mit dabei:
Philipp
Der Titel dieser Tour zeigt schon, dass es sich um keine gewöhnliche gehandelt hat. Beim Durchforsten meiner analogen Tourenaufzeichnungen habe ich nämlich im Vorfeld der Schitour festgestellt, dass dies die 400. in den letzten 15 Jahren aufgezeichnete Tour war. Und runde Tourenjubiläen sind auch schon in der Vergangenheit mit einem speziellen Zeremoniell gefeiert worden. Nur schade, dass die Tourenrunde wegen anderer Verpflichtungen diesmal stark dezimiert war.
Einige zusätzliche Utensilien mussten im Rucksack Platz finden und Brigitte hat, wie schon bei vergangenen Jubiläen, wieder eine köstliche Schokotorte in meine Jausendose gezaubert. Dafür und für vieles mehr ist es auch hier wieder einmal Zeit „Danke!“ zu sagen.
Etwas früher als üblich sind wir von zu Hause weg gefahren und haben während der Anfahrt von St. Ilgen aus die Gipfel noch in Wolken gesehen. Es war aber zu erwarten, dass es im Laufe des Vormittags aufklaren sollte. Und dann kann man bei einer südseitigen Steilabfahrt nie früh genug dran sein. Knapp nach 7 Uhr sind Philipp und ich beim Bodenbauer mit geschulterten Schiern gestartet. Noch in Sichtweite des Gasthauses haben wir erstmals angeschnallt, waren aber bis zur Überquerung des Trawiesbaches mehrmals gezwungen zum Zwecke der Fellschonung wieder abzuschnallen und apere Stellen zu übertragen.
Nach dem Bach wurde wieder angeschnallt, aber unterhalb der Hundswand ist uns abermals der Schnee ausgegangen. Im Anschluss an eine weitere kurze Tragepassage blieben die Schibindungen nun endgültig zu. Beim direkten Anstieg ins Rauchtal war die Schneedecke so weich, dass die Steilheit des Geländes auch ohne Harscheisen kein Problem darstellte. Die Sonne hat erstmals durch die Wolkendecke geblinzelt und wir haben – vorerst – unsere Wettererwartungen bestätigt gesehen.
Recht flott haben wir an Höhe gewonnen und uns nach 1 ¾ Stunden Aufstiegszeit oberhalb vom Jausenstein eine Pause zur Stärkung gegönnt. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich die Harscheisen montiert. Die waren für die folgende teilweise vereiste Steilpassage absolut notwendig, da auch der böige Wind an Intensität zugenommen hat. Höchste Konzentration war vor allem bei den Spitzkehren gefragt. Nach einem schmerzvollen Ausrutscher vor Jahren etwas weiter oben bin ich hier besonders sorgsam ans Werk gegangen. Für die nächste ¾ Stunde gibt es daher auch kein Fotodokument des Aufstiegs. Und das heißt etwas bei einem wie mir, der mitunter inflationär den Auslöser betätigt.
In der etwas flacheren Passage hinauf zum unteren Rauchtalsattel hat uns der noch an Stärke zulegende Wind direkt entgegen geblasen. Vom Rauchtalsattel ging es kurz abwärts ins eigentliche Rauchtal. Dieses hat wieder einmal seinem Namen wirklich Ehre gemacht, da die Sichtweite gegen Null geschwunden ist.
Schließlich sind wir nach rechts hinauf in Richtung Zagelkogel. Zum böigen Wind ist jetzt auch noch ein heftiger Graupelschauer dazugekommen. Und als die letzten Konturen rund um uns auch noch verschwunden sind, hat wieder einmal die Elektronik aushelfen müssen. Mit Hilfe des Navigationsgerätes haben wir den weiteren Weg zum Gipfel gesucht – und auch gefunden.
In Gipfelnähe ist dann fast die Sonne durchgekommen. Wieder haben wir unsere Erwartungshaltung bestätigt gesehen und auf weitere Aufklarung gehofft. Nach 3 3/4 Stunden waren wir schließlich am Gipfel. Jetzt hieß es für mich erst einmal die traditionelle Jubiläumskleidung anzuziehen. Das hat sich bei dem starken Wind als nicht ganz einfach erwiesen. Die Smokingfliege hat sich gar nicht fixieren lassen und musste daher mit den Zähnen festgehalten werden.
Der zweite Berg aus dem Tourentitel, der Schererkogel, mein Lieblingsberg in der Südsteiermark, war in flüssiger Form vertreten. Ein sehr edler Muskateller Frizzante hat nicht das erste Mal ein Schitourenjubiläum begleitet. Allein das Einschenken in die ebenfalls mitgetragenen Gläser hat der starke Wind etwas gestört. Nicht nur das eine oder andere Kugerl, sondern größere Mengen der schäumenden Köstlichkeit sind daher entfleucht. Schade darum.
Nach dem Anschneiden der Torte haben wir erst einmal die Hälfte davon verzehrt. Gerne hätten wir an Tourenkollegen – wie auch vom Sprudelwasser – etwas davon abgeben, aber es ist leider niemand unseren Spuren gefolgt. Also haben wir uns „geopfert“ und auch den Rest noch verzehrt bzw. ausgetrunken.
Schließlich musste das viele Leergut wieder in den Rucksack. Danach hat bei den Überlegungen betreffend die beste Abfahrtsroute die Naheliegendste das Los gezogen. Bei den miserablen Sichtverhältnissen hätten wir sicher auch entlang der Aufstiegsroute zurück gefunden. Aber die Abfahrt durch das Zagelkar erschien uns bei weitem einfacher.
Sehr schnell waren wir an der Einfahrt zum Zagelkar. Beim Putzen meiner vereisten Sonnenbrille ist mir ein Glas herausgefallen und eine starke Windboe hat dieses in die Tiefen des Zagelkars auf Nimmerwiedersehen mitgenommen. Sollte es wider Erwarten jemand finden, so danke ich jetzt schon für die Rückmeldung.
Durch eine 5 – 10 cm dicke Trieb- bzw. Neuschneeauflage auf einem griffigen Harschdeckel sind wir dann bei schnell besser werdender Sicht und abnehmendem Wind jubelnd talwärts gebraust. Der bei jedem Schwung losgelöste Schnee musste dabei immer wieder einmal vorbei gelassen werden.
Weiter unten ist der Schnee dann etwas fauler geworden und bei der Schrägfahrt hinaus zum Vogelbad hat es ganz schön gestoppt. Sehr stumpf war der Schnee dann auch bei der weiteren Abfahrt durch das Trawiestal, wo sich unterhalb des Rauchtals die Runde für uns geschlossen hat. Zu diesem Zeitpunkt hat es satt zu regnen begonnen. Unterhalb der Hundswand, als wir wieder abgeschnallt haben, hat sich dann auch noch Graupel unter den Regen gemischt.
Vorbei an unzähligen blühenden Schneerosen sind wir dann bei typischem Aprilwetter, kurze Strecken abfahrend, längere aber gehend, zum Ausgangspunkt der Tour zurückgekehrt. Für Philipp, der morgen via Singapur wieder einmal auf mehrwöchige Dienstreise zu mehreren Destinationen in Australien und China aufbricht, war dies gleich einmal eine vorgezogenen Thrombose Prophylaxe.
Nach dem Verstauen der Ausrüstung sind wir eingekehrt. An solch einem Tourenjubiläum soll auch der Heinrich seine Freude haben. Daher darf ich ihm heute von einem Schnitzerl mit Reis und Preiselbeeren als Kontrast zu dem vielen Süßkram (O-Ton Heinrich) zuvor am Berg berichten.
Bei der Heimfahrt haben wir noch einmal in St. Gilgen kurz gestoppt und auf die jetzt gut sichtbare Aufstiegs- und Abfahrtsroute zurückgeblickt. Nach der Heimkehr haben wir uns endgültig in unseren Wettererwartungen bestätigt gesehen und den Kaffee im Garten in der Sonne liegend eingenommen. Dass es bei der späteren Gartenarbeit schon wieder bewölkt war, ist eine andere Geschichte, die mit der Schitour aber nichts zu tun hat.