Roteck und Gr. Barbaraspitze

mit dabei:
Bernhard

Track: Garmin Oregon 450
Track: Garmin Oregon 450
Die höchste Erhebung der Krakau (das Roteck überragt den Preber um 2 m) und sein Nachbargipfel sind seit Jahren für mich ein Garant für eine Genussschitour im späten Frühjahr. Die tauwetterbedingte Wegsperre ins Prebertal ist seit 2 Wochen aufgehoben. Daher kann man bis zum Ausgangspunkt der Tour motorisiert anreisen. Für all jene, die sich den kleinen Unkostenbeitrag für das Ausborgen des Schlüssels nicht leisten wollen, gilt es die etwas mehr als 4 km ab dem sogenannten „Bahnhof“ (Abzweigung Ranten-/Prebertal) in den Talschluss hinein zu platteln oder auf dem Fahrrad die Muskeln aufzuwärmen.

Viel Restfeuchte im Moarkar (bei der Anfahrt von Seebach aus gesehen)
Viel Restfeuchte im Moarkar (bei der Anfahrt von Seebach aus gesehen)
Nach den Regenfällen der Vortage haben sich die Gipfel bei der Anfahrt noch hinter der Restfeuchte versteckt gehalten. Auch am Ausgangspunkt bei der Möslhütte war die Restfeuchte im Taukraut gut sichtbar. Mit aufgepackten Schiern sind wir knapp nach 7 Uhr gestartet. Schon kurz darauf habe ich am ersten Schneefeld im lichten Lärchenwald festgestellt, dass die Schneedecke durch die nächtliche Abkühlung härter war als erwartet.

Aufstieg im Ölaschngraben
Aufstieg im Ölaschngraben
Am Beginn des Ölaschngrabens habe ich daher gleich meine Steigeisen montiert und bin in der Folge in der direkten Linie mit weiterhin aufgepackten Latten aufgestiegen. Bernhard hat sich dazu entschlossen, seine Schier anzuschnallen. Die Harscheisen haben ihm auf der nach oben hin immer griffiger werdenden Schneedecke den entsprechenden Halt gegeben.

Ausstieg aus dem Ölaschngraben
Ausstieg aus dem Ölaschngraben
Knapp vor dem Ausstieg aus dem Graben, dort wo sich das Gelände noch einmal ein bisschen aufsteilt, hat auch er dann wieder aufgepackt. Über den ausgeaperten Bereich oberhalb der Rinne und über zwei kleinere Schneefelder sind die Schier dann noch am Rucksack geblieben, bevor wir dann am Beginn des durchgehenden Schneebands hinauf ins Moarkar wieder angeschnallt haben.

Aufstieg ins Moarkar
Aufstieg ins Moarkar
Bernhards – von uns allen ungeliebte – Bindung auf seinem Geröllschi hat wieder einmal ihre Macken ausgepackt und beim Schließen ihre Mitarbeit verweigert. Nach einiger Zeit und mit etwas Gewaltanwendung und noch mehr –androhung hat sie sich aber doch schließen lassen. In einer sehr direkten Linie sind wir in der Folge ins Moarkar angestiegen.

Aufstieg ins Moarkar
Aufstieg ins Moarkar
Eile haben wir dabei keine an den Tag gelegt, da sich die Restfeuchte durch einstrahlungsbedingte Quellungen im Gipfelbereich noch verdichtet hatte. Dies war für uns ein Garant dafür, dass die Sonneneinstrahlung der Schneedecke keinen großen Schaden zufügen konnte. Außerdem wollten wir auch die Aussicht genießen und hofften daher auf die warme und trockenere Südwestströmung. Diese sollte uns die Sicht freiblasen.

An der Schwachstelle gebrochen
An der Schwachstelle gebrochen
Im Moarkar haben wir uns eine Trinkpause gegönnt. Danach sind wir an der rechten Flanke – wieder in einer sehr direkten Spur – weiter angestiegen. Wie klein die Probleme mit Bernhards rebellischer Bindung vergleichsweise sind, haben wir bei der Passage eines ungewollten Schidepots mitten im oberen Teil des Kars gesehen. Bei der schon in die Jahre gekommenen Diamir – Bindung der 1. Generation ist der Steg an der Schwachstelle gebrochen. Der leidgeprüfte Tourenkollege aus dem Murtal hat mir später versichert, dass sein Geröllschi schon unglaubliche 1 Mio Höhenmeter, d.h. ca. 1.000 Touren am Buckel hat. Da sind viele andere Bindungen dieser Generation schon um vieles früher, nämlich nach ca. 50 Touren gebrochen. Aber, wer so viele Touren geht, ist auch in der Lage, auf einem Schi 1.000 Hm abzufahren. Vorher ist er aber noch auf den Gipfel und wieder herunter gegangen.

Aufstieg im Moarkar mit Blick in die Krakau
Aufstieg im Moarkar mit Blick in die Krakau
In diesem Bereich haben wir auch Herbert und Gunther wiedergetroffen. Die beiden haben sich am „Bahnhof“ vergewissert, ob der „Flurschaden“, den sie vor zwei Jahren angerichtet haben, schon saniert ist. Auch heuer sind sie von dort wieder mit dem Fahrrad ins Prebertal angefahren und etwas schneller als wir angestiegen. Gunther hat sich aus Tradition wieder den Gipfelgang und die damit verbundene Gratkraxlerei geschenkt.

Gr. Barbaraspitze 3.726 m
Gr. Barbaraspitze 3.726 m
Der Ausstieg aus dem Kar ist derzeit noch so gut mit Schnee dotiert, dass ich gleich auf Schiern in einigen steilen Spitzkehren durchgehen konnte. Bernhard hat kurz abgeschnallt. In der Folge musste seine Bindung wieder einmal mit sanfter Gewalt dazu überredet werden, ihren Dienst zu tun. Nachdem dies gelungen war, sind wir noch bis 10 m unterhalb des Gipfels der Barbaraspitze auf Schiern angestiegen.

Der Nebel gibt den Roteckgrat zur Besteigung frei
Der Nebel gibt den Roteckgrat zur Besteigung frei
Die feuchte Luft rund um uns hat uns anfangs noch die Aussicht genommen. Während unserer Gipfeljause ist jedoch plötzlich das erwartete Fenster aufgegangen und hat den Gipfelgrat des Rotecks freigegeben. Daher war jetzt der Weg frei für den zweiten Gipfelgang. Vorher musste aber noch abgefellt und in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln abgefahren werden.

Abfahrt von der Gr. Barbaraspitze
Abfahrt von der Gr. Barbaraspitze
Der seit Jahrzehnten Barbara-affine Bernhard hatte – wie schon vor 2 Jahren – mit der Barbaraspitze sein angepeiltes Tagesziel erreicht und die Zeit im Sattel dazu genutzt, mit seinen Bindungen für die Abfahrt ins Reine zu kommen. Ich bin noch die paar Meter bis zum Beginn des Grats hinauf gestapft, dabei einige Male ganz fürchterlich eingebrochen und bis zu den Hüften versunken. Für den Rückweg hatte ich aber Gott sei Dank die Schier mit, um eine Wiederholung der strapaziösen Fortbewegung zu vermeiden.

Roteck 2.742 m
Roteck 2.742 m
Nach dem Deponieren der Ausrüstung bin ich den Grat zum Roteck hinüber gekraxelt Die Griffe und Tritte waren größtenteils frei, eine dünne Neuschneeauflage hat nicht gestört. Ca. eine Viertelstunde später war ich am Gipfel und habe nach dem Abschießen einiger Fotos gleich wieder den Rückweg angetreten. Auch der Abstieg war vollkommen unproblematisch und hat nicht mehr Zeit in Anspruch genommen.

Direkte Einfahrt ins Moarkar
Direkte Einfahrt ins Moarkar
An meinem Schidepot habe ich dann angeschnallt und bin zu Bernhard, der inzwischen fest auf seinen Schiern verankert war, in den Sattel abgefahren. Zusammen haben wir dann einige Schwünge entlang des Rückens bis zur Einfahrt ins Moarkar gemacht. Gleich auf Schiern (Devise: Ja nicht mehr abschnallen!) ging es über einen aperen Streifen an den oberen Rand der direkten Einfahrt ins Moarkar.

Abfahrt im Moarkar
Abfahrt im Moarkar
Die Schneekonsistenz war optimal und daher war die weitere Abfahrt vom ersten Meter an ein Genuss. In der nächsten Stufe hinunter ins Kar war der Schnee zwar etwas tiefer, aber immer noch sehr gut fahrbar. Am Karboden hat der feuchte Schnee dann zwar etwas gestoppt, war aber immer noch tragfähig und berechenbar.

Abfahrt ins Prebertal
Abfahrt ins Prebertal
Ab der Einfahrt in die schräge Mulde gab es dann wieder genug Grund zum Jubeln, als der schmierige Firn unter uns weggespritzt ist. So war die Zeit bis zum erzwungenen vorläufigen Ende des Abfahrtsvergnügens viel zu schnell vorbei. Während ich auf den beiden folgenden kleinen Schneeflächen noch ein paar Abfahrtsmeter schinden konnte, hat Bernhard den Kampf mit seiner Bindung nicht wieder aufgenommen und seine Schier über diese drübergetragen.

Einfahrt in den Ölaschngraben
Einfahrt in den Ölaschngraben
Gemeinsam sind wir anschließend an das obere Ende des Ölaschngrabens abgestiegen. Dort war dann nach wenigen Fehlversuchen Bernhards Bindung noch einmal gnädig und im wahrsten Sinne des Wortes eingeschnappt. Daher stand dem weiteren Abfahrtsvergnügen durch die Rinne nichts mehr im Wege.

Der Ölaschngraben aus der Froschperspektive
Der Ölaschngraben aus der Froschperspektive
Im Mittelteil, dort wo der Preber aus seiner Nordflanke nicht nur den für die Befüllung des Grabens nötigen Lawinenschnee, sondern auch noch viel Geröll ablädt, haben wir auf unnötige Aufenthalte verzichtet und unser Abfahrtstempo beflügelt. Zuvor hatten wir von oben eine sehr geräuschvolle Entladung beobachtet. Schließlich sind wir noch bis zum letzten Zipfel Schnee in der Rinne abgefahren und haben neben einem unter der Schneezunge hervorsprudelnden Bächlein abgeschnallt.

Abfahrtsmeter schinden auf den letzten Schneeflecken im lichten Wald
Abfahrtsmeter schinden auf den letzten Schneeflecken im lichten Wald
Ich habe mir von oben noch eine Verlängerung der Abfahrtslinie über zwei weitere Schneeflächen im lichten Wald angeschaut und auf diese Weise weitere Abfahrtsmeter geschunden. Keine 300 m vom Auto entfernt habe ich dann am wirklich letzten Zipfel Schnee abgeschnallt. Bernhard war mit seiner Bindung nach der langen Genussabfahrt mittlerweile so weit versöhnt und wollte wegen der wenigen Schwünge nicht wieder den Kleinkrieg eröffnen. Er ist mir daher mit geschulterten Schiern gefolgt.

Gegrillte Medailons von Jungschwein und Beiried auf Bärlauchcreme; Butterspargel mit Sauce Hollandaise und Erdäpfelgratin „Katarina“
Gegrillte Medailons von Jungschwein und Beiried auf Bärlauchcreme; Butterspargel mit Sauce Hollandaise und Erdäpfelgratin „Katarina“
Nach der Ausrüstungs- und Körperpflege im kalten Bach sind wir in die Krakau gefahren. Bevor wir uns die längst fällige Labung gegönnt haben, ging es noch auf den Friedhof. Nachdem wir uns auch noch gärtnerisch betätigt hatten, haben wir schließlich auf der Sonnenterrasse vom Stigenwirth Platz genommen. Chef Werner ist unserem Hunger mit einer Bärlauchcremesuppe und in weitere Folge mit gegrillten Medaillons von Jungschwein und Beiried auf Bärlauchcreme; Butterspargel mit Sauce Hollandaise und Erdäpfelgratin „Katarina“ zu Leibe gerückt. Den Durst hat das Gebräu aus dem nahen Murau gestillt und obendrauf gab es zum Kaffee auch noch Birgits berühmte Mohntorte. Als Digestif haben wir dann beim Kurzbesuch von Vater in Murau ein Zirberl serviert bekommen. Ich habe aber als Fahrer wieder einmal das Nachsehen gehabt und nur daran riechen dürfen.

Der Heinrich wird sich bei dieser Fülle wünschen, dass die Schitourensaison nie zu Ende gehen soll. Nun, die Verhältnisse am Roteck werden sich auch an den nächsten beiden Wochenenden nicht wesentlich zum Nachteil verändern. Ich werde diese Prognose aber am nächsten Wochenende definitiv nicht vor Ort verifizieren. Beim Kurzabstecher an die obere Adria und dem damit verbundenen Verzehr von mediterraner Küche werde ich aber sicher auch einmal an meinen Gastrokritiker denken. Und weil die Verhältnisse heuer – schönes Wetter vorausgesetzt – auch für eine Hochtour günstig scheinen, kann und will ich das Ende der heurigen Tourensaison noch nicht ausrufen.

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