Herberge (3x) und Hinkareck

mit dabei:
Hans Jörg, Michael und Philipp

Vor etwa 12 Jahren habe ich mit Hans Jörg unsere erste gemeinsame Schitour unternommen. Seither führe ich Aufzeichnungen in Form eines Tourenbuches, in das die heutige Jubiläumstour als 300. eingetragen wird. Aber das haben die Kollegen bei unserem frostigen Aufbruch am letzten Parklatz in der Kurzteichen noch nicht gewusst. Entgegen der ersten Tour, wo wir in unserer Euphorie gleich auf den falschen Berg gelaufen sind (siehe Tour vom 09.02.2008), haben wir diesmal von Beginn an ganz genau gewusst, wohin und wie oft wir da oder dort hinauf wollten, auch wenn der Tourenverlauf nicht danach aussieht.

Aufstieg in der Kurzteichen
Aufstieg in der Kurzteichen
Michael hat erstmals sein neues Material (Schi, Bindung, Felle und Stöcke) mit dem kalten Element Schnee vertraut gemacht. Entlang des Forstweges ging es mit dem obligaten Abschneider der Serpentine über die Wiese bis in den Talschluss.

Aufstieg zur Herberge
Aufstieg zur Herberge
Entlang der vorhandenen Spur vom Vortag, die allerdings wieder zugeschneit war, sind wir dann mit der Sonne im Rücken erstmals zur Herberge angestiegen. Die tief verschneiten Bäume haben auch bei dieser zweiten Tour im meteorologischen Frühling ein Hochwinter ? feeling erzeugt.

Abfahrt von der Herberge in die Kurzteichen
Abfahrt von der Herberge in die Kurzteichen
Nach einer Aufstiegszeit von 1 Std 10 min haben wir auf der Herberge erstmals die Felle abgezogen und uns für die erste Abfahrt des Tages gerüstet. Danach ging es durch ca. 20 cm unverspurten Paradepulver talwärts. Da ist uns mehr als nur ein Jauchzer ausgekommen. Und haben wir sonst diesem Bereich eher nur bei Schlechtwetter unsere Aufwartung gemacht, so hat uns diemal auch bei der Abfahrt die Sonne gelacht.

Hans Jörgs gedrehter Haarwuchs nach Salto
Hans Jörgs gedrehter Haarwuchs nach Salto
Hans Jörg hat sich von einem Wurzelstock zu einem lupenreinen Salto ?überreden? lassen. Die abrupte Drehbewegung hat sich kurzfristig auch auf die Wuchsrichtung seiner Haarpracht niedergeschlagen. Danach ging die rauschende Abfahrt wieder weiter.

Wiederanstieg zur Herberge
Wiederanstieg zur Herberge
Am untersten Ende des Kahlschlages in der Kurzteichen haben wir uns gestärkt und die Felle wieder aufgezogen. Der zweite Anstieg entlang der nun schon gut ausgetretenen Spur wurde vor allem im obersten Teil von unseren schönen Abfahrtsspuren beflügelt. 35 min später waren wir jedenfalls wieder auf der Herberge, wo immer noch die Sonne gelacht hat, während das Hinkareck noch hinter dicken Wolken versteckt war.

Westseitige Abfahrt von der Herberge
Westseitige Abfahrt von der Herberge
Einige Meter sind wir noch auf die Westseite weiter gegangen und haben dort für die nächste Abfahrt in Richtung Schoberpass umgerüstet. Während der folgenden Abfahrt auf einem tragenden Harschdeckel mit einer flockigen Pulverauflage bis hinunter zum ersten Forstweg hat sich zwar auch hier die Sonne hinter einer Wolke kurz versteckt, aber schon während des Anstiegs zurück hinauf zur Herberge ist sie wieder hervor gekommen.

Anstieg von der Herberge zum Hinkareck
Anstieg von der Herberge zum Hinkareck
Von der Herberge ging es entlang des Rückens weiter hinauf zur Erhebung vor dem Enzianboden und nach der kurzen Zwischenabfahrt auf diesen lag nur mehr der Gipfelanstieg auf das Hinkareck vor uns.

Hans Jörgs Fellklebemethode mit Tee
Hans Jörgs Fellklebemethode mit Tee
Hans Jörg haben seine Felle nach dem oftmaligen Wiederauffellen die Liebe aufgekündigt. Und hatte seine unkoventionelle Methode, sie mit Tee am Schi anzueisen, beim ersten Versuch im 3. Anstieg zur Herberge noch funktioniert, so haben sie sich knapp nach dem zweiten Versuch endgültig von den Laufflächen verabschiedet.

Aufstieg vom Enzianboden zum Hinkareck
Aufstieg vom Enzianboden zum Hinkareck
Er hat also die Bretter aufgepackt und ist entlang des ohnedies abgeblasenen und nur leicht angezuckerten Rückens weiter angestiegen. Wir haben unseren Schlussanstieg auf Schiern fortgesetzt. Während die Herberge mittlerweile im Schatten lag, hat sich das Hinkareck inzwischen völlig wolkenfrei präsentiert.

Aufstieg vom Enzianboden zum Hinkareck
Aufstieg vom Enzianboden zum Hinkareck
Und haben wir bei vielen unseren Touren im letzten Jahrzehnt das Schönwetter nicht unbedingt gepachtet gehabt, so hat Petrus diesmal mit seinem Versuch, bei der Jubiläumstour einiges gut zu machen, jedenfalls bei uns gepunktet. Am Hinkareck habe ich noch nie Windstille erlebt, diesmal aber schon.

Tourenjubiläum am Hinkareck
Tourenjubiläum am Hinkareck
Die war mir auch sehr willkommen bei den Vorbereitungen für das Tourenjubiläum, das nach dem Ausräumen meines Rucksackinhalts nun auch den Kollegen offenbar war. Obwohl der Fasching schon vorbei ist, wurde die Tradition vergangener Tourenjubiläen mit der besonderen Verkleidung als ?Gipfelbutler? wiederholt.

Prickelnder Muskateller-Frizzante vom (Schitourenberg) Schererkogel zum Tourenjubiläum
Prickelnder Muskateller-Frizzante vom (Schitourenberg) Schererkogel zum Tourenjubiläum
Das dem Anlass entsprechende Getränk, ein fein perlender und prickelnder, von den beiden vorangegangenen Abfahrten geschüttelter Muskateller Frizzante, wächst auf meinem Lieblingsschitourenberg in der Südsteiermark, dem Schererkogel (siehe Tour vom 12.02.2010). Mit diesem, in den ebenso mitgetragenen Gläsern standesgemäß serviert, haben wir auf das Tourenjubiläum angestoßen.

Tourenjubiläum am Hinkareck
Tourenjubiläum am Hinkareck
Brigitte hat mir wieder einmal eine Schokotorte in meine zerbeulte Jausendose gezaubert. Und die haben wir uns bei dem verlängerten Gipfelaufentahlt, zusammen mit einer oberösterreichischen Tourenrunde, die auch etwas abbekommen hat, auf der Zunge zergehen lassen. Es ist an dieser Stelle wieder einmal angezeigt, mich bei ihr für ihr riesengroßes Verständnis für meine Tourenleidenschaft und für ihre Geduld zu bedanken.

Abfahrt vom Hinkareck
Abfahrt vom Hinkareck
Nach dem Verstauen all der Utensilien und der Leergebinde ging es schließlich ans Umrüsten für die letzte Abfahrt. Wieder hat uns bei der Abfahrt hinunter in Richtung Kurzteichen der Pulverschnee um die Ohren gestaubt und viele weitere Jauchzer sind uns ausgekommen.

Schneebrett am Hinkareck
Schneebrett am Hinkareck
Dass die Lawienenwarnstufe mit 3 angegeben war, haben wir bei unserer Tourenplanung berücksichtigt. Dass die Richtigkeit von Hans Jörg mit dem Auslösen eines Schneebretts auch noch dokumentiert wurde, war allerdings nicht eingeplant. In einer kurzen Steilpassage hinter einer Geländekante hatte der eingewehte Neuschnee keine Bindung mit dem Schmelzharschdeckel, der als Gleitschicht für den Rutsch fungiert hat. Und obwohl die abgeräumte Fläche ein ziemlich großes Ausmaß eingenommen hat, waren die zerschlagenen Schollen in der Auslaufzone nicht einmal in der Lage, ein paar herrenlose Ausrüstungsgegenstände zuzudecken.

Anrisskante des Schneebretts, im Hintergrund weiteres Schneebrett
Anrisskante des Schneebretts, im Hintergrund weiteres Schneebrett
Wie angespannt aber derzeit die Lawinensituation durch den Wind der Vortage und die tiefen Temperaturen ist, hat auch der Umstand gezeigt, dass wenige Meter daneben auch von der vor uns abfahrenden Gruppe ein kleines Schneebrett ausgelöst worden war. Es war dies jedenfalls wieder einmal ein Anlass dazu, auch bei der lustigen Jubiläumstour noch mehr, als wir dies ohnedies immer tun, an die latent vorhandenen alpinen Gefahren zu denken und mit Demut auf so viele unfallfreie Touren zurückzublicken.

Abfahrt über die letzte Steilstufe in die Kurzteichen
Abfahrt über die letzte Steilstufe in die Kurzteichen
Weiter ging es schließlich durch den Pulverschnee über die Geländestufe hinunter in die Kurzteichen und vom Talschluss in flotter Fahrt entlang der Aufstiegsroute zurück zum Ausgangspunkt der Tour, wo wir direkt neben dem Auto nach etwas mehr als 5 Stunden am Berg abgeschnallt haben.

Dass es nach der rutschigen Rückfahrt aus der Teichen nach Kalwang beim dortigen Einkehrschwung neben dem Auffüllen des Flüssigkeitsverlustes wieder ?nur? Suppen gab (die haben aber ganz köstlich geschmeckt), sei zum Abschluss noch für den Heinrich vermerkt. Aber nach den Köstlichkeiten am Gipfel wird er dies sicher verstehen, obwohl die Jubiläumstour trotz Fastenzeit jedenfalls ein komplettes Menu verdient hätte.

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