Weinasch /Vajnez (AUT/SLO)

mit dabei:
Andreas (Anderl) und Aragon

Blick ins Hochstuhlkar; an seinem Ende die Bielschitza, links der Kosiak
Blick ins Hochstuhlkar; an seinem Ende die Bielschitza, links der Kosiak
Nach den Niederschlägen der ersten Wochenhälfte im Norden mit viel Wind war es dort auch am heutigen Gründonnerstag noch zum größten Teil bewölkt. Im Süden hingegen war wolkenloser Himmel zu erwarten. Etwas windig könnte es laut Prognose zwar werden, aber Andreas und mich erwartete bei unserer Anreise ins Bärental ein perfekter Tourentag.

Aufstieg bei der Johannsenruhe
Aufstieg bei der Johannsenruhe
Ab der Stouhütte kann man noch etwa 2 Kilometer weiter ins Tal hinein fahren. Von dort haben wir unseren Aufstieg begonnen und bereits 8 Minuten später haben wir noch vor dem Erreichen des Sommerparkplatzes angeschnallt. Vorbei an der Johannsenruhe ging es dann weiter aufwärts. Nach der Waldstufe, die wir an der rechten Seite im Bachbett abgekürzt haben, hat sich vor uns das Hochstuhlkar mit der Johannsenrinne aufgetan.

Pickelharte und spiegelnde Flächen im Hochstuhlkar
Pickelharte und spiegelnde Flächen im Hochstuhlkar
Die Morgensonne hat sich auf der harten und oberflächlich mit einer Schmelzeisschicht überzogenen Schneedecke gespiegelt. Wir haben jedenfalls auch gleich einmal die Harscheisen montiert. Aragon hat seine Krallen so weit als möglich ausgefahren und sich so mit der rutschigen Unterlage vertraut gemacht.

Aufstieg im Weinaschkar; der Ausstieg aus dem Kar ist in Bildmitte oben
Aufstieg im Weinaschkar; der Ausstieg aus dem Kar ist in Bildmitte oben
Nachdem wir über eine pickelharte Geländestufe im Hochstuhlkar in Richtung Grüne Ries aufgestiegen waren, sind wir durch den lichten Wald in Richtung Westen weiter ins Weinaschkar angestiegen. Dort war der Schnee griffig und nicht so hart. Ari hat sich auch darüber gefreut und ist gleich einmal den vor uns gehenden Kärntnern nachgelaufen.

Aufstieg im Weinaschkar
Aufstieg im Weinaschkar
Vorbei an den Resten von Wechtenbrüchen haben wir auf dem oberflächlich in der Sonne schon leicht aufgefirnten Harschdeckel flott an Höhe gewonnen. Mit zunehmender Höhe ist allerdings auch der schon ganz unten deutlich hörbare Wind auch immer spürbarer geworden. Und genau dieser Wind hat auch dazu geführt, dass die Schneedecke trotz strahlenden Sonnenscheins nicht mehr auffirnen konnte. Im Gegenteil, sie ist schlagartig härter geworden.

Aufpacken und Steigeisen montieren unterhalb der Ausstiegsrinne
Aufpacken und Steigeisen montieren unterhalb der Ausstiegsrinne
Weil auch die Steilheit nach oben hin zur Ausstiegsrinne zugenommen hat, haben wir beschlossen gleich die Skier aufzupacken und die Steigeisen zu montieren. Was es heißt, einem abstürzenden Rucksack nachschauen zu müssen, können Andreas und ich beide aus leidvoller Erfahrung berichten und wir sind daher doppelt vorsichtig geworden. Eine Lawinenkuhle hat uns dabei als perfekter Ablageplatz für die Ausrüstung während des Umrüstvorgangs gedient.

Zustieg zur Rinne mit Steigeisen
Zustieg zur Rinne mit Steigeisen
Wenige Meter weiter oben war uns bewusst, wie gut wir daran getan haben, rechtzeitig die Steigeisen zu montieren. Auch wenn die Skier auf den Rucksäcken eine zusätzliche Angriffsfläche für den immer stärker werdenden Wind geboten haben, so sind wir doch sehr sicher damit gestanden und in der geraden Linie weiter angestiegen.

Kärntner Tourengeher ohne Steigeisen
Kärntner Tourengeher ohne Steigeisen
Einer der uns zuerst vorauseilenden Kärntner, der während unseres Umrüstvorgangs noch lächelnd oberhalb von uns auf seinen Harscheisen vorbeigetänzelt war, ist bald auf allen Vieren über den Hang gekrochen und hat anfangs auch noch versucht sich mit den Harscheisen an den Skiern, die er in den Händen gehalten hat, zu sichern. Wie das ausschaut, wenn man seine Steigeisen zu Hause in der Bergkammer hinterlassen hat, haben auch seine beiden Kollegen in der linken Rinne augenscheinlich dokumentiert. Zum Glück haben sie die Erfolglosigkeit und Gefährlichkeit ihres Unternehmens spät, aber doch eingesehen und den weiteren Aufstieg abgebrochen. Aber da sind wir auch schon wieder von oben herunter gekommen.

Blick vom Ausstieg aus der Rinne zum Triglav
Blick vom Ausstieg aus der Rinne zum Triglav
Zuvor aber sind wir einmal durch die Rinne auf slowenisches Staatsgebiet hinauf gestiegen. Ari hat seine Krallen ausgefahren und ist mühelos vorausgeeilt. Vom Ausstieg aus der Rinne haben sich erst einmal der herrliche Blick nach Westen in die Julischen Alpen und der Tiefblick ins Savetal nach Jesenice und nach Bled aufgetan.

Das Gipfelkreuz so nah, und doch – gegen den Wind – fast unerreichbar
Das Gipfelkreuz so nah, und doch – gegen den Wind – fast unerreichbar
Der sonst problemlose Weg über die leicht ansteigende Hochfläche zum Gipfel ist noch einmal zum Balanceakt geworden, weil der noch eine paar Stufen an Stärke zulegende Gegenwind ordentlich an unserem Gleichgewicht gerüttelt hat. Ari mit seinen fast 40 kg hat sich auf seinen 4 Beinen noch am besten von uns dem Sturm entgegen gestemmt und das Gipfelkreuz nach einer Aufstiegszeit von 2 ½ Stunden mühelos erreicht. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um mich endlich an einem der Fixierseile des Kreuzes anklammern zu können. Andreas ist daneben gestrandet und hat sich mit seinen Steigeisen gegen den Sturm gestemmt.

Aragon freut sich über seine „Panorama – Rodelpiste“
Aragon freut sich über seine „Panorama – Rodelpiste“
Lang hat es uns daher am Gipfel, der sonst ein herrlicher Aussichtspunkt in die Skitourenarena des Bärentals rund um die Klagenfurter Hütte ist, nicht gehalten. Vom Wind beschleunigt sind wir das letzte abgeblasene Stück unterhalb des Gipfels bis zum Beginn der durchgehenden Schneefläche abgestiegen. Dort galt es, während Ari auf dem Harschdeckel beim „Rodeln“ (er rutscht am Rücken oder alle Viere von sich gestreckte über den Schnee und läuft danach wieder nach oben) seine Hetzt gehabt hat, noch einmal mit Akribie darauf zu achten, dass kein Ausrüstungsgegenstand vom Wind davongeweht wird.

Abfahrt vom Gipfel
Abfahrt vom Gipfel
Dies ist schließlich mit Ausnahme eines Klettbandes zur Skifixierung auch gelungen. Aber jeder einzelne Ski musste gleich nach dem Abfellen wieder am Rucksack befestigt werden sonst wäre er unweigerlich weg gewesen. Einige Fotos haben wir noch geschossen, dann ging es nach vorsichtigem Anschnallen wieder abwärts.

Bis zur Einfahrt in die Rinne war die Abfahrt auf dem harten Harschdeckel unspektakulär. Bei der Einfahrt in die Rinne hat Andreas seinen Wauzi, der eine 40 Grad Sicherheitssperre eingebaut hat, sanft davon überzeugen müssen, dass es eh nicht viel steiler da runtergeht. Die Rinne war anfangs sehr hart, mit abnehmender Höhe ist sie aber immer griffiger geworden. Und mit zunehmender Standfestigkeit hat auch Ari wieder Fahrt aufgenommen. Er ist gleich einmal den drei abfahrenden Kärntnern nachgebraust, die sich nach ihren Balanceakten gottlob unbeschadet vereint hatten und jetzt auch gerade am Abfahren waren.

Firnabfahrt im unteren Teil des Kars
Firnabfahrt im unteren Teil des Kars
Auch wir haben unsere Freude an der Abfahrt gehabt. Mit abnehmender Höhe hat das Windgeräusch immer mehr abgenommen, das Rauschen des Firns im Gegenzug zugenommen. Bis ganz hinunter ins Kar war kein einziger Schwung dabei, den wir nicht genossen haben. Und weil es am Karboden so schön sonnig und windstill war, haben wir uns eine Pause verordnet und die längst fällige Gipfelrast nachgeholt.

Ari holt sich seine verdiente Jausenration
Ari holt sich seine verdiente Jausenration
Spätestens jetzt hat auch Ari wieder erkannt, wem nachzulaufen es sich lohnt. Dem treuherzigen Blick seines ihm nach der Operation verbliebenen Auges zu widerstehen ist unmöglich. Meine halbe Jause war ihm neben der von Andreas für ihn mitgeschleppten Ration gewiss.

Blühende Frühlingsboten am Rückweg zum Parkplatz
Blühende Frühlingsboten am Rückweg zum Parkplatz
Entlang unserer Aufstiegsspur sind wir dann wieder ins Hochstuhlkar hinausgefahren. Von da ging es weiter vorbei an der Johannsenruhe bis zu jenem Punkt, wo wir in der Früh angeschnallt hatten. Eine kurze ausgeaperte Stelle konnten wir im Wald umfahren. Vorbei an blühenden Frühlingsboten ging es dann zurück zum Auto und weiter zur Einkehr nach Feistritz im Rosental.

Solospargel aus dem Lavanttal
Solospargel aus dem Lavanttal
Dem Heinrich sei verraten, dass wir das angebotene Gründonnerstagsmenu mit Spinat, Spiegelei und Kartoffeln verweigert haben. Der Grund dafür war der auf der Karte angebotene Lavanttaler Solospargel, der zusammen mit einem Glas steirischen Sauvignon blanc ganz ausgezeichnet geschmeckt hat – mir zumindest, denn für Andreas endet die diesbezügliche Fastenzeit erst übermorgen. Und weil eh morgen Fasttag ist, haben wir bei der anschließend zum Kaffee gereichten Kardinalschnitte auf Einladung des Hauses ganz sicher nicht „Nein!“ gesagt.

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