Gr. Hafner

mit dabei:
Hans Jörg, Michael, Philipp und Daniel

Gr. Hafner 3.076m
Gr. Hafner 3.076m
Wie schon im Juni 2009 und 2010 hat es uns auch heuer wieder zum Gr. Hafner hingezogen. Dieser ist zwar nicht, wie oftmals behauptet, der östlichste Dreitausender der Alpen (siehe P.S. der Tourengeschichte v. 14.6.2009), aber sicher ein ganz besonders schöner Gipfel in der östlichen Ankogelgruppe.

Abendstimmung über dem Kölnbreinspeicher
Abendstimmung über dem Kölnbreinspeicher
Am Vorabend sind wir in zwei Fahrzeugen in ungewohnter sommerlicher Freizeitkleidung, reisen wir doch sonst zu den Tagestouren immer in der Schitourenhose an, ins Maltatal, dem Tal der stürzenden Wasser, gefahren. Nach nachmittäglichem Regen haben wir noch die letzten Strahlen der Abendsonne über der Ankogelgruppe erhascht, bevor wir im gastlichen Kölnbreinstüberl unser Quartier bezogen haben.

Kalorienreiches Abendessen im Kölnbreinstüberl
Kalorienreiches Abendessen im Kölnbreinstüberl
Bevor wir uns zur Ruhe begeben haben, und das wird den Heinrich freuen, haben wir erst einmal die nötige Bettschwere hergestellt. Das ist mit Fritattensuppe, Wienerschnitzel und viel Gerstensaft aus dem heimischen Murau jedenfalls gelungen. Für den Fall, dass uns die Nachtruhe durch die ungewohnte Höhe vielleicht verleidet werden könnte, hat uns die Wirtin zum Abschluss noch eine Medizin kredenzt. Die hat wegen der durch die Enzianwurzel erzeugten Bitterstoffe und dem hohen Alkoholgehalt der Galle bei der Verdauung viel Arbeit abgenommen.

Die Staumauer und das Langkar im Morgenlicht
Die Staumauer und das Langkar im Morgenlicht
So stand nach der schnellen Körperpflege mit Ausnahme eines dudelnden Mobiltelefons einer ungestörten Nachtruhe nichts mehr im Wege. Der Wecker desselben Telefons hat uns allerdings um ¾ 5 Uhr wieder von der waagrechten in eine aufrechte Position befördert. Um 5 Uhr sind wir schon beim von Wirt Ernst Maier servierten Frühstück in der Gaststube gesessen. Hans Jörg und Michael, die den Frühstückstisch etwas früher verlassen hatten, sind beim Gang zu den Autos in einen satten Schnürlregen geraten. Wenige Minuten später war der Spuk aber vorbei und über dem Gamskarnock haben sich die ersten blauen Flecken gezeigt.

Anschnallen mit Sicht zum Quartier
Anschnallen mit Sicht zum Quartier
Um ¾ 6 Uhr sind wir aufgebrochen. Hans Jörg hat ziemlich bald festgestellt, dass er in seinen Schischuhen ohne die zu Hause vergessenen Einlagen ziemlich viel Platz hatte. Mir haben nur die Aufstiegshandschuhe gefehlt. Daher sind zum Saisonabschluss wieder einmal die den ganzen Winter mitgetragenen, aber fast nie zum Einsatz gekommenen, dicken Handschuhe zum Einsatz gekommen. Entsprechend feucht waren die Hände dann den ganzen Tag über bei der hohen Außentemperatur.

Aufstieg im Kölnbreinkar
Aufstieg im Kölnbreinkar
Bereits nach wenigen Metern haben wir angeschnallt und sind im Kölnbreinkar auf der nach dem nächtlichen Regen und der fehlenden Abstrahlung ziemlich weichen Schneedecke angestiegen. Bei schnell aufklarendem Himmel ging der Aufstieg wegen der Hangexposition vorerst im Schatten flott aufwärts. Dass wir an diesem Tag nicht alleine unterwegs sein würden, war klar, aber ab der Stelle, wo wir uns in Richtung des Durchgangs ins Wastlkar unterhalb vom Petereck nach rechts gewendet haben, waren wir trotzdem wieder alleine unterwegs.

Aufstieg zum Petereck
Aufstieg zum Petereck
Der Tiefblick zurück zum Könbreinspeicher und zur Ankogelgruppe im Morgenlicht, sowie die aufgehende Sonne vor uns haben unsere Schritte nicht wirklich beflügelt, sondern immer wieder Fotostopps eingefordert. Am Überstieg ins Wastlkar bei den markanten Felsen unterhalb vom Petereck haben wir dann einmal eine Pause eingelegt. Ein kleiner Happen und viel Flüssigkeit haben für weitere Energie gesorgt.

Zwischenabfahrt ins Wastlkar mit Blick zum Gr. Hafner
Zwischenabfahrt ins Wastlkar mit Blick zum Gr. Hafner
Nach dem Abfellen und dem Umrüsten auf Abfahrtsbetrieb haben wir die ersten Schwünge des Tages in den Hang gezeichnet und danach in einer langen Schrägfahrt einen Punkt in der Nähe der Wastlkarscharte anvisiert. Dort haben wir wieder aufgefellt und den weiteren Anstieg fortgesetzt. Bei ungetrübtem Sonnenschein sind wir, zwischendurch auch einmal leicht abfahrend, bis zum Einstieg in die Steilrinne, durch die wir schon in den Vorjahren angestiegen sind, aufgestiegen.

Aufstieg durch die Rinne
Aufstieg durch die Rinne
Obwohl der Schnee auch hier sehr weich und daher das Stapfen mit Steigeisen eher als Risiko vor allem für die Hosenbeine zu sehen war, haben wir diese dennoch angeschnallt. Diese Entscheidung hat sich dann im Mittelteil der Rinne als goldrichtig erwiesen, als eine kurze Passage mit Blankeis überwunden werden musste. Der Ausstieg aus der Rinne war dann wieder problemlos. Am Blockgrat haben wir die für den weiteren Gratanstieg offensichtlich nicht mehr benötigten Steigeisen dann ebenso wie unsere Pickel deponiert. Auch die Aufsicht über meinen Helm habe ich etwas später einem Steinmann für die Zeit unseres Gipfelgangs überantwortet.

Schlussanstieg zum Gr. Hafner
Schlussanstieg zum Gr. Hafner
Durch den sog. Friedhof ging es dann weiter hinauf. Die heuer sehr gute Schneelage hat uns natürlich das eine oder andere Mal etwas tiefer einsinken lassen. Über Blockgelände und die Firnfelder unterhalb des Gipfels haben wir schließlich nach 4 ¼ Stunden gemütlichen Anstiegs den höchsten Punkt erreicht.

Philipps Gipfelsiesta mit Blick zum Kl. Hafner
Philipps Gipfelsiesta mit Blick zum Kl. Hafner
Den Gipfelaufenthalt hätten wir sicher noch viel länger als eine gute halbe Stunde zelebriert, hätten uns nicht starke Quellungen vor allem im Süden zur Eile gedrängt. Hans Jörg legt Wert darauf, festzuhalten, dass sein Gipfelrauchopfer für diese Entwicklung nicht ursächlich ist. Da wir doch bei halbwegs guter Sicht absteigen und später abfahren wollten, haben wir daher den Rückweg entlang unserer Aufstiegsroute angetreten. Als wir wieder oberhalb der Rinne die Steigeisen montiert haben, war der Gipfel bereits leicht in den Quellwolken eingetaucht.

Die letzten etwas steileren Meter im Anstieg unterhalb vom Petereck
Die letzten etwas steileren Meter im Anstieg unterhalb vom Petereck
Nach vorsichtigem, aber problemlosem Abstieg durch die Rinne haben wir beschlossen, für den Rückweg durch das Wastlkar die Felle gleich auf den Schiern zu lassen. An eine flotte Abfahrt entlang der flachen Aufstiegsspur war im nassen Schnee ohnehin nicht zu denken und mit jedem Abfellvorgang kleben die Dinger um eine Spur schlechter. Michael hat dies während der „Langlaufeinheit“ zurück in Richtung Petereck insofern vermittelt bekommen, als sich eine seiner Aufstiegshilfen unbemerkt von der Lauffläche verabschiedet hat. Daniel hat sich im Einsammeln väterlicher Ausrüstungsgegenstände bewährt und den weiteren, ca. 20 minütigen schweißtreibenden Anstieg zurück zum Durchgang ins Kölnbreinkar damit wesentlich erleichtert.

Umrüsten für die Abfahrt vom Petereck
Umrüsten für die Abfahrt vom Petereck
An derselben Stelle, an der wir uns heute schon einmal für die Abfahrt gerüstet hatten, wurden dieselben Handgriffe ein zweites Mal ausgeführt. Vor der Abfahrt galt es nur noch einige Meter ins Kölnbreinkar abzusteigen und vor allem den Flüssigkeitsverlust aus dem Anstieg wieder aufzufüllen.

Genussabfahrt im Kölnbreinkar
Genussabfahrt im Kölnbreinkar
Danach lagen nur mehr 900 Hm Genussabfahrt bis zum Ausgangspunkt der Tour vor uns. Da uns auch das Wetter weiterhin hold war („Wenn Engel reisen, …“) sind wir durch leicht sulzig bis firnigen Schnee bei Sonnenschein mit dem Tiefblick zum Stausee hinunter gebraust. Nicht nur einmal haben wir gejubelt und die Speicherkarten unser Kameras mit unzähligen Fotos gefüllt.

..und danach noch auf Schiern bis zum Ausgangspunkt
..und danach noch auf Schiern bis zum Ausgangspunkt
Knapp vor dem Ausgangspunkt der Tour haben wir einmal für wenige Meter abgeschnallt. Mit viel Phantasie hätten wir auch diesen Bereich mit angeschnallten Schiern über die Schneeflecken zwischen den Steinen überwinden und damit bis zum Parkplatz abfahren können. Dort haben wir schließlich um 12.50 Uhr endgültig abgeschnallt.

Auffüllen der Energiespeicher im Kölnbreinstüberl
Auffüllen der Energiespeicher im Kölnbreinstüberl
Die Wirtsleute haben uns den Luxus, nach der Tour in unserem Zimmer auch noch zu duschen, gegönnt. Danach haben wir uns im sonnigen Gastgarten noch einmal Ernsts kulinarischer Versuchungen hingegeben. Kärntner Kas-, Bauern- und Fleischnudeln haben den Energiehaushalt wieder hergestellt. Der Heinrich wird sich hoffentlich auch darüber freuen, wenngleich er, so wie ich ihn kenne, dem leider schon von vielen anderen Gästen aufgegessenen Schweinsbraten den Vorzug eingeräumt hätte.

Der kühne Skywalk bietet einen 200m Tiefblick
Der kühne Skywalk bietet einen 200m Tiefblick
Nach der Verabschiedung durch die freundlichen Wirtsleute haben wir die Ausrüstung verstaut und unsere Heimfahrt nach wenigen Hundert Metern bei der Staumauer noch einmal unterbrochen. Den kühnen Skywalk mit seinem 200 m Tiefblick sowie einen letzten Blick zurück ins Kölnbreinkar wollten wir uns nicht entgehen lassen. Im neu gestalteten Dokumentationszentrum haben wir uns noch einige Informationen über die Kraftwerksgruppe geholt und nach einem Kaffee auf der Sonnenterrasse die Heimfahrt angetreten.

P.S.:
„Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“ heißt es. So gesehen hätten wir fast den ganzen Winter über viele Gründe gehabt, die Saison zu beenden. Nach dieser Tour ist zwar sichergestellt, dass es im Kölnbreinkar auch bei den für die nächsten Tage zu erwartenden hochsommerlichen Temperaturen noch eine Zeit lang Schnee geben wird, für mich ist es aber endgültig Zeit, meinen Bewegungsdrang bis zu den ersten Schneefällen im Herbst, vorwiegend am Mountainbike auszuleben und die Tourenausrüstung einzusommern. Ich danke allen Freunden meiner Tourengeschichten für ihr reges Interesse, das sich in den Zugriffszahlen und einigen sehr erfreulichen Kommentaren dokumentiert. Nachdem ein kleiner Umbau mit facelift des weblogs ansteht, bin ich auch diesbezüglich für Anregungen sehr dankbar.
Ich wünsche allen einen schönen (Berg)sommer und auch meinem Freund Heinrich eine, nur an virtueller Kulinarik entbehrungsreiche, schöne Zeit.

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