mit dabei:
Hans Jörg, Michael und Philipp
Da capo!
Wenn die Witterung rundherum an der Schneedecke knabbert und auch für den weiteren Tagesverlauf schon wieder mit Gewittern zu rechnen ist, sollte man sich bei der Wahl des Tourenziels auf Bekanntes zurückziehen und wieder sehr früh aufbrechen. Da die Kollegen am Mittwoch nicht dabei waren, lag es nahe, meine „Erkundungstour“ und die dabei gewonnenen Erfahrungswerte zu nutzen.
Nach einer kurzen Nacht sind wir auch diesmal schon um ¾ 6 Uhr am Präbichl gestartet. Die Schneeauflage auf der Piste war zwar, vor allem durch den nächtlichen Regen, dünner geworden, aber schon knapp oberhalb des Bahngleises haben wir angeschnallt. Entlang der Piste ging es mit der aufgehenden Sonne im Rücken aufwärts.
Nach dem ersten Steilhang ging es vorbei am Holzlagerplatz der Reichensteinhütte. Anschließend haben wir auch noch die nächste Geländestufe überwunden und uns beim Anblick der mächtigen Wechtenbrüche vom Rössl eingebremst.
Der Reichenstein hat sich, vom nächtlichen Gewitterregen reingewaschen, in seiner vollen Pracht gezeigt. Auch das letzte Gipfelwölkchen schien sich gerade zu verziehen. Daher habe ich einmal kräftig Sonnencreme ins Gesicht geschmiert. Dabei habe ich wohl ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Die Sonne hat offensichtlich gemeint, meinen Anforderungen nicht gerecht werden zu können und hat sich recht bald wieder hinter der schnell aufziehenden Quellbewölkung versteckt.
Die Sicht war aber immer noch so weit gegeben, dass das Orientieren hinauf in Richtung NO Rinne kein Problem darstellte. Auf den Schneefeldern waren jetzt sehr deutlich die Spuren des nächtlichen Unwetters mit Hagelschlag zu sehen. Die Hagelschlossen steckten einerseits im Schnee, andererseits waren die Schneefelder stellenweise stark unterspült. In den dadurch entstandenen Kratern hatten sich die Hagelschlossen auch gesammelt.
Auf der durch den Regen gegenüber dem Mittwoch etwas kompakteren Schneedecke war es trotzdem kein Problem mit kurzen Unterbrechungen bis zu jener Stelle ohne Harscheisen anzusteigen, wo ich schon das letzte Mal aufgepackt hatte. Auch heute kamen wieder die Steigeisen an die Schuhe und danach ging es weiter hinauf in Richtung NO Rinne.
In der Rinne selbst waren die alten Trittspuren verwaschen und mit Hagelkörnern gefüllt. In der Rinnenmitte hatte sich eine dicke Schicht mit Hagelschlossen aus dem Steilgelände gesammelt. Durch diesen „Neueiszuwachs“ ging es stetig aufwärts.
Auch am Beginn der Engstelle gab es etwas Eiszuwachs. Die Schneedecke war dort in den letzten drei Tagen stark geschrumpft, dafür aber das drunter verborgene Wassereis zu Tage getreten. Die Steigeisen haben hier ihren guten Dienst getan. Der restliche Anstieg über das steile Schneefeld hinauf zum Ausstieg aus der Rinne war dann wieder unproblematisch. Lediglich die Sicht war ziemlich schlecht.
Über die ausgeaperte, aber mit Hagelkörnern übersäte nächste Geländestufe haben wir schließlich nach 2 ½ Stunden Aufstiegszeit den Gipfel erreicht. Die Sonne hat zwar kurz durchgeblinzelt, bei der vielen Sonnencreme, die ich immer noch um meine Mundwinkel gepatzt hatte, sich aber gleich wieder hinter die Wolken zurückgezogen.
Nach der Jause sind wir vom Gipfel abgestiegen und im Nebel zur Reichensteinhütte hinübergewandert. Vorbei an der Hütte ging es zur Einfahrt in die Rote Rinne. Dort haben wir nach dem Umrüsten für die Abfahrt auf ein Sonnenfenster gewartet.
Nachdem sich dieses nicht eingestellt hat, haben wir die Abfahrt im Nebel begonnen. Die Schneedecke war auch hier durch den nächtlichen Gewitterregen sehr homogen. Die Hagelkörner darauf haben auch für ungewachste Schier wie Gleitlager fungiert.
Wieder hat sich sehr viel von dem bei der Abfahrt gelockerten Schnee ins Steilgelände verabschiedet und ist in den Schleifrinnnen nach unten gerauscht. An der Engstelle, ab der die Streuung mit rotem Gestein nach unten hin zunimmt, gab es unter Beachtung der mit Regenwasser getränkten Wechten hoch darüber keinen Grund, länger als unbedingt nötig zu verweilen.
Die Schleifrinne war auch um einiges tiefer als am Mittwoch. Nach dem Überqueren derselben gab es noch ein schmales Schneeband neben den Felsen, über das wir so rasch wie möglich abgefahren sind. Einige Schneemäuler haben auch hier zur Vorsicht gemahnt. Erst dort, wo sich die Rinne nach unten hin wieder öffnet und die Gefahr eines Beschusses von oben nicht mehr so stark gegeben ist, haben wir uns wieder eingebremst.
Auf sehr gut fahrbarem Schnee haben wir dann bis zu jenem Punkt ins Krumpenkar hinuntergejubelt, wo ich schon am Mittwoch meinen Wiederanstieg begonnen habe. Der eine oder andere harmlose Kontakt mit einem auf dem Lawinenschnee liegenden Stein war dabei wiederum unvermeidbar.
Mit aufgepackten Latten sind wir in derselben Linie angestiegen, die ich auch am Mittwoch genommen habe. Auch die Gämse war wieder da und hat unsere Schritte sehr genau beobachtet. Nach einer Aufstiegszeit von 30 Minuten haben wir dann im Sattel zwischen Vordernberger Zinken und Grüblzinken die Abfahrt einer lustigen Gruppe auf Firngleitern durch die Rote Rinne beobachtet. Die Vorhut von Ihnen hatten wir schon in der Nähe der Reichensteinhütte getroffen. Ihre Jauchzer waren im gesamten Kar gut zu hören.
Im Anschluss an eine lange Jausenpause sind wir schließlich das kurze Stück bis zur Einfahrt in den Laugensack abgestiegen. Es macht schon einen Unterschied, ob man alleine durch eine etwas steilere Rinne abfährt, oder dies in der Gruppe macht. Der von 4 Paar Schi weggehobelte Nassschnee hat sich jedenfalls ziemlich lange neben uns nach unten bewegt und einen ganz schön großen Kegel gebildet.
Da ich den Kollegen eine durchgehende Abfahrt versprochen hatte, musste ich in einer ausgeaperten Passage mein Versprechen halten und bin eben einmal ein kurzes Stück ohne Schnee als Unterlage abgefahren. Danach ging es durch den Strauchgürtel weiter bis ans obere Ende des Lahngangs. Von dort sind wir noch recht genussvoll über die halbe Steilstufe abgefahren. Der letzte Hang vor dem Abschnallen hat sehr kompakten Schnee mit einer Firnauflage, den besten der gesamten Tour, geboten.
Der am Mittwoch gefundene Schneepilz war tatsächlich ein Vorzeichen der heurigen Pilzsaison. Ein im soeben ausgeaperten Lahngang neben Schneerosen gefundener Pilz (Frühlingsrötling?) hat diese heute also wirklich eröffnet. Das ist nun wohl das eindeutige Zeichen, dass die Schitourensaison sich dem Ende zuneigt. In den Eisenerzern scheint sie jedenfalls zu Ende zu sein. Da werden wir uns für die noch verbleibende Zeit bis die essbaren Pilze wachsen wohl in höheren Regionen nach Schnee umschauen müssen.
Einkehr auf Radler und eine zur Jahreszeit passende Spargelcremesuppe haben wir in Vordernberg gehalten. Bevor der Heinrich nun an einen Rückschritt in der Versorgung mit Nahrhaftem denkt, hoffe ich, dass der nachmittägliche Hauptgang mit der Fortsetzung der Schitter’schen Grillsaison seinen Geschmack treffen wird.