Monte Canin (ITA)

mit dabei:
Andreas (Anderl) und Philipp

Karfreitag am Berg
Karfreitag am Berg
Eine Skitour am Karfreitag hat in unserer Tourenrunde schon lange Tradition. Diesmal ist zur spärlichen Nahrungsaufnahme nach der Tour auch noch ein Gipfelfasten dazu gekommen, welches so nicht geplant war. Dass es trotzdem eine großartige Tour geworden ist, ist in erster Linie der alpinen Landschaft und dem zapfigen Schlussanstieg in einer steilen Rinne NW-lich des Gipfels geschuldet. Aber der Reihe nach:

Anstieg unter der Ostwand des Bila Pec
Anstieg unter der Ostwand des Bila Pec
Wieder sind wir nach früher Anreise mit aufgepackten Skiern auf der Sella Nevea gestartet. Diesmal haben wir aber nicht den Kriegssteig, sondern nach kurzem Abstieg vom Parkplatz vorbei an der neuen Talstation der Gondelbahn den Weg Nr. 635 genommen. Über diesen sind wir dann recht flott in Richtung Rifugio Gilberti aufgestiegen. Nach etwa 1 h 20 min und 500 Hm haben wir schließlich angeschnallt und sind unterhalb der Ostwand des Bila Pec auf Skiern bis zur Hütte angestiegen. Bis hierher hätten wir auch bequem mit der Seilbahn fahren können – wollten wir aber nicht.

Anstieg zur Sella Bila Pec
Anstieg zur Sella Bila Pec
Weil der Schweißfluss bis dahin schon ordentlich in Gang gesetzt war, hat Philipp einen kleinen Abstecher in die Hütte zum Auffüllen des Getränkevorrats gemacht. Danach ging es kurz hinunter in die Mulde und aus dieser steiler werdend hinauf zur Ruine auf der Sella Bila Pec. Dort haben wir erstmals an diesem Tag abgefellt und sind durch die Rinne in den Talboden hinter dem Sattel abgefahren.

Anstieg ins Kaninkar
Anstieg ins Kaninkar
Nach einer Schrägfahrt in SW-liche Richtung kamen die Aufstiegshilfen schließlich wieder drauf und über die nächsten Geländestufen ging es sehr abwechslungsreich – einmal steiler, dann wieder flacher – hinauf ins Kaninkar. Der logische Zustieg zum Klettersteig, über den wir auf den Gipfelgrat aufsteigen wollten, war für uns im Bereich einer Rinne oberhalb des Kaningletschers angesiedelt. Das hat sich vermeintlich auch mit der abgespeicherten Tourenbeschreibung und dem Kartenmaterial gedeckt.

Anstieg unter den Felswänden
Anstieg unter den Felswänden
Den Klettergurt und das Klettersteigset haben wir im flacheren Gelände noch schnell montiert und dann sind wir frisch drauf los und haben flott an Höhe gewonnen. Irgendwann ist es dann so steil geworden, dass die Skier bei den Spitzkehren wie Scheibenwischer vor den Gesichtern vorbeigeführt wurden. Da haben wir dann aufgepackt und sind in der Falllinie bergwärts gestapft. Der Blick war stetig nach oben gerichtet, wollten wir doch den Einstieg zum Klettersteig nicht verfehlen.

Tiefblick beim Schlussanstieg
Tiefblick beim Schlussanstieg
Philipp und Andreas haben irgendwann gemeint, dass dieser sich da oben wohl doch nicht mehr finden wird. Und ich hätte es – sieht man doch bekanntlich im Alter auf die Distanz besser – noch besser wissen sollen. Aber weil ein alter Querkopf nur das glaubt, was er unmittelbar vor sich hat und am besten auch angreifen kann, bin ich durch die sich aufsteilende Rinne weiter nach oben gestapft und habe – den Blick stetig nach oben gerichtet – nach den Stahlbügeln und dem Seil Ausschau gehalten.

Steil da oben
Steil da oben
Schließlich bin ich unter der senkrechten Felswand über mir angestanden und habe nach einem letzten Kontrollblick in das Felsgelände das erfolglose Suchergebnis nach unten gemeldet. Bei dieser Gelegenheit habe ich erst einmal realisiert, wie steil das durchstiegene Gelände unter mir war. Das hat mich als erstes einmal dazu animiert, im Rucksack nach dem Neigungsmesser zu kramen und diesen am Skistock zu montieren

Blick von oben vor der Abfahrt
Blick von oben vor der Abfahrt
Das Ergebnis der Messung mit 58 Grad hat mich dann schon etwas erstaunt. Mehrmals bin ich schon auf Skiern durch Steilrinnen und Flanken mit Neigungen jenseits von 50 Grad abgefahren, so steil war ich aber noch nie unterwegs. Mittlerweile hat mir im Tourenforum des Salzburger Lawinenwarndienstes Tom Eckerstorfer aus Tamsweg rückgemeldet, dass er mit seinen Freunden vor drei Jahren exakt an derselben Stelle die Suche nach dem Zustieg zum Klettersteig beendet und dort sogar 62 Grad Steilheit gemessen hat. Ich hätte meine Messung gerne als Fehlmessung eingestuft, aber wir haben uns mittlerweile auf einen Mittelwert von 60 Grad geeinigt ;-))).

Philipp und Andreas im Abstieg zum Anschnallplatz
Philipp und Andreas im Abstieg zum Anschnallplatz
Die nächsten Handgriffe, Abfellen, Klettersteigset und Klettergurt abnehmen, alles zusammen im Rucksack verstauen und dabei nichts der Schwerkraft zu überlassen, haben etwas Zeit verbraucht. Schließlich habe ich mir mit einem Skiende noch einen Anschnallplatz gegraben und bin in die Bindung eingestiegen. Philipp und Andreas waren inzwischen in den Fußstapfen wieder bis zu jenem Platz abgestiegen, wo wir aufgepackt hatten. Dort hatten sie schon einen perfekten Platz zum Anschnallen und brauchten nicht zu graben.

Andreas folgt, Philipp buddelt noch
Andreas folgt, Philipp buddelt noch
Weil die Rinne nicht senkrecht, sondern leicht schräg nach unten verläuft, war der Beginn der Abfahrt vor allem vom Gedanken geprägt, nur ja nicht auszurutschen und am von rechts hereinragenden Felsen hart zu landen. Entsprechend vorsichtig bin ich zu Werke gegangen. Aber danach war dann der Höhenabbau ein Genuss. Es war zwar angezeigt, zwischen den Schwüngen immer wieder zu stoppen und den losgelösten Schnee vorbei zu lassen, aber danach ging es in der Rutschbahn der kleinen Lawinen erst recht lustvoll talwärts.

Abfahrt mit Blick zum Montasch
Abfahrt mit Blick zum Montasch
Im Bereich der ersten Abflachung über dem Kaningletscher habe ich abgeschwungen. Andreas und Philipp sind zu mir abgefahren. Philipp hat zuvor doch noch ordentlich im Schnee gegraben, hat er dort nämlich seine kurzzeitig vermisste, aber dann doch wiedergefundene teure Sonnenbrille vermutet. Jetzt war es auch Zeit für eine gemeinsame Stärkung vor der anschließenden Abfahrt entlang des Aufstiegsweges.

Anstieg zur Sella Bila Pec
Anstieg zur Sella Bila Pec
Mit dem Blick zum Montasch haben wir den Rückweg bis unter die felsigen Nordwände vor dem Gegenanstieg zur Sella Bila Pec zelebriert. Am tiefsten Punkt kamen die Felle wieder drauf und wir sind bis zur Rinne und in dieser noch so weit angestiegen, bis die Spitzkehren wieder mühsam geworden sind. Für den kurzen Anstieg im oberen Teil der Rinne kamen die Skier dann noch einmal auf den Rucksack. Bei der Ruine am Sattel haben wir uns dann noch einmal ausgiebig Zeit genommen, Rückschau zu halten. Außerdem haben wir diesen Platz als absolut passend für die Karfreitagsandacht mit den mitgetragenen Bronzekreuzen erachtet.

Nachgeholtes Gipfelfoto auf der Sella Bila Pec
Nachgeholtes Gipfelfoto auf der Sella Bila Pec
Schließlich haben wir für die Abfahrt zum Rifugio Gilberti umgerüstet und sind entlang des Aufstiegsweges abgefahren. Philipp hatte seinen schlecht rutschenden Skiern gedanklich schon eine Wachsung vor der nächsten Tour verordnet, ist bei einem Kontrollblick aber draufgekommen, dass sich das Problem auch schneller lösen ließe. Nach dem Abziehen der Felle ging es dann bedeutend flotter talwärts als zuvor.

Schlussanstieg zum Rifugio; re ober der Monte Forato und das Kaninfenster
Schlussanstieg zum Rifugio; re ober der Monte Forato und das Kaninfenster
Wenige Meter waren noch bis zum Hütteneingang hinauf zu stapfen. Danach haben wir uns auf der Terrasse niedergelassen und einmal den Durst gestillt. Weil ein frischer Wind aufgekommen ist, haben wir dann das Fastenessen (Zuppa di verdura oder Pasta al pomodoro) in der Hütte verzehrt. Und weil wir uns dabei ordentlich Zeit gelassen haben, hatten die Pistenkommandos auf der zwischenzeitig gesperrten Talabfahrt einen herrlichen Schneeteppich für uns hingezaubert, über den wir dann mit Erlaubnis der Hüttenwirtin hinunter gebraust sind. Der allerletzte Hang ist zwar seit der Vorwoche schon etwas ausgeapert, am Pistenrand sind wir aber immer noch bis auf Höhe des Parkplatzes abgefahren und haben nach wenigen Metern Fußmarsch wieder unseren Ausgangspunkt erreicht.

Frohe Ostern!
Frohe Ostern!
Der Heinrich wird sich darüber freuen, dass ich mir beim abendlichen Traditionsbesuch bei Otmar und Helga Adam in ihrer Buschenschank am Schererkogel bei Gamlitz zum Zwecke des Auffüllens der Weinvorräte für die Osterjause ein Käsebrot genehmigt habe. Und es wird ihm wohl eher egal sein, dass ich dieses gleich an einem der Tische vor dem Haus unter dem Dachvorsprung 20 Hm unterhalb des Gipfels vom Kogel verzehrt habe. Das Gipfelfasten hat nämlich eine Fortsetzung gefunden. Bei regnerischem Wetter habe ich mir den kurzen Anstieg geschenkt und dafür mein Inneres mit einem Achterl Muskateller dem Feuchtigkeitszustand der Außenluft angepasst.

Frohe Ostern wünsche ich allen Besuchern meines weblogs

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