Roteck und Gr. Barbaraspitze

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Liquid sunshine bei der Möslhütte
Liquid sunshine bei der Möslhütte
Die Tourenplanung ist manchmal von verfügbarer Freizeit abhängig; das Wetter wird unabhängig davon irgendwo weiter oben gemacht und die Meteorologen lassen uns das voraussichtliche Ergebnis dann auch noch im Vorhinein wissen. Und wenn die Wetterregel vom Tag „Die kalte Sophie, die bringt zum Schluss sehr oft auch einen Regenguss“ lautet, dann sollte man vielleicht die geplante Tour an diesem Tag überdenken. Haben wir aber nicht und es war gut so.

Lagenwein vom Schererkogel; ein feiner Tropfen
Lagenwein vom Schererkogel; ein feiner Tropfen
Den Regenguss (oder besser derer viele) hatten wir schon bei der Anfahrt am Vorabend. Zum Glück ist Andreas gefahren. Mit meinem defekten Scheibenwischer – der zum Zeitpunkt, an dem ich dies schreibe, schon wieder funktionstüchtig ist – wäre dies unmöglich gewesen. Nachdem ich die deftig-kulinarische Tourenvorbereitung am Muttertag am Schererkogel absolviert hatte, hat dank eines besonderen Mitbringsels auch der Abend in der Krakau noch feucht geendet. Die beiden Weinbauern Otmar und Gerald hatten mir für Andreas und mich als Schlummertrunk eine Fassprobe des Grauburgunder-Lagenweines aus 2015, der 18 Monate im kleinen Eichenfass gereift ist und zusammen mit dem Morillon und dem Sauvignon bald in den Verkauf kommt, mitgegeben. Auch an dieser Stelle für den edlen Tropfen noch einmal herzlichen Dank.

Skianstieg im Ölaschngraben
Skianstieg im Ölaschngraben
Der innerlichen Anfeuchtung ist dann in der Früh die gleichmäßige Benetzung der Außenhaut gefolgt. Bei liquid sunshine sind wir wieder am selben Ausgangspunkt unterhalb der Möslhütte wie am Samstag gestartet. Wieder haben wir die Skier über 110 Hm bis zum Beginn des durchgehenden Schneebandes in den Ölaschngraben hinauf getragen. Dann wurde angeschnallt und der Aufstieg über die gewaltigen Lawinenkegel konnte beginnen.

Skianstieg im steileren oberen Abschnitt des Ölaschngrabens
Skianstieg im steileren oberen Abschnitt des Ölaschngrabens
Auch im steileren oberen Teil der Rinne bis zum Ausstieg hat die kompakte, aber durch den Regeneintrag oberflächlich aufgeweichte Schneedecke einen Skianstieg zugelassen. Lediglich bei den Spitzkehren muss man bei einer Steilheit von 40 Grad doch etwas vorsichtig sein. Nach dem Ausstieg aus der Rinne haben wir die Skier über den ausgeaperten Bereich drüber getragen. Danach ging es weiter, anfangs über die freie Fläche, danach durch die markante Rinne hinauf ins Moarkar.

Anstieg im Kar bei schlechter werdender Sicht
Anstieg im Kar bei schlechter werdender Sicht
Zwischendurch hatten sich zwar ein paar kurze Löcher in der Wolkendecke aufgetan, einmal hat sogar die Sonne durchgeblinzelt, aber im Kar ist der Nieselregen in Schneefall übergegangen. An Hand der größtenteils gut sichtbaren Aufstiegsspur vom Samstag war dann die Orientierung auch bei massiv schlechter werdender Sicht kein Problem. Und hat es zwischenzeitig kurzzeitig so ausgesehen, als würden wir im Gipfelbereich über die Wolkendecke hinaus kommen, so hat uns beim Ausstieg aus dem Kar endgültig die dicke Nebelsuppe verschluckt und uns jegliche Sicht geraubt.

Kraxeln am Roteckgrat
Kraxeln am Roteckgrat
Beim Skidepot am Roteckgrat haben wir noch kurz abgeschätzt, ob ein Anstieg mit Steigeisen sicherer sei, uns dann aber dafür entschieden, den Grat ohne die zackigen Aufstiegshilfen zu begehen. Der Stapfschnee war etwas weicher als am Samstag, wenige cm Neuschneeauflage haben nicht gestört. Lediglich die Felsen waren etwas vereist und vor allem im Bereich der Bemoosung sehr glitschig. In den großteils auch noch sichtbaren Trittstufen von meinem An- und Abstieg am Samstag sind wir dann in 25 Minuten zum Roteckgipfel angestiegen. Etwas lästig war dabei der böige Wind.

Gratabstieg
Gratabstieg
Am Gipfel haben wir dann nach dem Abschießen der obligaten Fotos und der Kommunikation mit unseren Lieben zu Hause wieder umgedreht und sind entlang des Grats abgestiegen. 20 Minuten später waren wir wieder am Skidepot und sind mit der geschulterten Ausrüstung gleich in den Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln hinunter gestapft.

Die letzten Schritte zum 2. Tagesgipfel
Die letzten Schritte zum 2. Tagesgipfel
Dort haben wir noch einmal angeschnallt und sind in wenigen Minuten bis knapp unterhalb der Gr. Barbaraspitze auf Skiern und die letzten Meter entlang des Grats zu Fuß angestiegen. Auch neben der vereisten Gipfelpyramide hat es uns im kühlen Wind nicht lange gehalten. Also sind wir wieder zu den Skiern zurück, haben abgefellt und uns während der kurzen Stärkung für die Abfahrt fertig gemacht.

Einfahrt ins Kar
Einfahrt ins Kar
Anschließend ging es auf Skiern zurück in den Sattel und danach entlang unserer Aufstiegsspur weiter abwärts. Und war die Orientierung bis zur Einfahrt ins Kar noch kein Problem, so haben wir hier im Whiteout die Kontur unserer Aufstiegsspur zur Unterstützung dringend gebraucht.

Herrlicher Schnee in der Rinne
Herrlicher Schnee in der Rinne
Bis hinunter in den Karboden sind wir daher immer direkt neben der Aufstiegsspur abgefahren. Erst bei der weiteren Abfahrt hinunter ins Prebertal ist die Sicht dann zunehmend besser geworden. Und war der Schnee auf der ersten freien Fläche noch etwas tief, so hat sich dies nach der seitlichen Einfahrt in die Rinne schlagartig zum Positiven geändert.

Steinskipassage bei der Einfahrt in den Ölaschngraben
Steinskipassage bei der Einfahrt in den Ölaschngraben
Auf herrlich schmierigem Firnschnee sind wir weiter talwärts gebraust. Auch die weite freie Fläche im Übergang zum Ölaschngraben war bestens fahrbar. Wieder sind wir die wenigen ausgeaperten Meter vor der Einfahrt in die Steilrinne gleich auf Skiern über die Moos-und Flechtenpolster abgerutscht. Danach stand dem abfahrerischen Highlight dieses Tages nichts mehr im Wege.

Beste Schneeverhältnisse im oberen Abschnitt des Ölaschngrabens
Beste Schneeverhältnisse im oberen Abschnitt des Ölaschngrabens
Auf der kompakten, schmierigen Schneedecke sind wir neben dem in dieser Steilheit bei jeder Abfahrt in Bewegung gebrachten Lockerschnee hinunter gebraust. Auch die oberflächlich aufgeweichten Lawinenkegel im zweiten Teil der Rinne waren gut fahrbar. Schließlich haben wir wieder an jenem Punkt abgeschwungen, wo unter den letzten Schneeresten das Bächlein heraussprudelt und dabei gehofft, beim Abfahrtsmeter schinden nicht durch die dünne Schneedecke zu brechen.

Abstieg im Talschluss mit seinen tosenden Wasserfällen
Abstieg im Talschluss mit seinen tosenden Wasserfällen
Schließlich haben wir die Latten wieder aufgepackt und sind durch den lichten Lärchenwald mit dem vielen von den Lawinen erzeugten Totholz und durch die hohen Almrauschstauden wieder bis zur Möslhütte abgestiegen. Dort hat uns kurzzeitig sogar Sonnenschein empfangen. Weil durch den starken Regen des Vortags und der Nacht auch der am Samstag noch ausgetrocknete Bach unterhalb unseres Parkplatzes ordentlich Wasser geführt hat, konnten wir uns und auch die Ausrüstung vor der Abfahrt noch einer rituellen Waschung unterziehen.

Zander mit glasiertem grünen Spargel und Liebstöcklpüree
Zander mit glasiertem grünen Spargel und Liebstöcklpüree
Anschließend ging es zurück in die Krakau. Bei der Einkehr hat uns diesmal der Stigenwirth mit einer Leberknödelsuppe (neuerdings gebacken!) und einem Zander mit glasiertem grünen Spargel und Liebstöcklpüree verwöhnt. Das hätte wohl auch dem Heinrich geschmeckt. Bei unserer Abreise am Nachmittag – abermals nach Friedhof- und Verwandtenbesuch – waren die Gipfel immer noch in den Wolken, sodass auch ein späterer Tourenbeginn keine wesentlich geänderten Verhältnisse ergeben hätte.

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