Weil sich die ständigen Schitourenpartner wegen diverser Vorhaben an diesem Wochenende von Belgien über Kroatien bis nach Australien über den halben Erdball verstreut hatten, bin ich wieder einmal alleine auf Tour gegangen. Aber warum weit in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? Und Kaiserwetter hatte sich außerdem eingestellt. Das frühsommerliche Schönwetter hatte allerdings den Nachteil, dass auch die nächtlichen Temperaturen in 2000 m Höhe nicht unter 10 Grad hinunter gingen. Daher war wieder einmal ein sehr früher Aufbruch angesagt, um wenigstens die abstrahlungsbedingte Verfestigung der Schneedecke nutzen zu können.
Um 6.15 bin ich bei der Bergstation des Schlepplifts auf der Passhöhe am Präbichl gestartet. Nach wenigen Metern habe ich dann angeschnallt und bin entlang der Schipiste, vorbei an der Bergstation des Sessellifts, recht flott angestiegen.
Mit der Sonne im Rücken ging es weiter hinauf ins Grübl. Im Gegensatz zur Vorwoche, wo wir ab hier im Blindflug weiter angestiegen sind, war heute die Sicht ungetrübt und somit der gesamte weitere Tourenverlauf einsehbar.
Problemlos bin ich auf griffigem Schnee ohne Harscheisen etwas weiter aufgestiegen als am letzten Samstag. Dort wurden die Schier auf den Rucksack gepackt und zur Sicherheit die Steigeisen montiert. Bei den heutigen Schneeverhältnissen wären sie nicht unbedingt nötig gewesen, aber beim Gehen auf gefrorenem Boden und auch am Wassereis im Gipfelbereich geben sie schon zusätzliche Sicherheit.
In herrlichen Trittstufen – welch ein Unterschied zur Wühlerei am letzten Samstag – ging es wie auf einer Treppe hinauf bis in die Engstelle. Mitten drin habe ich einen kurzen Stopp eingelegt, um das obligate Foto nach unten und ein weiteres nach oben zu schießen.
Und genau in diesem Augenblick hat mich eine kleine Lawine von oben getroffen. Mit den Steigeisen war es kein Problem die Balance zu halten und ich bin schnell einmal aus der Schusslinie an den Rand der Rinne hinausgestiegen. Der Verursacher der Fontäne, der keine direkte Sichtverbindung zu mir und einem weiteren nachfolgenden Aufsteiger unter mir hatte, hat aber nach einem Probeschwung seine Abfahrtsambitionen durch die NO Rinne beendet und uns dadurch vor weiterem Schneebeschuss von oben bewahrt. Danke!
Nach dem Ausstieg aus der Rinne ging es die letzten Meter hinauf zum Gipfel, der mit seinem Wassereisüberzug in der Sonne geglänzt hat wie Zuckerguss. Exakt 2 Stunden nach meinem Aufbruch auf der Passhöhe – mit Pause zum Steigeisen montieren und Schi aufpacken – war ich am Gipfel. Den kurzen Gipfelaufenthalt habe ich nur zum Trinken, zum Felle abziehen und zum Durchschnaufen genutzt. Weil ich mich nämlich schon während des gesamten Anstiegs durch die Rinne immer wieder versichert hatte, dass außer dem unmittelbar hinter mir aufsteigenden Kollegen sich kein weiterer Aufsteiger in Einzugsbereich der Rinne aufhielt, wollte ich so schnell wie möglich wieder durch diese abfahren.
Nach dem Abstieg vom Gipfel wurden also die Steigeisen schnell verstaut und dann konnte die Abfahrt beginnen. Von „Abfahrt“ kann allerdings bis nach der Engstelle nicht wirklich gesprochen werden. In der noch breiteren Einfahrt bringt man mit jedem Schwung so viel von dem aufgeweichten Schnee in Bewegung, dass man danach immer abstoppen muss, um jedes Mal eine kleine Lawine vorbei zu lassen. Auch das Rutschen und Staffeln in der Engstelle, die gerade einmal eine Schilänge in der Breite misst, kann nicht wirklich als Abfahrt bezeichnet werden.
Aber unterhalb der Engstelle ging es dann dafür umso flotter durch ziemlich schweren Schnee talwärts. Die Hänge hinunter ins Grübl haben dann stellenweise auch noch ganz passablen bis guten Firn geboten.
Nach einem kurzen Plausch mit Mario und Heinz, die ich nun endlich auch einmal im Gelände getroffen habe, ging es dann wieder durch etwas schwereren Schnee hinunter bis zur Sessellift Bergstation. Die flotte Abfahrt auf noch festem Pistenschnee habe ich dann ohne weitere Unterbrechung direkt neben dem Bahngleis beendet. Entlang der Schienen ging es dann das kurze Stück zurück zum Parkplatz, wo ich die Tour bereits um 9.15 Uhr beendet habe.
Bei der Heimfahrt habe ich noch kurz gestoppt, um einen Blick ins Weidtal zu werfen. Dort, wo wir vor einer Woche noch genussvoll abgefahren sind, hat mittlerweile eine Grundlawine die Rinne verwüstet. Der Laugensack daneben schaut – vorerst – noch ganz gut aus.
Einen Einkehrschwung gab es zu dieser frühen Stunde noch nicht. Überdies war ja auch die mitgetragene Jause noch im Rucksack. Beim schnellen Anstieg und der flotten Abfahrt gab es keine Zeit, diese zu verzehren. Das wurde jetzt während der gemütlichen Heimfahrt nachgeholt. Und bereits um ½ 11 Uhr – so früh wie noch nie – war ich wieder zu Hause in Graz St. Peter. Dem Heinrich sei zum Abschluss noch verraten, dass der ausgelassene Einkehrschwung mit der Eröffnung der Grillsaison an diesem Wochenende jedenfalls wieder wettgemacht wurde.