mit dabei:
Hans Jörg und Michael
Wenn sich der April mit unberechenbarem Wetter einstellt, dann ist die Wahl des Tourenziels nicht immer leicht. Diesmal haben wir insofern eine gute Nase bei der Auswahl des Ziels und des Timings bewiesen, als wir exakt zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Auch wenn es zwischendurch sehr nebelig war, dort wo wir gute Sicht gebraucht haben, hat es diese nicht nur gegeben, sondern sie wurde sogar noch von Sonnenstrahlen begleitet.
Eingeparkt haben wir bei der Talstation des Weidtalliftes, weil einerseits zu diesem Zeitpunkt die Gipfel noch großteils hinter Wolken versteckt waren und wir daher bis zum erhofften Aufklaren noch Zeit hatten und weil es andererseits angenehmer ist, die Tour mit einer Abfahrt zu beenden und nicht zum Schluss noch einmal für den Anstieg zur Passhöhe auffellen zu müssen.
Nach einer Viertelstunde mit den Schiern am Rucksack haben wir dann auf der Grübl-Piste angeschnallt und sind bei leichtem Schneetreiben vorbei an der Sessellift-Bergstation weiter angestiegen. Beim weiteren Anstieg hinauf in Richtung Rottörl ist mit zunehmender Höhe die Sicht immer schlechter geworden.
Eine kurze Pause haben wir dazu genützt uns noch einmal zu orientieren und die NO-Rinne im Blindflug möglichst direkt anzupeilen. Ein Stück sind wir in der Folge noch auf Schiern angestiegen bevor diese wieder auf den Rucksack geschnallt wurden. Im Gegenzug durften die Steigeisen aus dem Rucksack heraus und an den Schuhen Platz nehmen.
Bei sehr schlechter Sicht ging es dann weiter hinauf in die Rinne. Die Spuren eines Spitzkehrenakrobaten, der uns schon aus der Rinne wieder auf Schiern entgegengekommen ist, haben die Suche nach dem richtigen Aufstiegsweg ab jetzt sehr erleichtert. Erschwert wurde der Anstieg jedoch durch die Mächtigkeit der Schneedecke. Stellenweise sind wir beim Hinaufwühlen bis zur Engstelle sehr tief im Neuschnee versunken. Abwechselnd haben wir versucht, den Nachkommenden eine gescheite Spur zu legen. Knapp unterhalb der Engstelle hat sich der Nebel gelichtet .
Bei durchblinzelnder Sonne und zunehmender Steilheit ist in der Folge der weitere Anstieg im obersten Teil der NO-Rinne um einiges leichter gefallen. Beim Ausstieg aus der Rinne hat sich allerdings neuerdings eine Nebelbank vor die Sonne geschoben. Nach dem Schlussanstieg haben wir den Gipfel nach einer Aufstiegszeit von insgesamt 3 Std 10 min (einschl. Pausen und Umrüstzeiten) erreicht.
Die Nebelbank hat sich dann aber exakt für die kurze Zeit, die wir am Gipfel verbracht haben, wieder verzogen und die Sonne hat sich wieder einmal zum richtigen Zeitpunkt eingestellt. Knapp darauf ist der Vorhang dann wieder zugegangen und im Blindflug haben wir den Abstieg vom Gipfel und den weiteren Weg hinüber zur Reichensteinhütte, vorbei an riesigen Wechten, absolviert. Wenn es in nächster Zeit einmal eine starke Erwärmung gibt, dann sollte man sich nicht unbedingt in der Roten Rinne aufhalten, will man nicht von einer solchen getroffen werden.
Einige Meter weiter sind wir dann noch bis zum Einfahrtsbereich in die Rote Rinne gegangen. Und bereits während des Umrüstens für die Abfahrt ist plötzlich der Nebel wieder verschwunden. Jetzt war keine Zeit mehr für eine Jause. Die Rinne voll in der Sonne hatte jedenfalls Vorrang vor der Befriedigung elementarster Bedürfnisse wie Essen und Trinken.
Der Neuschnee (ca. 15 cm auf einem Harschdeckel) hat sich nach der Einfahrt in die Rinne auf etwas mehr als Schibreite gleich einmal von selbst in die Tiefe verabschiedet. Auf seinem durch die Schwerkraft vorgegebenen Weg nach unten hat sich dabei die Spur zusehends verbreitert und uns einen Abfahrtskorridor freigeputzt. In diesem oder knapp daneben sind wir in der Folge jubelnd durch die Rinne abgefahren.
Im unteren Bereich der Rinne haben wir dann den Korridor bzw. die dort verteilten Lawinenknollen verlassen und sind daneben im zunehmend schwerer werdenden Pulverschnee hinunter gecarvt. Im letzten Teil der Abfahrt hinunter in den Karboden ist es dann auch noch firnig geworden. Als wir schließlich am tiefsten Punkt abgeschwungen und uns jetzt endlich die Jausenpause gegönnt haben, ist zwar der Nebel nicht mehr wiedergekehrt, aber die Sonne war auch schon wieder weg.
Nach der Stärkung haben wir wieder aufgefellt und genau vis à vis der Roten Rinne ging es recht steil wieder aufwärts. Der Neuschnee der letzten Tage hatte die bereits ausgeaperten Flächen größtenteils wieder zugedeckt und so konnten wir ziemlich weit auf Schiern aufsteigen.
Schließlich wurde wieder aufgepackt und vorbei an blühendem Steinbrech haben wir nach einer Aufstiegszeit von etwas mehr als einer Stunde den zweiten Gipfel des Tages, den Vordernberger Zinken, erreicht. Einige Zeit dieses Aufstiegs haben wir aber auch dafür verwendet, immer wieder auf unsere Abfahrtsspuren in der Roten Rinne zurück zu schauen.
Nach der Gipfelrast und Hans Jörgs Rauchopfer hatte ich schon Bedenken, dass sich nun die Wolkendecke endgültig schließen würde. Aber exakt als wir mit dem Umrüsten für die Abfahrt fertig waren, hat sich erneut die Sonne gezeigt. Abermals waren wir daher gefordert, die Gunst der Stunde zu nutzen und sind sofort durch schweren Pulverschnee lustvoll zu Tal gebraust.
Jeder Abfahrtsmeter war ein Genuss und die weichen Knollen – von einigen bereits vor uns abgefahrenen Kollegen verursacht – waren dabei überhaupt nicht hinderlich. Ab dem Mittelteil der Rinne, dort wo sie etwas flacher wird, ist der Schnee dann auch noch firnig geworden.
In weiterer Folge hat es dann unter unseren Latten gerauscht und hätte uns nicht ein Stichweg aus der Rinne hinausgeleitet, wir wären noch bis ans letzte Ende des Weidtals gerade hinunter gebraust. Allerdings hätten wir dann einige Meter mehr absteigen müssen.
Die wollten wir uns aber sparen und daher sind wir entlang des Weges bis zur Bergstation des Weidtalliftes hinüber gequert und dann entlang der Lifttrasse abgefahren. Nach einer kurzen schneefreien Passage haben wir uns schließlich auf dem letzten Schneerest, der am Pistenrand noch übrig geblieben ist, fast bis zum Auto fahrend abwärts bewegt.
Die wenigen Meter bis dahin sind wir nach so vielen Abfahrtsmetern gerne mit geschulterten Schiern abgestiegen. Nach dem Umziehen und Trocknen der Ausrüstung in der warmen Nachmittagssonne ging es dann zum Einkehrschwung. Obwohl der Heinrich in seinem letzten Kommentar eindeutige Anweisungen gegeben hat, mit welchem Werkzeug wir die verbrannten Kalorien wieder zuführen sollten, haben wir doch „nur“ einen Altwiener Suppentopf geordert. Und den isst man eben mit einem Löffel. Aber zu seiner Beruhigung sei angemerkt, dass die Wirtin unter den Nudeln ganz viel fein geschnittenes Rindfleisch und knackiges Gemüse versteckt hatte.