unserer Abfahrtsroute wieder angestiegen. Der Wind und weiterer Triebschnee aus dem Wald hätten inzwischen die Wiesen bereits wieder für eine weitere Abfahrt ?präpariert? gehabt. Unsere Abfahrtsspuren waren jedenfalls nur mehr schemenhaft sichtbar.

Angehen gegen den Wind oberhalb der Waldgrenze
Angehen gegen den Wind oberhalb der Waldgrenze
Im Bereich der ?Schwarzbeerschneisen? und teilweise abkürzend im Wald gab es eine gut ausgetretene Spur von der ?Völkerwanderung? vor uns. Mit dieser war es aber oberhalb der Waldgrenze abrupt vorbei. Obwohl Philipp und Daniel knapp vor uns unterwegs waren, hatte der Wind ihre Spur in – im wahrsten Sinne des Wortes ? Windeseile wieder zugeweht. Und neben den vereinzelten Bäumchen haben sich ansehnliche Wechten gebildet.

Zweites Umrüsten für die Abfahrt? diesmal im Wind ? am Stuhleckgipfel
Zweites Umrüsten für die Abfahrt? diesmal im Wind ? am Stuhleckgipfel
Über die abgeblasene Hochfläche ging es schließlich wieder hinauf zum Gipfel, wobei das Suchen von Schnee zwischen den Steinen im Anstieg weniger Probleme bereitet als bei der Abfahrt. Lediglich der von seitlich vorne unaufhörlich blasende Wind hat die Sicht erschwert und mit dem Chill auch trotz der stetigen Fortbewegung kein wirkliches Wärmegefühl aufkommen lassen.

Auf ins Gewühl!
Auf ins Gewühl!
Deshalb haben wir unseren zweiten Aufenthalt am Gipfel auch sehr kurz gehalten. Nach dem Umrüsten für die letzte Abfahrt im Wind direkt neben dem Gipfelkreuz haben wir uns ins Pistengewusel gewagt und sind, wenig genussvoll, auf einem Mix aus Natur- und eisigem Kunstschnee zu Ausgangspunkt der Tour abgefahren. Die Stahlkanten der Geröllschier, die nicht mehr als solche, sonderen eher als Rundungen zu bezeichnen sind, mögen das ihrige dazu beigetragen haben.

Labung aus dem Flachmann
Labung aus dem Flachmann
Nach dem Abschwingen neben der Talstation der Sesselbahn gab zuerst einmal die von Philipp schon so lange angekündigte flüssige Labung aus dem Flachmann. Er hat nicht zu viel versprochen.

Backhendlsalat
Backhendlsalat
Durch diesen köstlichen Aperitiv und die 1.800 Hm davor waren die Magennerven für das folgende Schifahrermenu beim Einkehrschwung sensibilisiert. Es gab ,und das wird den Heinrich nach seiner entbehrungsreichen Zeit besonders freuen, handfeste Nahrung in Form von Leberknödelsuppe, Backhendlsalat und Apfelstrudel.

So gestärkt ging es wieder nach Hause, wo am Abend noch ?Chinesisch Neujahr? (Eingeweihte wissen, was wir seit 15 Jahren wirklich feiern) zelebriert wurde. Deshalb und wegen der verkürzten Nacht gibt es diesen Bericht von der gestrigen Tour auch ein bisschen verspätet.