mit dabei:
Hans-Jörg und Michael
Unser „Airscout“ Michael hat vor genau einer Woche die Niederen Tauern aus der Vogelperspektive erkundet und uns die Gipfelflanke des Eiskarpitzes als lohnendstes Ziel für eine Firnabfahrt empfohlen. Den weiten und großteils ausgeaperten Aufstieg haben wir dafür gerne in Kauf genommen.
Mit aufgepackten Schiern ging es beim Schranken am Parkplatz zwischen Blasbauer und Hainzl knapp nach 1/2 8 Uhr los. Bis zur ersten Brücke über den Vorderen Pösenbach (Pkt 1.399) haben wir den Schnee nur aus der Entfernung gesehen. Danach gab es dann für einige 100m ein durchgehendes Schneeband am Forstweg. Mit einigen Unterbrechungen wiederholte sich dies bis zur Abzweigung in Richtung Pölsenhütte. Der Schnee war hier in der Früh teilweise vereist, jedenfalls aber gut tragfähig. Deshalb blieben die Schi gleich am Rucksack.
Bei der Abzweigung haben wir uns für den Aufstieg über die Kuhalm und den östlichen Rücken des Eiskars entschieden. Entlang des Forstweges ging es weiter hinein in Richtung Kuhalm und Eiskar. Hans Jörg und Michael haben bei den ersten größeren Schneeflächen kurz angeschnallt, ich habe meine Schi gleich am Rucksack gelassen.
Am Beginn des Eiskars sind wir über die kurze Steilstufe nach links hinauf. Aber auch die war so weit ausgeapert, dass sie bequem zu begehen war.
Nach dem Queren des letzten Schneeflecks sind wir weiter über den völlig ausgeaperten östlichen Begrenzungsrücken des Eiskars mit der ebenso aperen letzten Steilstufe vor dem ebenen Gipfelgrat bis zum Gipfel des Hohenwart angestiegen. Diesen haben wir nach 2 Std 20 min Aufstiegszeit ereicht.
Auch jetzt blieben die Schi weiter am Rucksack und ohne Pause ging es kurz hinunter und wieder hinauf zum Gipfel des Eiskarspitz. In weniger als einer 1/4 Stunde war die Überschreitung geschafft. Der Tiefblick in die nordostseitige Gipfelflanke hat uns schon auf das kommende Abfahrtsvergnügen eingestimmt.
Da der Schnee aber noch etwas zu hart war, haben wir uns zuvor noch eine ausgiebige Gipfelrast gegönnt. Auf den trockenen Grasbüscheln des Gipfels, der an diesem Tag seinem Namen so überhaupt nicht gerecht wurde, haben wir in der warmen Frühjahrssonne so lange zugewartet, bis der Firn an Qualität nicht mehr zulegen konnte und sind dann die ersten paar Meter bis zum Anschnallpunkt abgestiegen.
Ab da gab es dann für die nächsten 500 Höhenmeter nur mehr Jubeln und Jauchzen. Einen Hang von solch gleichmäßiger Steilheit und gleich bleibender Schneequalität von oben bis unten haben wir den ganzen Winter nicht gehabt.
Bis zum letzten Meter hinunter in den Karboden haben wir also den „Zuckerlfirn“ ausgekostet. Jeder Meter des Aufstiegs mit den schweren Schiern am Rücken war zu diesem Zeitpunkt längst vergessen.
Einige TourenkollegInnen sind zu diesem Zeitpunkt auf Schiern über die Gipfelflanke aufgestiegen. Es ist dies sicher die weniger mühsame Aufstiegsvarinate und außerdem ohne Gipfelkreuz am Hohenwart. Allerdings darf man wegen der Steilheit nicht zu früh dran sein. Und üblicherweise ist der Schnee dann bei der Abfahrt doch eher schon zu tief und nicht mehr wirklich ein Genuss.
Hätten wir ab hier die Schi wieder ins Tal tragen müssen, so wäre dies zwar mühsam, aber doch schon lohnend gewesen. Wir haben aber am Hang rechts oberhalb des Vorderen Pölsenbachs eine bereits beim Anstieg von der anderen Talseite erkenntliche Abfahrtsspur gefunden. Dieser sind wir ? teilweise in einem „Erlentango“ – talauswärts gefolgt. Erst am Forstweg 100 m neben der Abzweigung Kuhkar/Pölsenhütte haben wir nach 850 HM Abfahrt direkt vom Gipfel erstmals abgeschnallt.
Danach haben wir uns mit mehrmaligem An- und Abschnallen mehr fahrend als gehend noch über die letzten Schneeflächen am Forstweg bis knapp vor die Brücke (Pkt 1.399) talauswärts bewegt. Ich habe das Ausnützen des Schneebandes am Wegrand insofern ein bisschen übertrieben, als mir ein Ast, an dem ich vorbei geschrammt bin, meinen Fotoapparat aus der offenen Hosentasche gefischt hat. Ich habe aber den Verlust sehr bald bemerkt und mich auf die Suche gemacht, die gottlob von Erfolg gekrönt war.
Mit aufgepackten Schiern ging es dann wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour, den wir bereits um 12.10 Uhr wieder erreicht haben.
Beim anschließenden Einkehrschwung in Pusterwald hatten wir neben blühenden Sträuchern in der sengenden Sonne im Gastgarten nicht mehr das Gefühl, uns gerade noch im Schnee bewegt zu haben. So knapp liegen in den Alpentälern mitunter Winter und Frühling beieinander.
Michael hat sich am Tag nach der Tour wieder zum Herrn der Lüfte aufgeschwungen und für uns die Gipfel des Vortags noch einmal aus der Vogelperspektive festgehalten. Hier das eindruckvolle Ergebnis, für das an dieser Stelle herzlichst gedankt sei.
Die Südseiten sind mittlerweile so gut wie vollkommen ausgeapert. Hier wird wohl bald die Wandersaison losgehen.