mit dabei:
Philipp und Ernst
Schönwetter war für diesen Samstag angesagt. Dieses wollten wir mit einer Tour auf den Reichenstein jedenfalls nutzen. Und weil wir natürlich auch über die nach SO ausgerichtete Rote Rinne abfahren wollten, war ein sehr früher Tourenstart angezeigt, wollten wir nicht in die Schussbahn von abbrechenden Wechten kommen. Chris hat dies im Vorjahr (siehe Tour vom 13.04.2009) leidvoll erfahren.
Bereits knapp nach 1/4 7 Uhr sind wir bei bedecktem Himmel und einer frischen Brise bei der Schlepplift Bergstation auf der Präbichl Passhöhe gestartet. Nach wenigen Metern haben wir bereits angeschnallt und sind entlang der durch den nächtlichen Regen etwas aufgeweichten Piste ins Grübl angestiegen. Auch der erste Steilaufschwung oberhalb der Sesselift Bergstation war wegen des weichen Schnees kein Problem und die Spur konnte deshalb etwas steiler gewählt werden.
Über die nächste Geländestufe nach rechts hinauf hatten wir noch eine gute Sicht, aber gleich danach sind wir von unten in die Wolkensuppe eingetaucht. Die vermeintlich bei mehreren vorangegangenen Anstiegen gewonnene Geländekenntnis sowie die Unterstützung von Philipps HiTech GPS Handy haben uns ermutigt, weiter in Richtung NO Rinne anzusteigen.
Gerade als wir uns sicher waren, genau im Auslauf unterhalb der NO Rinne zu sein, hat uns Ernst, mit dem ich am Vorabend noch Informationen über unsere beabsichtigten Tourenziele ausgetauscht hatte, eingeholt und uns gleich über unsere zu flach angelegte Aufstiegslinie in Kennnis gesetzt. Auf Schiern sind wir daher zusammen noch ein Stück aufgestiegen und haben dann aufgepackt und die Steigeisen montiert.
Zuerst sind wir rechts der Rinne im dichten Nebel ein Stück angestiegen, danach haben wir die Rinne gequert und weil so viel Lockerschnee darin lag, haben wir den Anstieg ein Stück über das Schrofengelände links der Rinne fortgestzt.
Etwas unterhalb der Engstelle sind wir dann in die Rinne hinein. Ernst hat uns mit dem Schlagen von Stufen den Weg zu bereiten versucht. Lediglich der nachrieselnde Schnee hat dieses Werk vielfach teilweise wieder zerstört. So viel Schnee hatten wir in der Rinne jedenfalls nicht erwartet.
Vom Ausstieg aus der Rinne ging es dann entlang des Grats in kurzer Zeit hinauf zum Gipfel, den wir um 08.55 Uhr erreicht haben. Die Sonne hat zwar manchmal ganz kurz durch die angestauten Wolken geblinzelt, aber es hat nicht so ausgesehen, als ob es in der nächsten Zeit aufreissen würde. Deswegen haben wir uns nach der Gipfelrast bald für die Abfahrt fertig gemacht.
Und weil der Ernst alles lieber tut, als seine Schi zu tragen, sind wir gleich vom Gipfel weg in Richtung Reichensteinhütte abgefahren. Einige Felsen kunstvoll umfahrend sind wir so ohne wesentliche Beeinträchtigung des Materials zuletzt entlang der Wechte bis unterhalb der Reichensteinhütte gefahren.
Nach dem kurzen Anstieg haben wir im Windschatten der Hütte noch kurz auf Wetterbesserung gewartet Da aber auch jetzt sich keine Wetterbesserung abgezeichnet hat, sind wir zur Einfahrt in die Rote Rinne hinüber gegangen.
Der oberste Teil der Rinne bildete mit seinem unverspurten Weiß eine homogene Einheit mit dem Nebel, der uns die Sicht nach unten geraubt hat. Die Qualität des Schnees hat sich in der Folge sehr wesentlich von jenem Traum – Pulver, den wir bei unserer Abfahrt am 6.4.2008 vorgefunden haben, unterschieden. Der brüchige Harschdeckel ist plattig weggebrochen und hat uns wegen der Steilheit des Geländes während der Abfahrt überholt. Philipp hat gleich auch einen Handschuh mit in die Tiefe geschickt.
Ab der Rinnenmitte ist die Sicht schlagartig besser geworden. Dafür hat sich die völlig vereiste rippige Lawinenbahn in der Engstelle als nicht gerade optimale Unterlage erwiesen. Dieser Teil wurde daher sehr schaumgebremst absolviert, obwohl stetiger Steinebeschuss von oben zur Eile gedrängt hat.
Ab der Stelle, wo sich die Rinne nach Süden hin öffnet, ging es dann sehr flott auf Lawinenschnee und später auf traumhaftem Firn bis hinunter auf den Talboden im Kar, das vom Krumpensee in Richtung Rottörl hinaufzieht.
Ernst hat uns für die Abfahrt durch den Laugensack wesentlich besseren Schnee versprochen, als wir ihn uns nördlich des Rottörls hätten erwarten dürfen. Daher haben wir uns zum Wiederanstieg in den Sattel zwischen Grüblzinken und Vordernberger Zinken entschlossen.
Während wir aufgepackt haben, hat Ernst seine Abneigung gegen das Schi tragen wieder einmal demonstriert und hat die Felle aufgezogen. Danach ist er in dem überaus steilen Gelände ohne eine einzige Kehre bis zum oberen Ende des ersten Schneebandes aufgestiegen,. Danach hat er über eine apere Stelle zum nächsten noch steileren Schneefeld gewechselt und ist über dieses mit seiner ?Spitzkehrenvermeidetechnik? mit lediglich einem Links-rechts-Schlenkerer bis zum Sattel angestiegen.
Wir haben hinterher geschnauft und als wir nach einer ¾ Stunde endlich auch oben waren, hat Ernst schon vom Grüblzinken herunter gegrüßt und von dort aus der Vogelperspektive die beste Abfahrtsrinne in den Laugensack ausgelotet. Wie ich nach gemeinsamen Touren in den Vorjahren schon einmal festgestellt habe, muss er wohl irgendwo eine Gämse in seinem Stammbaum stehen haben.
Nachdem er wieder zu uns abgefahren war, haben wir uns für die letzte Abfahrt des Tages fertig gemacht. Die von ihm ausgekundschaftete Rinne hat uns mit lupenreinem Pulverschnee empfangen und dementsprechend jubelnd sind Philipp und ich nach unten gebraust. Ernst hat eine daneben liegende schmälere Rinne probiert.
Etwas weiter unten gab es einen nahtlosen Übergang vom Pulver zum Firn. Im flacheren Teil des Laugensack war der Firn dann etwas tiefer. Über die nächste Geländestufe, den Lahngang, gab es dann sulzigen, aber immer noch gut fahrbaren Schnee. Über die Piste ging es schließlich zurück in Richtung Präbichl.
Danach haben Philipp und ich die Schi geschultert und sind entlang des teilweise ausgeaperten Bahndamms zurück in Richtung Ausgangspunkt der Tour auf der Passhöhe. Einzig einmal haben wir den gleichmäßig geneigten Aufstieg unterbrechen müssen, als es galt einem auf die Geleise gestürzten Baum durchs Gelände unterhalb des Bahndamms auszuweichen. Ernst hat sich, weil er ja bekanntlich die Schi so ungern trägt, wieder für das Auffellen entschieden und ist über die Pisten und deren diversen Querverbindungen zu seinem Ausgangspunkt beim Präbichlerhof aufgestiegen.
Knapp vor Mittag haben wir diese grandiose Tour bereits beendet, gerade recht für die mittägliche Einkehr. Und weil sich der Heinrich im Kollegenkreis über die kärgliche Nahrungsaufnahme nach den letzten Touren beklagt hat, habe ich auch ihm zuliebe diesmal ein köstlich knuspriges Kalbswiener zum Auffüllen der Energiespeicher verdrückt.