Cima del Cacciatore (ITA)

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Tourenziele aus der Talsicht
Tourenziele aus der Talsicht
Weil die Wetterflucht in den sonnigen Süden am Samstag so gut funktioniert hatte und für den heutigen Urlaubstag in der Obersteiermark wieder Schmuddelwetter angesagt war, hat der Tourenvorschlag von Andreas sofort meine vollste Zustimmung gehabt. Also sind wir wieder einmal ins benachbarte Ausland gefahren und haben in Camporosso in Valcanale direkt neben der Skipiste eingeparkt. Die Wallfahrtskirche am Monte Santo di Lussari, unserem zweiten Tagesziel, war aus dem Tal ebenso schon sichtbar wie die nördlichen Vorgipfel des Steinernen Jägers.

Beginn des Kreuzwegs
Beginn des Kreuzwegs
Bevor wir den Skianstieg beginnen konnten, mussten die Latten noch ein paar Meter durch den Ortsteil Lussari hinauf getragen werden. Der etwas vereiste Pilgerweg war dann aber durchgehend mit Skiern begehbar. Im schattigen Graben haben wir flott an Höhe gewonnen. Später haben uns die Kreuzwegstationen am Wegrand immer wieder zum kurzen Innehalten veranlasst.

Sonne bei der Malga di Lussari
Sonne bei der Malga di Lussari
Nach einer Aufstiegszeit von 1 Std 20 min haben wir uns vor dem Überqueren der voll in der Sonne liegenden Skipiste auf Höhe der Malga di Lussari eine erste Trinkpause gegönnt. Anschließend ging es auf der anderen Seite der Piste, teilweise im lichten Lärchenwald, weiter hinauf in Richtung Monte Lussari. Dort wo die 14. Kreuzwegstation in der Winterszeit mitten auf der Skipiste steht, haben wir uns nach links gewendet und haben den alpinen Teil unserer Skiwallfahrt mit dem Anstieg zum Cima del Cacciatore begonnen.

Aufstieg ins markante Kar
Aufstieg ins markante Kar
Anfangs kurz bergab, danach stellenweise etwas ausgesetzt haben wir uns dem markanten Kar unterhalb der Gipfelfelsen angenähert. Die unterwegs montierten Harscheisen waren beim Überwinden der vereisten Stellen schon hilfreich. Eine Gämse hat aus ihrem hoch über uns befindlichen Aussichtsbalkon auf einem spitzen Felsen akribisch beobachtet, ob wir wohl den richtigen Weg einschlagen.

Aufstieg entlang des versicherten Steiges
Aufstieg entlang des versicherten Steiges
Nach einer Aufstiegszeit von 3 Stunden haben wir schließlich am unteren Ende des versicherten Steiges abgeschnallt und den Aufstieg entlang des wegen der heurigen geringen Schneemenge gut sichtbaren Stahlseils zu Fuß fortgesetzt. Als Andreas im Jahr 2009 das letzte Mal dort oben war, ist er in der Nebenrinne, in die auch der versicherte Steig über einer Felsstufe hinein quert, durchgehend auf einer homogenen Schneedecke aufgestiegen, ohne die mehrere Meter hohe Stufe zu sehen.

Gipfelfreude
Gipfelfreude
Mit Ausnahme einiger etwas vereister Tritte sind wir in 10 Minuten auf durchwegs griffigem Schnee zum Gipfel angestiegen. Die mitgetragenen Steigeisen durften daher ihren geruhsamen Platz im Rucksack beibehalten. Nach dem Läuten der Gipfelglocke war dann viel Zeit zum Einsaugen der phantastischen Szenerie rund um uns. Der Tiefblick zum Monte Lussari und weiter bis zum Dobratsch, die Blicke zu den beiden Klassikern der östlichen Julier, Mangart und Jalovec und nach Süden in die Wischberg- und Montaschgruppe haben uns fast keine Zeit zum Jausnen und Telefonieren gelassen.

Mangart und Jalovec
Mangart und Jalovec
Das eine oder andere Foto haben wir natürlich auch geschossen (wie gut, dass der Speicherplatz heutzutage nichts mehr kostet – ich weiß nicht, wie es mir an einem solchen Wundertag im Zeitalter der analogen Fotografie da oben ergangen wäre; die damals immer mitgetragenen Filmvorräte wären jedenfalls aufgebraucht worden).

Abfahrt im Kar mit Tiefblick zum Monte Santo di Lussari
Abfahrt im Kar mit Tiefblick zum Monte Santo di Lussari
Irgendwann muss man sich aber auch von den allerschönsten Plätzen wieder losreißen und daher sind auch wir wieder zum Skidepot abgestiegen. Erst wurde einmal abgefellt und für die Abfahrt umgerüstet. Danach sind wir in einer – hoffentlich – steinfreien Linie, die wir uns schon während des Anstiegs und beim Beobachten anderer Abfahrender an Hand unguter Nebengeräusche ausbaldowert hatten, abgefahren. Der pulvrige Schnee war sehr gut fahrbar und mit Ausnahme meiner kurzen Berührung eines nur sehr dünn unter der Schneedecke verborgenen Felsens am Karboden sind wir ohne Feindkontakte aus dem Kar herausgekommen.

Abfahrt ins Skigebiet
Abfahrt ins Skigebiet
Der Rückweg ins Skigebiet entlang der etwas ausgesetzten Passagen war viel besser als erwartet. Einerseits war der vereiste Schnee inzwischen etwas aufgegangen, andererseits waren die kurzen Gegensteigungen kein Problem, weil wir sie mit dem zuvor aufgenommenen Schwung fast überfahren konnten.

Die letzten Meter zum Monte Santo di Lussari
Die letzten Meter zum Monte Santo di Lussari
Bei der Kreuzwegkapelle haben wir schließlich die Piste wieder gequert und am Pistenrand mit dem Blick zum Mangart und zum Jalovec die Felle für den Schlussanstieg wieder aufgezogen. Danach ging es hinauf zum Monte Santo di Lussari . Direkt neben dem großen Kreuz haben wir zum letzten Mal die Felle abgezogen. Anschließend sind wir zur Wallfahrtskirche abgefahren und haben dort direkt vor der Kirchentür abgeschnallt. Die spirituelle Einkehr vor dem Marienaltar war dann der geistige Höhepunkt unserer Wallfahrt.

Blick von der Kirche zur Kulinarischen Einkehr 2 Treppen tiefer
Blick von der Kirche zur Kulinarischen Einkehr 2 Treppen tiefer
Der Tiefblick von der Kirche in den Ort hat uns aber nahtlos zur nächsten Einkehr geleitet. Es bedurfte nur mehr des Abstiegs über die steinerne Treppe – dies war der gefährlichste Part der Tour – und schon konnten wir die mit Kreide auf der Tafel angepriesenen Tagesspezialtäten studieren. Der anschießende Abstieg über die nächste Holztreppe bis auf die Terrasse vom Jure war dann schon mit der kulinarischen Vorfreude auf das schon vor dem Niedersitzen ausgewählte Essen verbunden.

Nudeln mit Aussicht
Nudeln mit Aussicht
In einer Gegend, wo der bestiegene Berg namensgleich mit einem italienischen Hühner – Schmorgericht ist (andere denken auch an eine würzige Salami gleichen Namens), wo der Berg auf den man von der Terrasse des Restaurants schaut, so heißt wie ein italienischer Hartkäse (Montasio), hat das kulinarische Element der Tour jedenfalls einen hohen Stellenwert. Und diesem Umstand hat es der Heinrich zu verdanken, dass dem in letzter Zeit teilweise ausgefallenen oder sehr spät nachgeholten Einkehrschwung diesmal der Vorrang vor der finalen Abfahrt eingeräumt wurde.

Abfahrt vom Monte Santo di Lussari
Abfahrt vom Monte Santo di Lussari
Nach den gebrauten Elektrolyten gab es dann Tagliatelle ai funghi wahlweise al capriolo. Während Andreas sich für das Wildragout entschieden hat, habe ich mir die Steinpilzsauce und dazu auch noch ein Glas Merlot munden lassen. Der Ausblick in die Wischberg- und Montaschgruppe dazu, da hätte man ewig sitzen bleiben können. Aber auch diese gastliche Stätte muss irgendwann wieder verlassen werden. Nach dem Kaffee haben wir unsere Schuhe auf Abfahrtsbetrieb umgestellt und sind die Holztreppe wieder angestiegen. Neben der Speisekarte haben wir angeschnallt und dann ging es in flotter Fahrt über die Weltcuppiste hinunter in Richtung Tarvis. Direkt neben dem Auto haben wir abgeschwungen und uns nach dem Verstauen der Ausrüstung wieder auf die Heimreise von einer großartigen Bergfahrt begeben.

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