mit dabei:
Hans Jörg, Michael und Philipp
Da capo!
Zum dritten Mal innerhalb von 2 Wochen auf den Gamskögel – Westgipfel!
Wer jetzt vielleicht meint, dass eine Runde älterer Herren von Woche zu Woche vergisst, wo sie in der Vorwoche unterwegs war, liegt nicht richtig. Erstens sind ja auch unsere Jungspunde immer wieder mit dabei und zweitens bietet dieser Berg eine Vielzahl von alpinen Zustiegen und Abfahrten, sodass es auch nach der vierten Besteigung dieses Winters (einschließlich „Normalweg“ über die NW Rinne am 1. März) noch immer interessante Varianten gäbe. Lediglich die Namen für die Routen geben mittlerweile Rätsel auf. Bei der Prinzessinnenrinne am Palmsamstag war dies noch eindeutig, die am Karfreitag bestiegene und befahrene westliche Nordwandrinne wird in der Kletterführerliteratur auch als Nordrinne, direkte Gipfelrinne oder manchmal auch als Königinnenrinne bezeichnet.
Beim Studium der Fotos von letzter Woche hat sich nun in Verbindung mit den günstigen Schneeverhältnissen eine weitere Rinne aufgedrängt. Die Breite und Steilheit erschienen geradezu prädestiniert für einen Skianstieg mit anschließender Abfahrt. Lediglich die Verhältnisse im Ausstiegsbereich waren auch aus weiteren Fotos dieses Winters aus anderen Perspektiven nicht ablesbar. Das zur Bewältigung allfälliger Probleme – vor allem im Abstieg – mitgetragene Seil ist aber im Rucksack geblieben. Wer den Namen dieser Rinne weiß, wird gebeten, mir dies mitzuteilen, damit das Fragezeichen aus dem Tourentitel ersetzt werden kann.
Die Postings von Hansjörg Heller und Peter Übleis (DANKE! – s. Kommentare) haben diesbezüglich für mich leider auch noch keine endgültige Aufklärung gebracht. Die Rabeder Brüder bezeichnen die von uns in der Vorwoche begangene und befahrene westl. Nordwandrinne (Gipfelrinne) als „Nordrinne“. Diese kommt auch in der Nähe des Gipfels heraus. Gesucht wird der Name des markanten Einschnitts zwischen dieser (Nr. 90) und der NW-Rinne (Normalanstieg; Nr. 89). Diese Rinne endet am NW Grat.
Wegen einer vorausgesagten Regenfront haben wir die Nacht zuvor wieder einmal verkürzt und sind eine Stunde früher als üblich zu Hause weggefahren. Bereits um 6.50 Uhr sind wir mit aufgepackten Skiern bei der Bergerhube gestartet. Tief hängende Wolken haben den Blick zum Gipfel verwehrt, unterhalb von 1.900 m war die Sicht bis zum Einstieg in die Rinne aber frei.
Vorbei an den zotteligen Rindviechern, bei denen ich mich immer wieder frage, wie die durch die dichte Behaarung, die die Augen verdeckt, überhaupt etwas sehen können, sind wir ziemlich genau bis zu jenem Punkt aufgestiegen, wo wir auch am Palmsamstag angeschnallt haben.
Vorbei an der Mödringhütte ging es dann aufwärts zur Mödringalm und weiter hinauf ins Mödringer Galtviehkar. Etwas weiter als bei den letzten Anstiegen sind wir dem Normalweg gefolgt und haben uns unterhalb des Rinnenmauls eine kurze Jausenpause gegönnt.
Danach sind wir in Hans Jörgs Spur auf Skiern weiter über den schneebedeckten Schuttkegel und danach im untersten breiten Abschnitt der Rinne bis zu ihrer Y-förmigen Aufspaltung angestiegen. Ab der Rinnengabelung steilt sich diese auf. Und wenn die Skispitzen wie Scheibenwischer bei jeder Spitzkehre vor den Nasenspitzen herumtanzen, ist es an der Zeit, die Skier aufzupacken. Die Steigeisen haben wir bei dieser Gelegenheit auch gleich montiert.
Anfangs hat Hans Jörg auch für die Trittstufen in der durchwegs 45 – 47 Grad steilen Rinne (zwischendurch habe ich auch einmal 50 Grad gemessen) gesorgt. Später hat ihn Philipp beim Schlagen der Stufen abgelöst. Ab der nächsten Gabelung der Rinne, wo man nach rechts auf den Grat austeigen könnte, sind wir auch hier weiter dem linken Ast in Aufstiegsrichtung gefolgt und nach einem S-förmigen Schlenker haben wir erstmals Gewissheit gehabt, dass wir durch den engen Schlund sehr bequem auf einem durchgehenden Schneeband aus der Rinne aussteigen können. In der Mitte der Engstelle steilt sich die Rinne noch einmal auf 50 Grad auf.
Das Gelände oberhalb der Rinne ist zwar auch nicht unbedingt flach, aber schönes Skigelände und daher sind die Latten weiterhin an den Rucksäcken geblieben. Erst ca. 50 Hm unterhalb des Gipfels haben wir sie deponiert und sind durch felsdurchsetztes Gelände die restlichen Meter angestiegen. Exakt neben dem Ausstieg aus der westl. Nordwandrinne, wo wir am Karfreitag aus- bzw. nach dem Gipfelgang wieder eingestiegen sind, haben wir über die letzte Wechte das kurze flache Stück westlich des Gipfels erreicht.
Bei vollkommener Windstille haben wir den Gipfelaufenthalt diesmal etwas länger zelebriert als bei den Besteigungen zuvor. Danach ging es – zu diesem Zeitpunkt ist der Nebel im Gipfelbereich sehr dicht geworden – wieder abwärts zum Skidepot. Nach dem Umrüsten für die Abfahrt haben wir den ersten Teil bis zur engen Einfahrt in die Rinne absolviert.
An der Engstelle ist diese bei knapp 50 Grad Steigung gerade einmal 1,65 m breit, aber durchgehend befahrbar (oder besser rutschbar). Danach ist sie bis hinunter zur Gabelung zwar auch nicht übermäßig breit, aber doch so, dass man sehr gut darin schwingen kann.
Die Sichtverhältnisse haben immer wieder gewechselt, der Schnee war von oben bis unten von gleichbleibender Qualität. Der feuchte Altschnee war zwar etwas tief, aber für diese Steilheit perfekt. Ab der untersten Rinnengabelung weitet sie sich dann zu herrlichem Skigelände. Auch die Knollen von den Entladungen nach den österlichen Neuschneefällen haben das Abfahrtsvergnügen nicht trüben können.
Nach dem Rinnenausgang haben wir dann noch weit ins Galtviehkar hinunter gejubelt. Und im Gegensatz zur Vorwoche ist mit abnehmender Seehöhe die Schneedecke immer kompakter geworden. Auch die Waldstufe hinunter zur Mödringalm war entlang des markanten Grabens – und abschnittsweise in diesem – bestens fahrbar.
Auch auf der Mödringalm war die Schneedecke so fest, dass sich dort, wo es uns am Freitag letzter Woche bei Schussfahren gestoppt hat, noch einige Schwünge ausgegangen sind. In der stellenweise ausgeaperten Waldstufe hinunter zur Mödringhütte haben wir erstmals abgeschnallt und sind dann mit ganz kurzen Unterbrechungen noch bis zu jenem Punkt abgefahren, wo wir in der Früh angeschnallt haben.
Die Skier kamen wieder auf die Rucksäcke und dort, wo wir am Karfreitag über die Neuschneedecke bis zur Bergerhube abgefahren sind, sind wir heute über saftig grünes Gras und vorbei an unzähligen wieder ausgeaperten, blühenden Krokussen talwärts gewandert. Exakt mit dem Einsetzen eines leichten Nieselregens haben wir die Tour dort beendet.
Weil die Bergerhube wegen Umbauarbeiten noch geschlossen ist, haben wir uns nach dem Verstauen der Ausrüstung auf die Suche nach einer Einkehrstätte gemacht. Und weil wir im Triebental bzw. dessen Ausgang wegen weiterer geschlossener Lokale abermals nicht fündig geworden sind, haben wir gleich den Schoberpaß überquert und uns in Kalwang verpflegt. Den Heinrich wird interessieren, dass es nach der Fritattensuppe noch ein gebackenes Kotelett mit Reis und Preiselbeeren und dazu einen Salat gegeben hat.