Eisenerzer Reichenstein

mit dabei:
Andreas

Aufstieg durch die NO Rinne
Aufstieg durch die NO Rinne
Das anhaltend schöne Wetter bei gegenüber der Vorwoche gesunkenen Temperaturen hat die Lawinensituation im Land komplett entspannt. Jedes Ziel war daher theoretisch möglich. Schließlich haben wir dem Reichenstein mit seiner südostseitigen Steilabfahrt den Vorzug gegenüber einiger auch ins Auge gefassten Touren in den Karawanken, die aber allesamt nordseitige Abfahrten gehabt hätten, den Vorzug eingeräumt. Den ebenso steilen, schattigen und daher harten, Anstieg durch die NO-Rinne haben wir als unproblematisch eingestuft, weil man diesen ohnehin immer auf Steigeisen absolviert.

Es war auch kein allzu früher Aufbruch, wie wir ihn in der Vergangenheit bei Frühjahrstouren auf diesen Berg immer eingeplant hatten, angesagt. Wegen der heuer geringen Schneelage in den Eisenerzer Alpen ist einerseits die Gefahr von Wechtenbrüchen minimiert und andererseits wollten wir die Rote Rinne ja nicht auf pickelhartem Untergrund, sondern möglichst auf Firn befahren. Erst um 7.15 Uhr sind wir daher auf der Präbichl Passhöhe gestartet und am Rand der Skipiste mit der Morgensonne im Rücken ins Grübl angestiegen.

Zustieg zur NO Rinne
Zustieg zur NO Rinne
Am Fuß des ersten Steilaufschwungs zum ehemaligen Holzlagerplatz haben wir die Harscheisen montiert. Diese haben dann, obwohl der harte Harschdeckel zum größten Teil griffig war, sehr wertvolle Unterstützung beim weiteren Anstieg geleistet. Die nächste etwas flachere Geländestufe hinauf zum Rösslboden war dann teilweise wieder in der Sonne und der Schnee sehr griffig. Während man Anfang Mai den größten Teil des folgenden Anstiegs in der Sonne absolviert, sind wir – die Aufstiegslinie durch die NO-Rinne immer im Visier – dann wieder in den Schatten eingetaucht.

Ein gutes Stück sind wir noch auf Skiern angestiegen. Mit zunehmender Steilheit findet man aber auf der glatten Unterlage trotz der verwendeten Harscheisen auf den Skiern immer weniger Halt. Daher haben wir diese aufgepackt und die Steigeisen montiert. In größtenteils vorhandenen, mit Triebschnee gefüllten Trittstufen sind wir sodann weiter angestiegen. Jeder Schritt ist bei den augenblicklich harten Schneeverhältnissen mit Bedacht zu setzen und mit dem Pickel abzusichern.

Aufstieg durch die NO Rinne
Aufstieg durch die NO Rinne
Für den einen oder anderen Fotostopp haben wir uns die Zeit genommen. Im Steilgelände über 50 Grad ist es aber nicht immer lustig die Kamera oder das Mobiltelefon herauszufingern und vielleicht auch noch nach hinten zu fotografieren. Die Fotoauswahl des Aufstiegs ist daher gegenüber sonstigen Touren überschaubar. Nach der engsten und steilsten Stelle in der Rinne weitet sich diese wieder und ganz zum Schluss kommt man auch aus dem Dauerschatten wieder in die Sonne. Mit dem Überschreiten der Geländekante hat man auch erstmals freie Sicht zur Reichensteinhütte, die auf dem Plateau westlich des Gipfels thront.

Gipfelanstieg des Jubilars
Gipfelanstieg des Jubilars
Unser weiterer Anstieg über aperes, stellenweise etwas vereistes Gelände hinauf zum Gipfel hat eine Gämse in unmittelbarer Nähe in keinster Weise beeindruckt und sie hat weiter geäst, so als wären wir überhaupt nicht da. Nach einer Aufstiegszeit von 2 Std 35 min haben wir den Gipfel erreicht. Jetzt war es Zeit, Andreas nicht nur ein „Berg Heil!“ zu sagen, sondern ihm abermals gebührend zum Geburtstag zu gratulieren.

Abstieg vom Gipfel; die Rote Rinne in Bildmitte
Abstieg vom Gipfel; die Rote Rinne in Bildmitte
Eine kühle Brise hat den Gipfelaufenthalt etwas ungemütlich gemacht und daher haben wir sehr bald den Abstieg in Richtung Reichensteinhütte angetreten. Vorsichtig ging es daher über den vereisten Steig zuerst hinunter, dann entlang der Wechte in Richtung Westen und zum Schluss wieder hinauf in den Windschatten der Hütte. Dort haben wir dann gejausnet und unsere Ausrüstung in den Abfahrtsmodus getrimmt.

Bereit zur Einfahrt in die Rote Rinne
Bereit zur Einfahrt in die Rote Rinne
Als alles wieder am rechten Fleck war, sind wir schließlich die wenigen Meter zur Einfahrt in die Rote Rinne hinüber gegangen. Die erwartet firnige Konsistenz des Schnees hatte sich, wie uns ein schneller Test gezeigt hat, leider nicht eingestellt. Kurz haben wir überlegt, was wir machen sollten. Mit dem Einstrahlwinkel würde sich in dem nach Osten steil abfallenden Gelände wohl auch nichts mehr ändern. Zudem würde mit Zunahme des abgeschatteten Bereichs weiter unten in der Rinne die Schneedecke sich auch dort rasch wieder verfestigen. Daher haben wir einem weiteren Zuwarten keinen Sinn zugemessen und gleich angeschnallt.

Abfahrt durch die Rote Rinne im harten oberen Teil
Abfahrt durch die Rote Rinne im harten oberen Teil
Mit den ersten Schwüngen war gleich einmal klar, dass die Abfahrt im obersten Abschnitt der Rinne kein Kindergeburtstag werden würde. Der Schnee war zwar anfangs noch griffig, aber bald sind wir über sehr harte und glatte Flächen gerattert. Stürzen ist in solchem Steilgelände verboten. Entsprechend schaumgebremst sind wir über den steilsten Bereich der Rinne talwärts gefahren.

Wieder glatt und hart die Abfahrt durch die Engstelle
Wieder glatt und hart die Abfahrt durch die Engstelle
Oberhalb der Engstelle gab es ganz weit links einen kleinen sonnenbeschienen Bereich, der aufgefirnt war. Diesen haben wir dankbar angenommen, auch wenn darin der eine oder andere der namensgebenden roten Steine verborgen war. Die Engstelle selbst war dann wieder glatt und hart. Mit viel Kanteneinsatz war auch dieser Bereich bald geschafft.

Herrlicher Firn im unteren Teil der Abfahrt bis hinunter zum Karboden
Herrlicher Firn im unteren Teil der Abfahrt bis hinunter zum Karboden
Danach hatte aber die Sonne mit ihrer Einstrahlung und dem passenden Winkel eine perfekte Unterlage für unsere weitere Abfahrt hinunter ins Kar vorbereitet. Auf weitestgehend homogenen Flächen – im Gegensatz zu dem Lawinenfriedhof, den wir sonst oft hier zu überfahren hatten – sind wir über lupenreinen Paradefirn talwärts gebraust.

Herrlicher Firn im unteren Teil der Abfahrt bis hinunter zum Karboden
Herrlicher Firn im unteren Teil der Abfahrt bis hinunter zum Karboden
Wenn wir in den vergangenen Jahren mitunter mit einem möglichst frühen nach links Hinausqueren den Wiederanstieg zum Rottörl verkürzt hatten, so war dies heute sicher kein Thema. Bis zum tiefsten Punkt im Auslauf der Rinne wollten wir die frühlingshafte Genussabfahrt auskosten. Schließlich haben wir abgeschwungen und genussvoll nach oben zurückgeblickt. Die Felle kamen wieder an die Laufflächen, Bindung und Schuhe wurden in den Aufstiegsmodus umgestellt. Angesichts der in der Sonne liegenden bestens aufgefirnten Flächen vor uns konnten wir jetzt auf die Verwendung von Harscheisen verzichten.

Toni Hofer
Toni Hofer
In Laufe der nächsten Viertelstunde sind wir zum Rottörl angestiegen. Dabei waren wir recht flott unterwegs. Trotzdem hat ein vom Krumpensee aufsteigender Tourenkollege rasch zu uns aufgeschlossen und uns in den letzten beiden Kehren sogar noch überholt. Am Rottörl sind wir ins Gespräch gekommen. Der sportliche Senior heißt Toni Hofer, ein treuer Leser dieses Blogs, ist 7 Jahre älter als ich und fit wie ein Turnschuh. Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass er seine Wurzeln, so wie ich auch, im Bezirk Murau hat. Dort hat er auch das Skifahren gelernt. Und dass er das immer noch ausgezeichnet beherrscht, hat er uns dann bei der gemeinsamen Abfahrt zum Rösslboden und weiter hinunter ins Grübl bewiesen.

Abfahrt vom Rottörl
Abfahrt vom Rottörl
Über stellenweise ziemlich harte Flächen sind wir talwärts gecarvt und schließlich auf der Piste bis zum Ausgangspunkt der Tour am Präbichl abgefahren. Dem Toni, der uns unterwegs auch noch erzählt hat, dass er in jedem Winter die seinen Lebensjahren entsprechende Anzahl an Skitouren absolviert, wünsche ich für die Erfüllung dieses für heuer schon fast erreichten Ziels alles Gute und für die jährlich steigende Zahl an Touren die Aufrechterhaltung seiner Fitness und Gesundheit.

Schnitzelsemmel
Schnitzelsemmel
Diese wird hoffentlich wohl uns auch geschenkt sein, obwohl wir uns beim Standl direkt neben unserem Parkplatz eine fette Schnitzelsemmel gegönnt haben. Aber darüber wird sich der Heinrich freuen und das trägt wiederum zu seiner Gesundheit bei. Dem Andreas abschließend auch noch einmal „Alles Gute zum Geburtstag!“. Auf diesen anzustoßen war uns nicht nur durch die Pandemie verwehrt, sondern auch durch sein Fastengebot, das er eisern einzuhalten gedenkt. Aber auch das werden wir jedenfalls irgendwann gebührend nachholen.

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