mit dabei:
Hans Jörg
Im Laufe der vergangenen Woche war kurzeitig Pistenskifahren angesagt. Dies aber nicht in den heimischen Bergen, sondern im deutschen Ruhrpott. Im Rahmen einer 48 stündigen Kurzreise zum Europa League Spiel Borussia Dortmund gegen meinen FC Porto habe ich nämlich portugiesische Freunde vor dem Match in die Skihalle nach Bottrop entführt. Das ist jene Halle, die im Jahr 2001 von Marc Giradelli errichtet worden war. Inzwischen ist sie in holländischem Besitz und mit 640 m Pistenlänge nach wie vor die längste Skihalle der Welt. Nebenbei ist sie auch die einzige, die einen kurvigen Verlauf hat.
Nach dem auch für mich ungewohnten Indoor – Erlebnis (es war jedenfalls spaßiger, als das verloren gegangene Fußballspiel im beindruckenden und ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK – Stadion am Abend) war heute wieder Bewegung unter freiem Himmel angesagt. Und weil dabei die Wettersicherheit nicht so garantiert ist wie in der Skihalle, haben wir uns wegen der herannahenden Front aus NW ein möglichst nicht zu weit westlich gelegenes Ziel gesucht.
Weil wir überdies – wie schon öfter – zwei Touren zusammenhängen und außerdem abseits der Massenbewegungen unterwegs sein wollten, sind wir in der Hinterradmer gestartet. Während des ersten Teils des Anstiegs hat es noch ganz leicht geschneit, aber mit der NW-Strömung hat der Himmel sehr schnell aufgeklart. Am Weg hinauf zu den Schafböden hat dann schon die Sonne gelacht und uns immer wieder zu Fotostopps animiert.
Von der Schafbödenalm ging es dann noch hinauf durch eine heuer noch nicht so oft da gewesene Winteridylle. Diese haben wir mit der Kulisse der Gesäuseberge vor uns auch noch bei der Zwischenabfahrt in den Sautrog genossen. Dann galt es, die Felle wieder aufzuziehen. Hans Jörg hatte seine Feststellung, dass heute auch dort eh nicht so viel los sei, gerade ausgesprochen, da ist auch schon die Karawane auf der „Skitourenautobahn“ ums Eck gebogen und an uns vorbei gezogen.
In der solcherart gut ausgetretenen Spur sind wir dann zum Leobner Törl und weiter hinauf zum Leobner angestiegen. Die sich auftuenden Blicke in die umliegende Bergwelt haben immer wieder Fotostopps eingefordert. Und da wir ja auf Skitour waren und nicht auf der Flucht, haben wir uns dafür auch die nötige Zeit gegönnt.
Nach insgesamt 4 Stunden (einschließlich Zwischenabfahrt mit Ab- und Anfellen und Pausen) waren wir am Gipfel. Und wenn uns sonst dort oben – meist bei schlechtem Wetter und sehr eingeschränkter Sicht – der Wind ordentlich um die Ohren geweht hat, so gab es diesmal nur ein Lüfterl und uneingeschränkte Fernsicht in alle Richtungen.
Das hat sich natürlich auch positiv auf die Aufenthaltszeit am Gipfel ausgewirkt. Die Jause wurde vertilgt, Hans Jörg hat – entgegen seiner Gewohnheiten – schon am ersten Gipfel ein „Rauchopfer“ dargebracht. Das war vielleicht mit der Grund für den leichten Wolkenschleier, der mit der herannahenden Front sich ganz langsam vor die Sonne geschoben und ein besonders schönes Licht erzeugt hat.
Derart beleuchtet sind wir dann auf die Nordseite gefahren und haben dort durch herrlichen Triebpulver talwärts gejubelt. Zwischendurch war dann etwas Orientierungssinn gefordert, weil wir die Gasse durch den Staudengürtel, der in Folge der heurigen geringen Schneelage besonders hoch ist, verfehlt hatten.
Auf dem Weg weiter hinunter zur Brunnfurtneralm war der Schnee dann zwar etwas schnittig, durch die Neuschneeauflage aber immer noch gut fahrbar. Sehr wichtig für uns war dann die Information zweier einheimischer Schneeschuhwanderinnen, die sich auf der Alm gesonnt hatten, dass für eine Skiabfahrt hinunter zur Grössingeralm im „Schluf“ sicher zu wenig Schnee sei. Wir sind daher ihrer Aufstiegsspur durch den Hohlweg gefolgt und waren dabei sehr gut beraten.
Einige Meter oberhalb der Grössingeralm haben wir dann abgeschwungen und aus dem Rucksack die Felle – und soweit noch vorhanden – die Reste der Jause hervorgekramt. Nach dem Auffellen ging es entlang des inzwischen als Buckelpiste ausgefahrenen Sautrogs wieder aufwärts. Die Gesäuseberge hinter uns, haben wir schnell an Höhe gewonnen und knapp unterhalb jenes Punktes, wo wir am Vormittag nach der Zwischenabfahrt aufgefellt hatten, haben wir eine Spur hinauf in Richtung Schafböden gezogen.
Im oberen Teil dieses Anstiegs sind wir schließlich auf eine Spur gestoßen und dieser weiter gefolgt. Mit dem Blick zu den beiden Tageszielen hat sich am Ende dieses Anstiegs unsere Runde zum ersten Mal geschlossen. Zum Abfellen für die nachfolgende Zwischenabfahrt war uns diese zu kurz. Es ging daher gleich auf Fellen bis zur Wegkreuzung hinunter.
Danach folgte das anfangs ständige Auf und Ab für die abwechslungsreiche Höhenwanderung hinüber zum Gscheideggkogel. Außer uns waren zu diesem Zeitpunkt nur mehr ein Abfahrer und die beiden „Spätschichtler“ Petra und Peter am Weg. Die herannahende Front hat sich zusehends mehr und mehr vor die Sonne geschoben und noch einmal für besondere Lichtblicke gesorgt.
Nach 1 1/2 stündigem Wiederanstieg von der Grössingeralm war schließlich auch der 2. Tagesgipfel erreicht. So einsam wie diesmal ist man üblicherweise auf diesem so gut besuchten Gipfel nie. Aber die unorthodoxe Routenwahl hatte uns trotz des Besuchs zweier Massenskiberge im Nationalpark Gesäuse – mit Ausnahme des Aufstiegs aus dem Sautrog – viele ruhige Momente beschert. Natürlich geht das nur, wenn man bereit ist, auch längere Strecken zu gehen und einige Höhenmeter kommen so auch zusammen.
Auch die letzte Abfahrt des Tages hinunter zum Ausgangspunkt der Tour in Hinterradmer war noch eine ganz feine Sache. Die dünne Neuschneeauflage hat auch hier die darunter versteckte, etwas faule Altschneedecke noch sehr gut fahrbar gemacht. Im unteren Teil der Abfahrt ging es dann nur mehr am Forstweg dahin und bei der Abzweigung des Wanderweges zu den Schafböden hat sich die Runde ein zweites Mal geschlossen.
Auch der letzte Hang hinunter zum Ausgangspunkt der Tour bei der Kapelle hat noch ein paar schöne Schwünge für uns bereit gehalten. Direkt neben der Straße haben wir abgeschnallt. Nach dem Verstauen der Ausrüstung haben wir den inzwischen doch schon recht großen Hunger noch ein bisserl warten lassen und sind nicht bei der erstbesten Einkehrstätte stehen geblieben. Der Heinrich wird sich aber sehr darüber freuen, dass nach der Grammelstrudel- / wahlweise Leberknödelsuppe noch ein ordentliches Cordon bleu mit Pommes unsere Energiespeicher wieder aufgefüllt hat.