Križ (SLO)

mit dabei:
Philipp und Michael

Sonniger Morgen im Logartal
Sonniger Morgen im Logartal
Im Frühjahr ist die Tourenplanung wegen der labilen Wetterverhältnisse mitunter schwierig. So haben wir uns auch bei dieser Tour in erster Linie von einem möglichst gesicherten Schönwetterfenster leiten lassen. Im Zielbereich desselben haben wir danach nach einem Tourenziel mit halbwegs guter Schneelage gesucht. Von der Tour auf die Kranjska Rinka (siehe Tour v. 12.03.2011 mit der Flugaufnahme der Steilrinne Turski Zleb) waren uns die Verhältnisse vor Ort schon bekannt. Und da man irgendwann im Frühjahr sowieso den Anspruch verliert, bis zum Auto auch wieder abfahren zu können, haben wir uns für einen etwas längeren Zu- und Abstieg bei Schönwetter zu Lasten eines verregneten Skianstiegs und einer ebensolchen Abfahrt in den heimischen Bergen entschieden.

Aufstieg vorbei am Rinka Wasserfall
Aufstieg vorbei am Rinka Wasserfall
Über den seit 1.4. wieder offenen Paulitschsattel sind wir zu unseren südlichen Nachbarn angereist. Die Gipfel waren zu diesem Zeitpunkt noch dick hinter Wolken verpackt. Vom Ende der Fahrmöglichkeit im Logartal sind wir aber schon bei Sonnenschein durch den frühlingshaften Buchenwald angestiegen. Vorbei am Rinka Wasserfall, einem der höchsten Wasserfälle Sloweniens, ging es aufwärts in Richtung Frischaufov dom. Etwas weiter oben haben wir eine der Quellen der Savinja, die den Wasserfall speist, passiert und schließlich nach einer Aufstiegszeit von ca. 50 min die große Almwiese neben der Hütte, die mit Schneerosen übersät war, erreicht.

Anstieg zur Turski Zleb
Anstieg zur Turski Zleb
Es galt noch, die Wiese und ein kurzes Stück des lichten Waldes zu passieren bevor wir angeschnallt haben. Über ein durchgehendes Schneeband ging es in weiterer Folge hinauf in Richtung der Turski Zleb. Das ist jene Steilrinne, die zwischen der Turska Gora (2.251 m) und der Mala Rinka (2.289 m), dem niedrigsten und östlichsten der vier Gipfel des Rinkebogens nach oben zieht.

Aufpacken und Steigeisen montieren unterhalb der Turski Zleb
Aufpacken und Steigeisen montieren unterhalb der Turski Zleb
Die herrlichen Wolkenstimmungen über uns haben uns immer wieder zum Verweilen und Schauen veranlasst. Am Fuß der Rinne haben wir, obwohl aufgrund des bereits sehr früh oberflächlich aufgefirnten Schnees auch ein weiterer Skianstieg möglich gewesen wäre, aufgepackt und gleich auch die Steigeisen montiert.

Aufstieg im etwas steileren oberen Teil der Rinne
Aufstieg im etwas steileren oberen Teil der Rinne
Danach sind wir durch die – an der steilsten Stelle etwa 48 Grad steile – Rinne nach oben gestapft. Die Wolken hatten sich mittlerweile verzogen und den Blick auch nach oben frei gegeben. Am Rinnenausgang hat uns nach der Überwindung einer kurzen Blankeisstelle schließlich die Sonne ins Gesicht gelacht.

Aufstieg von der Turski Zleb (li. der Bildmitte) in Richtung Rinke
Aufstieg von der Turski Zleb (li. der Bildmitte) in Richtung Rinke
Diese war dann in weiter Folge auch der wesentliche, schweißtreibende Faktor beim weiteren Anstieg hinauf in Richtung zur großen Doline. Diesen haben wir wegen der großteils ausgeaperten Südflanke noch etwas länger als geplant auf Steigeisen fortgesetzt.

Aufstieg zum Kriz (Gipfel in Bildmitte li. von Philipp)
Aufstieg zum Kriz (Gipfel in Bildmitte li. von Philipp)
Etwas unterhalb der Doline haben wir wieder angeschnallt und sind abermals auf Skiern weiter angestiegen. Zuerst ging es noch etwas steiler aufwärts. Danach haben wir in die große Doline hinein gespurt und an deren Ende über die plattige steile Flanke einige Kehren hinauf gezogen. Schließlich sind wir die letzten Meter bis zur nächsten Abflachung hinauf gestapft.

Anstieg Gipfelrinne mit Tiefblick zur Mala Rinka
Anstieg Gipfelrinne mit Tiefblick zur Mala Rinka
Danach haben wir den Anstieg – wieder auf Skiern – durch den jetzt schon ziemlich nassen Neuschnee auf einer festen Altschneedecke fortgesetzt. Am Fuße der sich stetig aufsteilenden Gifelrinne haben wir schließlich wieder abgeschnallt und sind durch diese auch hinauf gestapft.

Gipfelfreude hoch über dem slowenischen Wolkenmeer
Gipfelfreude hoch über dem slowenischen Wolkenmeer
Nach einer Aufstiegszeit von knapp 4 ½ Stunden haben wir schließlich den zweithöchsten Gipfel des Rinkebogens (die um 20 m höhere Kranjska Rinka haben wir vor etwa 4 Jahren bestiegen) erreicht. Der Blick zu den Nachbargipfeln, ebenso wie über das Wolkenmeer in Richtung Süden bzw. unterhalb der viel höheren Wolkendecke im Norden in den südlichsten Zipfel Österreichs haben uns für jeden bis dahin vergossenen Schweißtropfen entschädigt.

Balzverhalten?
Balzverhalten?
Der Gipfelaufenthalt wurde daher sehr ausgiebig zelebriert. Ich habe einen Teil meiner Jause an eine beringte Bergdohle abgetreten. Die hat sich offensichtlich so sehr darüber gefreut, dass sie mir mit einem Balzverhalten in Form von gespreizten Federn gedankt hat.

Abfahrt durch die Gipfelrinne
Abfahrt durch die Gipfelrinne
Danach sind wir wieder die wenigen Meter bis zu unserem Skidepot abgestiegen. Nach dem Anschnallen folgte das Highlight dieser Tour mit annähernd 1.000 Hm Abfahrt auf feinstem Firnschnee. Anfangs hat der noch nicht fertig umgewandelte nasse Neuschnee in der knapp 40 Grad steilen Gipfelrinne noch etwas gestoppt. Mit abnehmender Höhe ist der Schnee aber perfekt geworden.

Abfahrt zur Turski Zleb (li. oben)
Abfahrt zur Turski Zleb (li. oben)
Und hatten wir uns während des Anstiegs noch Gedanken gemacht, wie wir die größtenteils ausgeaperte Südflanke unterhalb der Doline allenfalls über eine Rinne von der Mala Rinka umfahren könnten, so haben wir eine durchgehende, sehr direkte , etwas steilere Linie in der Nähe unserer Aufstiegslinie gefunden. Über diese sind wir bis in den Boden etwas unterhalb der Turski Zleb abgefahren.

Abfahrt durch die Turski Zleb
Abfahrt durch die Turski Zleb
Einige Meter mussten wir bis zur Steilrinne hinauf stapfen. Nach dem vereisten Einstieg haben wir wieder angeschnallt und danach sind wir aus dem Jubeln nicht mehr heraus gekommen. Wegen der fortgeschrittenen Jahres- und Tageszeit lag die Rinne in der Sonne. Die Firnschicht ist unter unseren Skiern nur so weggespritzt und jeder Schwung war ein Genuss.

Abfahrt im Bereich des Rinnenausgangs
Abfahrt im Bereich des Rinnenausgangs
Die eine oder andere Berührung mit den auf dem Schnee verstreut liegenden Steinen war – auch wegen der angeschnallten Geröllskier – überhaupt kein Problem. Viel zu schnell waren daher der Ausgang der Rinne und damit der unverwechselbare Tiefblick ins Frühlingshafte Logartal wieder erreicht.

Traumfirn und herrliche Tiefblicke auf den weiten Hängen unterhalb der Steilrinne
Traumfirn und herrliche Tiefblicke auf den weiten Hängen unterhalb der Steilrinne
Aber auch der lange Hang weiter hinunter ins Kar hat für uns noch besten Firn bereit gehalten. Während sich über uns schön langsam die Gipfel durch die aufsteigende Bewölkung wieder versteckt haben, sind wir weiter genussvoll talwärts gecarvt.

Abklatschen und Abschnallen nach 1.000 Hm traumhafter Abfahrt
Abklatschen und Abschnallen nach 1.000 Hm traumhafter Abfahrt
Dort, wo wir in der Früh angeschnallt hatten, haben wir auch wieder abgeschnallt und die Skier aufgepackt. Einige Meter über Schneefleckerl bis hinunter zur Almwiese beim Frischaufov dom hätten wir noch abfahrend herausschinden können, aber das war es uns nach dieser Genussabfahrt nicht wert.

Felsbrocken in der Geiselhaft von Baumwurzeln beim Abstieg ins Logartal
Felsbrocken in der Geiselhaft von Baumwurzeln beim Abstieg ins Logartal
Umso mehr haben wir auch die Blütenpracht beim Überqueren der Wiese in uns aufgesaugt. Danach ging es entlang des Aufstiegsweges wieder talwärts. Vielen slowenischen Familien, die ihren Wochenendausflug mit einer Wanderung entlang des steilen Aufstiegsweges neben dem Wasserfall verbunden hatten, mussten wir in weiterer Folge radebrechend erklären, dass die Schneelage oberhalb der Hütte noch sehr gut ist.

Damit konnten wir ihre Verwunderung über die an unsere Rucksäcke geschnallten Latten zerstreuen. Nach etwa 7 Stunden am Berg haben wir schließlich den Ausgangspunkt inmitten von vielen Bustouristen erreicht. Nach dem Verstauen der Ausrüstung und einer Katzenwäsche in der vorbeifließenden Savinja sind wir schließlich in Richtung Einkehrschwung losgefahren. Wie exakt unsere Touren(wetter)planung war, hat sich dahingehend dokumentiert, als exakt 3 Minuten nach unserem motorisierten Aufbruch die ersten Regentropfen auf unsere Windschutzscheibe gefallen sind.

Schweinskotelette vom Rost
Schweinskotelette vom Rost
Einige Kilometer Tal auswärts sind wir in einer gastlichen Einkehrstätte trotzdem im Freien sitzen geblieben. Das frische Grün rund um uns und die obligate Pilzsuppe mit dem großen Löffel Sauerrahm darin hätten für das Auffüllen der Energiespeicher eigentlich schon ausgereicht. Den Heinrich (und bei dieser speziellen Destination auch den Tom) wird aber sicherlich interessieren, dass das Mahl erst mit einem Schweinskotelette vom Rost (alternativ Forelle aus der Savinja) abgeschlossen war.

Abfahrt vom Paulitschsattel; die Gipfel auch an der Nordseite von Wolken verhüllt
Abfahrt vom Paulitschsattel; die Gipfel auch an der Nordseite von Wolken verhüllt
Den abschließenden Kaffee zum Wachhalten hätten wir nicht mehr so wirklich gebraucht. Dafür hat schon unser leer gefahrener Tank bei der Rückfahrt über den Paulitschsattel gesorgt. Mit dem letzten Tropfen haben wir die Tankstelle in Eisenkappl erreicht. Auch von Norden waren die Gipfel mittlerweile hinter dem Wolkenvorhang nicht mehr sichtbar. Das zeitliche und örtliche Timing für diese Tour hätte nicht besser sein können. Das haben wir dann nach der Heimfahrt – unterbrochen durch einen Zwischenstopp im Lavanttal zum Zwecke des Spargeleinkaufs – auf der eigenen Terrasse bei einem in der Vorwoche aus Bayern importierten Weißbier bzw. einem Glas Wein vom Schererkogel noch nachbesprochen.

Foto

Galerie