Roteck und Gr. Barbaraspitze

mit dabei:
Chris und Michael

Da capo!

Weil es am Montag so schön war, hat die Tour nach einer baldigen Wiederholung gerufen. Und weil die Wettermodelle für den Vormittag des heutigen Feiertags ein Regenfenster, das es möglichst perfekt zu nutzen galt, prognostiziert hatten, war schon wieder frühes Aufstehen nach einer sehr kurzen Nacht angesagt. Michael hat um 4.00 Uhr zuerst mich und anschließend noch Chris abgeholt.

Informative Wartezeit auf besseres Wetter
Informative Wartezeit auf besseres Wetter
Am Weg in die Obersteiermark war noch sehr viel Restfeuchte rund um uns. Ab Judenburg hat es dann etwas aufgerissen, hinein in Richtung Krakau ist es aber wieder duster und immer regnerischer geworden. Bei unserer Ankunft im Prebertal hat es nicht nur satt geregnet, sondern eher geschüttet. Wettermodelle werden von Computern gerechnet. Und Computer sind auch nur (von) Menschen (programmiert). Ja, und Irren ist bekanntlich menschlich. Daher sind wir nach dem Einparken bei der Moarhütte eben im Auto sitzen geblieben und haben uns mit den Neuigkeiten aus der Tageszeitung versorgt. Jetzt sind wir sehr gut über das abendliche Megakonzert von AC/DC in Spielberg und noch einiges mehr gut informiert.

Zustieg zum Ölasch’ngraben
Zustieg zum Ölasch’ngraben
Plötzlich hat es aufgehört zu regnen. Diese Trockenphase haben wir genutzt und uns rasch adjustiert. Mit aufgepackten Skiern sind wir, zuerst durch den lichten Lärchenwald und danach über die Schneereste und die lange Schneezunge über dem Bach bis an den Fuß des Ölasch’ngrabens angestiegen.

Aufstieg im Ölasch’ngraben
Aufstieg im Ölasch’ngraben
Dort haben wir angeschnallt und zur Sicherheit auch gleich die Harscheisen montiert. Danach ging es in der Rinne weiter aufwärts. Der Regen hat zusehends wieder aufgehört nachzulassen und die kurzzeitige sonnige Aufhellung im oberen Rinnenteil ist immer feuchter geworden. Vor uns sind in der Rinne die Stock Brüder aus St. Georgen/Kreischberg zwischen den Regentropfen nach oben geeilt. Erwin habe ich, nachdem er im oberen Teil der Rinne bei einer Spitzkehre ausgerutscht und ein ordentliches Stück abgerutscht war, bei der Bergung seines Skistocks aus der Randkluft unterstützen können. Der zweite Stock war leider gebrochen.

Anstieg ins Moarkar
Anstieg ins Moarkar
Gemeinsam sind wir dann in der Rinne weiter angestiegen. Der ausgeaperte Übergang am Ende des Ölasch’ngrabens wurde wie schon am Montag mit geschulterten Skiern überwunden. Danach haben wir wieder angeschnallt. Die Stock Brüder haben als geübte Teilnehmer an Tourenrennen in der Folge ein ordentliches Tempo vorgelegt. Bei uns hatten die Regentropfen mehr Zeit uns auch zu treffen. Zwischendurch hat es aber auch kurze sonnige Augenblicke gegeben.

Viel Feuchtigkeit in der Luft im Moarkar
Viel Feuchtigkeit in der Luft im Moarkar
In der langen schrägen Mulde ging es stetig aufwärts. Am oberen Ende ist auch noch eine kühle Brise dazu gekommen. Die hat uns dann bei unserer Jausenpause am Karboden im Moarkar dazu veranlasst, die Oberbekleidung zu ergänzen. Die bis dahin immer noch halbwegs sichtbaren Gipfel waren jetzt im Nebel über uns verschwunden. Da aber die Orientierung dank der Geländekenntnisse kein Problem war, sind wir im Kar weiter angestiegen. Der Regen ist mit zunehmender Höhe allmählich in leichten Schneefall übergegangen. Der Fotoapparat ist mir Laufe der Tour ziemlich abgesoffen, sodass viele Bilder mit dem „Hamilton Effekt“ versehen sind.

Aufstieg am Rücken
Aufstieg am Rücken
Der Ausstieg aus dem Kar auf den SO seitigen Rücken, der am Montag noch auf Skiern möglich gewesen war, musste gegenüber dem letzten Anstieg etwas weiter nach unten verlegt werden. Den ziemlich ausgeaperten letzten Abschnitt haben wir mit abgeschnallten Skiern am Rücken umgangen. Die Stock Brüder, die ihre Tour am Beginn des Roteck-Grats beendet hatten, sind zu diesem Zeitpunkt bereits über die direkte Einfahrt ins Moarkar abgefahren.

Nach dem neuerlichen Anschnallen sind wir über den Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln bis zur Gr. Barbaraspitze angestiegen. Die letzten paar Meter haben wir dabei, so wie schon am Montag, nicht auf Skiern zurückgelegt. Nach einer Aufstiegszeit von 2 Std 40 min (mit Pause) haben wir den ersten Gipfel erreicht. Zu diesem Zeitpunkt hat uns die Sonne wieder einmal einen kurzen Blick geschenkt. Gleichzeitig hat aber ein Schneetreiben aus dem Norden den Gipfelaufenthalt unwirtlich gestaltet.

Abfahrt von der Gr. Barbaraspitze
Abfahrt von der Gr. Barbaraspitze
Gleich nach dem Anziehen von trockener Bekleidung haben wir daher wieder den Abstieg und nach dem Abfellen die Abfahrt in den Sattel in Angriff genommen. Von dort sind wir die wenigen Meter bis zum Skidepot am Beginn des Gipfelgrats zum Roteck hinauf gestapft.

Gratkraxlerei am Roteck
Gratkraxlerei am Roteck
Der Grat mit seinen nassen und glitschigen Tritten und Griffen war heute um einiges fordernder als am Montag. Umso bedächtiger sind wir ans Werk gegangen und haben schließlich nach einer Viertelstunde Kraxlerei den höchsten Gipfel der Krakau erreicht.

Selfie am Roteck
Selfie am Roteck
Wir sind sicher schon bei unfreundlicheren Verhältnissen hier oben gestanden, aber zum ausgiebigen Verweilen waren die Verhältnisse auch heute nicht wirklich einladend. Einige Minuten später haben wir daher schon wieder den Rückweg über den Grat angetreten. Im Abstieg sind die rutschigen Tritte noch lästiger als beim Anstieg. Entsprechend vorsichtig haben wir daher im Bereich der Kletterpassagen, aber auch bei den Balanceakten am Grat agiert.

Abkraxeln am Roteckgrat
Abkraxeln am Roteckgrat
20 Minuten später waren wir wieder zurück beim Skidepot und haben uns eine Jausenpause gegönnt bzw. telefonisch gleich einmal den späteren Einkehrschwung beim Schallerwirt vororganisiert. Die Sicht ist während der Pause nicht besser geworden, der Niederschlag hat aber etwas nachgelassen.

Steile direkte Einfahrt ins Moarkar
Steile direkte Einfahrt ins Moarkar
Als es dann noch etwas heller geworden ist, sind wir in wenigen Schwüngen bis zur direkten Einfahrt ins Moarkar hinunter gecarvt. Die steile Flanke hat in der Vergangenheit sicher schon besseren Schnee für uns bereitgehalten, fahrbar war der etwas tiefe Sulz aber jedenfalls ganz passabel.

Schlechte Sicht, aber guter Schnee im oberen Abschnitt des Moarkars
Schlechte Sicht, aber guter Schnee im oberen Abschnitt des Moarkars
Der Nebel hat in weiterer Folge zwar die Sicht auf der weiteren Abfahrtsroute getrübt, der Schnee ist aber im orografisch linken Teil des Kars (in der Nähe unserer Aufstiegsspur) doch deutlich besser geworden. Entsprechend lustvoll konnten wir da, jetzt auch bei besser werdender Sicht unterhalb der Nebeldecke, hinunter schwingen.

Genussabfahrt im Moarkar
Genussabfahrt im Moarkar
Auch am Karboden war der Schnee ganz gut. Und mit der Einfahrt in die lange schräge Mulde hat sich die Qualität abermals gesteigert. Da in diesem Bereich auch die Sicht sehr gut und der leichte Regen nicht mehr weiter erwähnenswert war, sind wir hier erst recht laut jubelnd abgefahren.

Durch den Regen schmieriger Frühjahrsschnee als perfekte Unterlage bei der Abfahrt ins Prebertal
Durch den Regen schmieriger Frühjahrsschnee als perfekte Unterlage bei der Abfahrt ins Prebertal
Bis hin zur kurzen Tragepassage oberhalb der Einfahrt in den Ölasch’ngraben war kein schlechter Schwung dabei. In diesem Bereich war die Schneequalität – durch den Regen (!) – wesentlich besser als am Montag.

Kompakter Lawinenschnee im Ölasch‘ngraben
Kompakter Lawinenschnee im Ölasch‘ngraben
Und im Ölasch’ngraben folgte schließlich das skifahrerische Highlight dieser Tour. Dem kompakten Lawinenschnee, der schon am Montag für Jubel bei Andreas und mir gesorgt hatte, hatte der Regen noch den letzten Schliff für die finale Genussabfahrt verpasst. Die war dann auch deswegen perfekt, weil heuer im Vergleich zu den Vorjahren sehr wenige Steine auf der Schneedecke herumliegen. Und zwischen dem wenigen Geröll hatten wir schon am Montag zusammen mit vielen Helfern aus dem Murtal sowie den vor uns abgefahrenen Stock Brüdern eine nahezu steinfreie Spur ausgefahren.

Auch über dem Bachbett nach rechts hinunter sind wir auf einem – noch – durchgehenden Schneeband weiter genussvoll abgefahren. Danach folgte noch ein kurzer Lärchentango bevor wir etwa 10 Hm oberhalb jenes Punktes, an dem wir am Montag abgeschnallt hatten, unsere Latten für den restlichen kurzen Abstieg noch einmal aufgepackt haben.

Rückkehr am Ausgangspunkt bei Regen
Rückkehr am Ausgangspunkt bei Regen
Ziemlich durchnässt haben wir um 11.40 Uhr den Ausgangspunkt wieder erreicht. Zu diesem Zeitpunkt hat es wieder satt geregnet. Im Schutz einer großen Fichte bei der Moarhütte haben wir uns so umgezogen, dass zumindest das Wechselgewand halbwegs trocken geblieben ist.

Hirschragout mit Rotkraut und Knödel
Hirschragout mit Rotkraut und Knödel
Nach der Schuhwäsche im vorbeifließenden Bächlein und dem Verstauen der nassen Ausrüstung ging es Tal auswärts zum Einkehrschwung beim Schallerwirt. Joseph hat uns mit einem Menu, bestehend aus einer Maisschaumsuppe, einem Hirschragout mit Serviettenknödel und Rotkraut, sowie einer köstlichen Schokomousse, garniert mit marinierten warmen Erdbeeren, verwöhnt. Seine Zusammenarbeit mit Johann Lafer und dessen Team bei der Arbeit an dessen letztem Kochbuch („ Meine Heimatküche“) hat da sicher auch Spuren hinterlassen. Das wird nicht nur den Heinrich, sondern auch viele weitere Leser des „Kulinarikteils“ meiner Skitourenberichte interessieren.

Blick zurück über Löwenzahnwiesen zu den Bergriesen am Ende des Krakautals
Blick zurück über Löwenzahnwiesen zu den Bergriesen am Ende des Krakautals
Gesättigt haben wir schließlich nach dem Friedhofsbesuch die Heimfahrt angetreten. Beim Franzosenkreuz am Weg zwischen Krakaudorf und Seebach haben wir uns eingebremst und über gelbe Löwenzahnwiesen hinweg noch einmal zu unseren Tourenzielen zurückgeblickt. Wie zum Hohn haben die sich zu diesem Zeitpunkt vollkommen wolkenfrei und auch ohne Niederschlag präsentiert. Da haben wir uns dann schnell wieder ins Auto gesetzt. Vorbei an den zur riesigen Hells Bells-Bühne in Spielberg stauenden Kolonnen aus der Gegenrichtung hat Michi uns sicher wieder nach Hause gebracht.

Fazit:
Der Frühjahrsklassiker in der Krakauer Heimat ist bei jedem Wetter einen Besuch wert. Dass wir so nah an der Wetterscheide allenfalls etwas Feuchtigkeit abbekommen könnten, war uns klar. Dass es so viel geworden ist, hat uns dann doch ein bisschen überrascht. Dafür haben wir die Sonnencreme eingespart und es ist nicht ausgeschlossenen, dass wir die eingesparte Dosis schon bald im Prebertal verschmieren werden. Auch wenn der Anstieg über die lange Schneezunge über dem Bächlein oberhalb der Moarhütte bald ausapern wird, so wird sich der Schnee im Ölasch’ngraben sicher noch lange halten und damit für einen gesicherten Aufstieg und vor allem für eine genussvolle Abfahrt sorgen.

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