Hochgang

mit dabei:
Christoph und Hans Jörg

1.944 m oder 1.945 m? Egal, Hauptsache oben!
1.944 m oder 1.945 m? Egal, Hauptsache oben!
„Schon wieder so ein unbedeutender Gupf am Schwaben innerhalb von einer Woche?“ wird sich der regelmäßige Besucher meines blogs jetzt vielleicht fragen.
Ja es stimmt, dass der Hochgang nur eine wenig ausgeprägte Gipfelkuppe im nördlichen Hochschwabmassiv ist. Aber bei dieser Karfreitagstour hat nicht der Gipfel gezählt, sondern wir waren frei nach dem Motto von P. Watzlawick „Der Weg ist das Ziel“ unterwegs. Daher haben wir uns auch für die alpinste aller möglichen Varianten für den Anstieg auf den Schwaben, das Weittal, entschieden.

Aufstieg aus dem Kanlergraben über den Jägersteig
Aufstieg aus dem Kanlergraben über den Jägersteig
Bei der Einmündung des Kanlergrabens in die Salza ging es direkt ab der Bundestraße mit aufgepackten Schiern los. Zuerst folgten wir bei trübem Wetter dem Forstweg in den Graben. Später sind wir dann entlang des Jagdsteiges an der rechten Grabenseite weiter angestiegen. Von unten sind wir dabei in die Nebeldecke eingetaucht und haben vorbei an unzähligen Schneerosen an Höhe zugelegt.

Nach einer Stunde konnten wir dann an der Stelle, wo der Jagdsteig wieder in den Graben mündet, auf einer Seehöhe von ca. 980 m, anschnallen. Über den den Bachlauf überdeckenden Lawinenkegel ging es dann weiter aufwärts. Zu diesem Zeitpunkt hat auch leichtes Nieseln eingesetzt. Wegen der Härte des Lawinenkegels und auch wegen der Steilheit des Geländes haben wir sehr bald die Harscheisen montiert.

Hinüberwechseln ins Weittal
Hinüberwechseln ins Weittal
Gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich als wir an der Stelle, wo sich die Wege in Richtung Weittal und Hochgangrinne trennen, war der Nebel so dicht, dass wir etwas zu weit in der geraden Linie aufgestiegen sind. Der natürliche Orientierungssinn und die anschließende Kontrolle mit dem mitgetragenen elektronischen Navigationsgerät, haben uns aber sehr schnell wieder auf den richtigen Weg zurückgeführt.

Zustieg zum Felsriegel im Weittal
Zustieg zum Felsriegel im Weittal
Einige Höhenmeter mussten daher wieder abgebaut werden bevor wir unter einer Felswand ins Weittal hinübergewechselt haben. Dort sind wir bis unter den Felsriegel, der den weitern durchgehenden Anstieg auf Schiern unmöglich macht, angestiegen. Bevor es an die Kraxlerei ging, haben wir uns einmal mit einer kleinen Jause gestärkt. Direkt proportional zum Sättigungsgrad hat sich auch derjenige der uns umgebenden Luft noch einmal erhöht. Es hat nämlich zu regnen begonnen. Trotzdem sind wir nach der Pause noch auf Schiern bis unmittelbar unter die Felsen aufgestiegen.

Aufstieg über den 1. Felsriegel
Aufstieg über den 1. Felsriegel
Nach dem Aufpacken der Latten hieß es nun zum ersten Mal an diesem Tag kraxeln. Das durchgehende Schneeband war lediglich im Randbereich etwas eisig und daher unproblematisch zu besteigen. Das Schneefeld hinauf zum zweiten Felsriegel haben wir auch gleich mit aufgepackten Schiern überwunden. Der zweite Felsriegel hat uns auch mit einem vermeintlich durchgehenden Schneeband empfangen, sodass wir die Rampe an der rechten Seite nicht bemühen mussten.

Aufstieg im Weittal zum Hochgang
Aufstieg im Weittal zum Hochgang
Die Kletterei war auch hier kein allzu großes Problem, auch wenn einige schneefreie Felsen zwischen den Schneeflächen überstiegen werden mussten. Schließlich waren wir oberhalb der Felsriegel und haben beschlossen, die Schiern gleich am Rucksack zu belassen. Wegen der Steilheit des Geländes und dem trittfesten Schnee war diese Aufstiegsmethode ökonomischer als in vielen Spitzkehren anzusteigen. Außerdem haben wir an vergangenen Karfreitagen auch schon einmal die Schier vom Talboden bis zum Gipfel am Rücken getragen und dort dann daraus ein Kreuz gebastelt.

Hans Jörg und Chris am Hochgang
Hans Jörg und Chris am Hochgang
Diesmal haben wir aber dort, wo sich die Hangneigung wieder etwas reduziert hat, angeschnallt. Der Regen ist hier schön langsam in nassen Schneefall übergegangen. Nach den letzten Metern hinauf in Richtung Gipfel haben wir uns sehr über das kleine – auf der Karte nicht vermerkte – Gipfelkreuz gefreut. Die ursprüngliche Absicht, über den Kellerbrunn auf den Hochwart weiter zu gehen, hatten wir zu diesem Zeitpunkt wegen der Durchfeuchtung und auch wegen möglicher Orientierungsprobleme im Nebel auf der Hochfläche bereits verworfen. Auch dort oben hätten wir, wie wir uns vor 4 Wochen zum wiederholten Male überzeugen konnten, ein fest verankertes Kreuz vorgefunden.

Abfahrt im Weittal
Abfahrt im Weittal
Ohne Kreuzbastelei konnten wir also den Gipfelaufenthalt recht kurz halten und sind – für kurze Zeit trocken mit trockener Kleidung versehen – in die zu diesem Zeitpunkt wieder ziemlich dichte Nebelsuppe hineingefahren. Bei der Einfahrt ins Weittal hat sich die Sicht gebessert. Sehr genussvoll haben wir ab da die schweißtreibend erarbeitete Höhe wieder abgebaut Der Regen hat dabei nicht gestört. Die kompakte Schneedecke hat bestens getragen und oberflächlich ist die etwas weichere Auflage weggespritzt.

Abklettern über den 2. Felsriegel
Abklettern über den 2. Felsriegel
Oberhalb des Felsriegels sind wir wieder in die Nebelsuppe eingetaucht. Bis zum letztmöglichen Punkt, ab dem eine Abfahrt nicht mehr möglich war, sind wir zwischen den Felsen noch gefahren. Dann kamen die Schier für die Kraxlerei über die Felsstufe auf den Rucksack.

Tiefblick über den 1. Felsriegel
Tiefblick über den 1. Felsriegel
Im Gegensatz zum Aufstieg kamen sie für die kurze Abfahrt über das Schneefeld zwischen den Felsstufen aber danach wieder herunter. Oberhalb der nächsten Felsstufe musste aber erneut aufgepackt werden. Aber nach dem Abstieg über diese Barriere durften sie wieder für längere Zeit den luftigen und wackeligen Platz an den Rucksäcken verlassen.

Trotz des jetzt noch stärker werdenden Regens gab es auch in dieser Höhe immer noch ausgezeichnete Schneeverhältnisse für die weitere Abfahrt hinunter in den Kandlergraben. Nach dem Durchfahren des Waldgürtels ging es dann begleitet von einigen Geräuschen, die sich bei den unvermeidlichen Kontakten mit den vielen Steinen im Lawinenschnee ergeben, wieder bis zu jenem Punkt, wo wir in der Früh angeschnallt hatten.

Schneerosen
Schneerosen
Jetzt durften die dabei etwas geschundenen Latten endgültig auf den Rucksäcken Platz nehmen. Entlang des Jägersteigs sind wir dann vorbei an vielen blühenden Frühlingsboten wie Schneerosen, Sumpfdotterblumen, neunblättrigem Zahnwurz, Leberblümchen und Seidelbast in etwas mehr als einer ¾ Stunde in den unteren Kandlergraben und weiter ins Salzatal abgestiegen. Dort sind wir bei unvermindertem Regen um nichts weniger durchnässt als die auf der Salza vorbeifahrenden Paddler angekommen.

Vater und Sohn auf Wallfahrt in Mariazell
Vater und Sohn auf Wallfahrt in Mariazell
Nach dem Wechseln der Kleidung und dem Verstauen der triefenden Ausrüstung haben wir uns dann auf den Weg nach Mariazell gemacht. Es ist wohl angebracht, gegen Ende einer so tollen Tourensaison dafür und auch noch für so mach anderes „Danke!“ zu sagen. Das haben wir bei der Magna Mater Austriae dann auch gemacht. Dort haben wir dann auch noch eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum uns St. Peterer der Hl. Petrus an diesem Tag so viel von seinem flüssigen Segen geschenkt hat. Vielleicht wollte er uns vorweg schon dafür entschädigen, dass in die Basilika an diesem Karfreitag die Weihwasserbehälter ausgetrocknet waren und erst nach der Wasserweihe in der Osternacht wieder befüllt werden.

Für den Heinrich gibt es zum Schluss nach der Nullnummer vom Dienstag auch noch eine kurze Information. Bei der kurzen Einkehr gab es – dem Fasttag entsprechend – eine steirische Käsesuppe. Die motorisierte Hochschwabumrundung (Anfahrt über Präbichl und Hieflau) haben wir dann bei unvermindertem Regen mit der Heimfahrt über Seeberg und Pogusch beendet.

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