Huda Paliza (ITA)

mit dabei:
Hans Jörg, Michael und Philipp

Die Wahl zwischen Pulverschnee in der Obersteiermark und einem Klassiker in den Julischen Alpen ist diesmal zugunsten des zweitgenannten Tourenziels ausgefallen. Und unsere Entscheidung war jedenfalls goldrichtig, obwohl es für eine Tour am Tag des astronomischen Frühlingsbeginns ziemlich frisch war. Aber gerade die tiefen Temperaturen haben für diese Tour gesprochen, denn sie waren die Garantie für sichere Verhältnisse in dieser großartigen Alpinarena zwischen Montasch und Wischberg. Wenn es da zu einer plötzlichen Erwärmung kommt, dann möchte ich weit weg sein von den Schneemassen, die noch weit oben hängen und sich dann schlagartig nach unten entladen werden.

Blick zur Huda Paliza von der Mosesscharte
Blick zur Huda Paliza von der Mosesscharte
Das am 29 12. 2008 von Emanuel Pirker (alias alpendohle) ( Outdoor weblog ) von der Mosesscharte aufgenommenen Foto (Danke!) zeigt die Huda Paliza mit dem rechts darüberliegenden C.ma di Terra Rossa in der Bildmitte.

Aufbruch in der Saisera
Aufbruch in der Saisera
Vom Ende der Fahrmöglichkeit in der Saisera sind wir um 8.15 Uhr zeitgleich mit einer Partie Italiener als letzte an diesem Tag aufgebrochen. ?Molto traffico!? haben sie gesagt, als wir unser Tourenziel genannt haben und damit die vielen erwarteten Begegnungen in der Rinne gemeint.

Entlang der Loipe in den Talschluss
Entlang der Loipe in den Talschluss
Nach der Querung der breiten Bachbette ging es entlang der Langlaufloipe in den Talschluss. Über eine kurzen Steilstufe sind wir dann durch den Buchenwald weiter hinauf in die Spragna. Immer wieder verhakt man sich dabei durch die hohe Schneelage irgendwo im Geäst, was beim Anstieg weniger schlimm ist, als bei der Abfahrt.

Nur Lawinenkegel und der Strauchgürtel trennen uns von der Zugangsschlucht
Nur Lawinenkegel und der Strauchgürtel trennen uns von der Zugangsschlucht
Nach der Waldstufe galt es noch die mächtigen Lawinenkegel unterhalb der Brdorinne zu überwinden. Danach gab es nur noch einen kurzen Staudengürtel zwischen uns und dem Hang unterhalb der Zustiegsschlucht. Auch dieser war sehr schnell überwunden.

Viel Wassereis am Rand der Zugangsschlucht
Viel Wassereis am Rand der Zugangsschlucht
Die Schlucht selbst, die in schneearmen Wintern ein V-förmiger Einschnitt ist, ist heuer mit sicher mehr als 10 m Schnee gefüllt und daher ein Trogtal. An der norseitigen Wand bilden blaue Kaskaden aus Wassereis eine imposante Begrenzung.

Ausstieg aus der Zugangsschlucht
Ausstieg aus der Zugangsschlucht
Zum Zwecke des Austiegs aus der Schlucht hieß es erstmals die Schi abzuschnallen. Die Steilstufe war schnell überwunden. Als Belohnung haben wir uns vor dem Anschnallen einmal kurz gestärkt und die Szenerie rund um uns genossen.

Aufstieg von der Zugangsschlucht zur Huda Paliza
Aufstieg von der Zugangsschlucht zur Huda Paliza
Danach ging es in einem weiten Rechtsbogen weiter hinauf in Richtung Huda Paliza. Schon während des Zustiegs zum Maul der Schlucht hat man einen ersten Eindruck von der einzigartigen Geländeformation. Links und rechts von Felswänden begrenzt pfeift die Rinne nach oben.

Aufstieg durch den unteren Teil der Huda Paliza
Aufstieg durch den unteren Teil der Huda Paliza
War der Schnee bis zum Maul der Rinne noch sehr griffig, so gab es in der Rinne selbst ein Wechselspiel zwischen eingewehten pulvrigen Passagen und abgewehten sehr harten Flächen. Deshalb haben wir nicht sehr lange herumgefackelt und sehr bald die Schi aufgepackt. Für einen geübten Sherpa geht es mit Steigeisen in der direkten Linie meines Erachtens um vieles leichter, als den Eiertanz mit den unzähligen Spitzkehren auf glattem Untergrund zu tanzen.

Aufstieg im breiten Mittelteil; im Hintergrund die Mosesscharte
Aufstieg im breiten Mittelteil; im Hintergrund die Mosesscharte
Aber ich werde da immer wieder auch eines besseren belehrt, wenn mir auch im steilsten Gelände geübte Steilhangspezialisten demonstrieren, wie man sogar ohne Harscheisen noch hinauftänzeln kann, ohne zu rutschen. Mein schon etwas abgenutztes altes Fell hätte jedenfalls nicht mehr gehalten und die Harscheisen hätte ich sowieso montieren müssen. Also hinauf mit den Latten auf den Rucksack und los geht? s.

Molto traffico im oberen Teil der Rinne
Molto traffico im oberen Teil der Rinne
In teilweise sehr gut ausgetretenen Stufen ging es sehr flott bergwärts. Zu diesem Zeitpunkt schon abfahrende Tourenkollegen (die hatten sicher einen kürzere Anreise als wir) haben uns einem Beschuss von eisigen Brocken ausgesetzt. Das war nicht so arg. Schlimmer war schon der Snowboarder, der Hans Jörg fast ?verräumt? hätte. Von einem Schifahrer, der zuvor ebenfalls mehrere Hundert Meter gebraucht hat, um sich nach seinem Ausrutscher wieder zu erfangen, ist uns erzählt worden. Beide haben sich gottlob nicht ernsthaft verletzt. Und außerdem waren die Trittstufen großteils zugeschüttet und daher die Frontzacken der Steigeisen sowie die leicht schmerzenden Zehenspitzen in den Schuhen wieder gefordert.

Aufstieg im oberen Teil der Huda Paliza
Aufstieg im oberen Teil der Huda Paliza
Zufällige (H. Himmel ? Maturajahrgang 1974 BEA Liebenau) und nicht ganz unabsichtliche (von Th. Offner, den wir vor 2 Jahren auch am Stenar getroffen haben, habe ich gewußt, dass er auch in der Huda Paliza unterwegs sein müßte) Begegnungen während des Aufstiegs haben uns Pausen zum Plaudern und Verschnaufen eingebracht.

Ausstieg aus der Rinne über die ?Böse Stufe?
Ausstieg aus der Rinne über die ?Böse Stufe?
Am Schluss steilt sich die Rinne noch einmal etwas auf. Auch der Wind hat in diesem Bereich noch ein Schäuferl zugelegt. Während meine Kollegen beschlossen haben, ihre Schi unterhalb dieser Steilstufe zu deponieren, habe ich die meinigen am Rucksack belassen und bin über die sogenannte ?Böse Stufe? aus der Rinne ausgestiegen.

Philipp beim Aufstieg über die ?Böse Stufe?
Philipp beim Aufstieg über die ?Böse Stufe?
Es ist dies ein felsige Steilstufe, die in schneearmen Wintern nur kletternd überwunden werden kann. Heuer ist sie fast zur Gänze zugeschneit. Und weil auch der südseitige Gipfelhang der C.ma di Terra Rossa eine einzige weiße Fläche war, habe ich die Schier auch da noch hinaufgetragen.

Philipp mit Mosesscharte und Bärnlahnsscharte
Philipp mit Mosesscharte und Bärnlahnsscharte
Nach 4 ¾ Stunden (mit Jausen- und Plauderpausen sowie unzähligen Fotostopps) waren Philipp und ich am Gipfel, den Hans Jörg und Michael bereits wieder geräumt hatten, um weiter unten windgeschützt zu rasten. Und war eine Stunde vorher der Gipfel noch in der Staubewölkung versteckt, so hat uns der Panoramablick in alle Richtungen fast umgehauen.

Tiefblick vom Gipfel in die Saisera
Tiefblick vom Gipfel in die Saisera
Und der Tiefblick zum Ausgangspunkt der Tour hat uns demonstriert, wie viel an Höhe wir seit unserem Aufbruch gewonnen hatten. Viel zu kurz ist der Gipfelaufenthalt ausgefallen, um alles auch im Hirn abspeichern zu können. Aber die digitale Fotografie leistet da Abhilfe und ermöglicht die bequeme Nachbetrachtung auf der Wohnzimmercouch.

Kanin mit Adria?
Kanin mit Adria?
Die bekannte Diskussion, ob man über den Kanin hinweg schon die Adria sieht, wage auch ich nicht weiter anzuheizen. Ich glaube es eher nicht und meine , dass dies nur Luftspiegelungen sind, die die Meeresoberfläche vorgaukeln.

Erster Teil der Abfahrt; die Kollegen warten auf mich bei der Scharte
Erster Teil der Abfahrt; die Kollegen warten auf mich bei der Scharte
Wenige Meter unterhalb des Gipfels habe ich nach einem letzten Rundumblick angeschnallt und bin zu meinen Kollegen in die Scharte abgefahren. Hans Jörg hattte dort seine Gipfelzigarette mittlerweile mit dem Wind geteilt und dabei eindeutig den Kürzeren gezogen. Auch deshalb haben alle drei beschlossen, gleich wieder zu ihrem Schidepot abzusteigen.

Abfahrt über die ?Böse Stufe?
Abfahrt über die ?Böse Stufe?
Ich habe mich noch etwas gestärkt und danach die Abfahrt in die Rinne begonnen. Die ersten paar Meter waren sicher kein Genuss und das vorsichtige Abrutschen auf dem sehr harten Harschdeckel kann noch nicht als ?Schifahren? bezeichnet werden. Aber ab dem ersten Schwung unterhalb des großen Steins in der ?Bösen Stufe? wurden die Höhenmeter wieder genussvoll abgebaut.

Einfädeln in den Verkehr
Einfädeln in den Verkehr
Bald war ich beim Schidepot meiner Kollegen angelangt und ab da ging es gemeinsam durch die Rinne nach unten. Der feste Harschdeckel war eine perfekte Unterlage für die Abfahrt und stellenweise haben uns pulvrige Triebschneelinsen gezeigt, wie die Rinne allenfalls nach einem Neuschneefall genussvoll zu fahren sein könnte.

Abfahrt durch die Huda Paliza; im Hintergrund die Mosesscharte
Abfahrt durch die Huda Paliza; im Hintergrund die Mosesscharte
Obwohl wir uns einige Pausen gegönnt haben, waren wir sehr bald wieder am Fuß der Rinne angelangt. Auch der weite Hang hinunter bis zur Zugangsschlucht mit etwas windgepresstem Schnee war noch sehr gut zu fahren.

Einfahrt in die Zugangsschlucht
Einfahrt in die Zugangsschlucht
In die Zugangsschlucht kann man über den von oben gesehenen linken Ast auch auf Schiern abfahren, ohne wieder abschnallen zu müssen. Nachdem auch diese Stufe überwunden war ging es entlang der gefrorenen Wasserfälle durch die Schlucht hinunter.

Zwischenstation in der Rinne nach dem ?Bösen Wald?
Zwischenstation in der Rinne nach dem ?Bösen Wald?
Nach dem Strauchgürtel und dem Überwinden der mächtigen Lawinenbahnen kam dann die eigentliche Hürde dieser Abfahrt. Ich nenne sie den ?Bösen Wald?. Es mag schon sein, dass ältere Herren nach vielen Abfahrtsmetern Probleme damit haben, ordentlich in die Knie zu gehen. Aber die ob der hohen Schneelage tief sitzenden Äste haben bei der Durchfahrt an Rucksäcken und Pickeln gerüttelt und uns gleich im Paket abgeworfen. Abgesehen davon hat nach dem Staudentango an der Vertatscha Südseite diesmal meine zweite Pickelbefestigung am Rucksack ihr Leben eingebüßt.

Mehr als 2 m kompakter Schnee am Straßenrand in der Saisera
Mehr als 2 m kompakter Schnee am Straßenrand in der Saisera
Irgendwann hat uns der Wald aber doch wieder ausgespuckt und uns auf die Reise zuerst entlang der Loipe und danach über die Bäche zurück zum Ausgangspunkt der Tour geschickt. Exakt 7 Stunden nach unserem Aufbruch haben wir wieder abgeschnallt und sind nach dem Verstauen der Ausrüstung zwischen den mehr als 2 m hohen kompakten Schneewänden am Straßenrand zum Einkehrschwung in Richtung Tarvis gefahren.

Pizza
Pizza
Das Menu wurde den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Anstatt Radler gab es Rotwein und Wasser und die Suppe wurde durch Pizza ersetzt. Abschließend gab es noch das Grundnahrungsmittel der Italiener, einen Espresso. Den Heinrich wird?s freuen.

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