dabei:
Philipp
Das schon fast nicht mehr für möglich Gehaltene ist doch noch eingetreten. Der Winter ist ins (Ober)land eingezogen. Nach der verlängerten Sommerpause wurde daher am Vorabend telefonisch eine gemeinsame Inventur abgehalten, um ja keinen wichtigen Ausrüstungsgegenstand zu vergessen. Bei dieser Gelegenheit haben Philipps Schneeketten noch brav „Hier!“ gerufen. Den Zeitpunkt des Einsteigens ins Auto in der Früh haben sie dann aber verpasst. Bemerkt haben wir dies – ist doch der angestammte Platz für die Anfahrhilfen üblicherweise tief unten im Kofferraum – jedoch erst, als wir nach dem ersten hängen bleiben den zweiten Versuch am Präbichl gestartet haben. Dieser ist nach dem Wegschalten der elektronischen Fahrhilfen gottlob geglückt.
Hinein ins Radmertal ist die Neuschneehöhe dann rasant angewachsen. Und haben wir die erste Steigung im Ortsgebiet gerade noch geschafft, so war beim nächsten Anstieg auf dem eisigen Untergrund mit der rutschigen Neuschneeauflage Endstation. Wir haben uns in eine verschneite Garageneinfahrt geflüchtet und uns auf die Suche nach einer Abstellfläche gemacht. Der nette Nachbar vis à vis hat sich gleich daran gemacht, seinen Hof mit der Fräse vom Schnee zu befreien. Als der Parkplatz dann bereit war, ist der Versuch die eisige Straße zu überqueren leider nicht geglückt und das Auto abgeschmiert. Nachdem auch drei weitere Versuche, die Steigung abermals zumindest bis zur ursprünglich erreichten Höhe zu schaffen, gescheitert sind, haben wir w.o. gegeben und uns unterhalb der Steigung selbst einen Parkplatz am Straßenrand freigeschaufelt.
Der Ausgangspunkt der Tour hat sich daher etwa 4 ½ km talwärts verlagert. Mit der Gewissheit, dass der Anstiegsweg auf den Gscheideggkogel bis zu unserem Eintreffen von den vielen in allradbetriebenen Fahrzeugen an uns vorbei fahrenden Tourenkollegen bereits gut gespurt sein werde, haben wir uns dann etwa 1 Stunde nach dem ersten hängen bleiben auf den Weg gemacht. Sehr gut aufgewärmt sind wir dann abermals eine knappe Stunde später auf diese Spur gestoßen und bei weiterhin recht starkem Schneefall darin weiter angestiegen.
Sehr oft haben wir uns bis dahin gefragt, was wohl Michi zu dieser – sonst nur bei Frühjahrstouren üblichen – flachen Plattlerei gesagt hätte. Er weiß es und hätte jedenfalls – so wie wir auch – sicher auch diesem Teil der Tour etwas Positives abgewinnen können. Für Philipp, der ja einen großen Teil seiner Zeit in Flugzeugen sitzt, ist diese Form der Thromboseprophylaxe sicher eine besonders schöne.
Der Anstieg entlang der wirklich sehr gut ausgetretenen Spur war dann abgesehen von stark anstollenden Fellen unproblematisch. Angesichts der kulinarischen Sünden der letzten Wochen war er etwas schweißtreibend. Zwei Trinkpausen haben wir uns deshalb gegönnt und exakt zur Mittagsstunde den gut besuchten Gipfel erreicht.
Das war dann auch der richtige Zeitpunkt für die Gipfeljause. Verblüffend war die Windstille, obwohl die Wetterprognose Gegenteiliges prophezeit hatte. Etwas frisch war es trotzdem und daher haben wir den Aufenthalt – auch angesichts des weiteren Nachmittagsprogramms – nicht weiter zelebriert.
Die ersten Schwünge im grundlos tiefen Neuschnee waren anfangs – auch wegen der schlechten Sicht – noch sehr schaumgebremst. Danach sind wir ins Fahren und auch ins Jubeln gekommen. Einzig jene Passagen, in denen es enger war bzw. die mit viel Totholz gespickt waren, haben wir sehr vorsichtig passiert.
Am Forstweg hat sich schließlich das herbstliche Skiservice erst recht bezahlt gemacht und sehr flott wurde auch dieser Bereich absolviert. Und der letzte Hang hinunter zur Straße war dann deshalb das abfahrerische Highlight, weil der Untergrund hier absolut berechenbar war.
Danach war wieder „Auslockern“ angesagt. Der zweite Teil von Philipps Thromboseprophylaxe war gleich lang wie derjenige in der Früh, mit kleinen Gegensteigungen gespickt, aber es waren nach den vielen Stockschüben auch Abfahrten dabei. Und die haben, obwohl sie auf der Straße absolviert wurden, wegen des Neuschnees keine Spuren an den Skiern hinterlassen. Daran hat auch der Schneepflug, der uns sowohl am Hin- wie auch am Rückweg passiert hat, nichts geändert
Nach dem Verstauen der nassen Ausrüstung konnten wir dann die unproblematische Heimreise antreten. Auch der Präbichl war jetzt keine weitere Hürde mehr. In Traboch haben wir uns mit Brigitte zur Einkehr vor der gemeinsamen Weiterreise getroffen. Eine schnelle Strudelsuppe zum Bier war die einzige Mahlzeit. Das wird auch der Heinrich verstehen, galt es doch 2 Stunden später in der Krakau einer Einladung Folge zu leisten. Unsere langjährige Freundin Maria hatte anlässlich ihres Geburtstages zum Schallerwirt geladen und Joseph hat uns mit einem mehrgängigen Menu bekocht. So gab es eine gefüllte Hirschschinken -Rolle, zweierlei Suppen (Strudel- bzw. Karotten-Ingwer-Kokossuppe) und zur Hauptspeise Hirschragout, Forelle oder Gemüse-Steinpilz-Lasagne, chacun à son gout. Die Dessertvariationen bzw. viele musikalische Einlagen von Marias Lungauer Verwandtschaft haben das Mahl abgerundet. Auch Joseph hat mit seiner Knopferlharmonika seinen Teil zur Unterhaltung beigesteuert So wären wir bestens – zumindest kulinarisch – auf die geplante gemeinsame Skitour auf den Preber am nächsten Tag vorbereitet gewesen.
Die Jubilarin hat sich zu vorgerückter Stunde aber für die Alternativvariante einer gemeinsamen Rodelpartie von der Preberhalterhütte zum Prebersee entschieden. Und die haben wir dann alle zusammen sehr genossen. Danke, Maria, für die Einladung und noch einmal „Alles Gute zum Geburtstag!“
Bei der abschließenden gemeinsamen Einkehr in der Ludlalm gab es u.a. wieder einmal eine Kaspressknödelsuppe, angeblich die beste des Universums. Dies kann ich so nicht bestätigen, weil ich da noch nicht überall war. Aber wenn es die Lungauer so sagen, dann wird das schon seine Richtigkeit haben ;-).
Dem Heinrich müssen wir diesen Teil der kulinarischen Geschichte ja nicht unbedingt verraten, hat er mich doch schon mehrmals, so letztmalig vor 1 ½ Wochen, wissen lassen, dass er diese Art von Suppe nicht als standesgemäße lokaltypische Nahrungszufuhr betrachte. Der Anlass, bei dem er mir dies zuletzt gesagt hat, war ein ganz besonderer. Am letzten Tag des vergangenen Jahres hat er sein 6. Lebensjahrzehnt vollendet und ich hatte die Ehre, im Kollegenkreis zu seiner Geburtstagsfeier geladen zu sein.
Beim Gasthaus Schwaiger in St. Pankrazen, seiner bevorzugten Einkehrstätte im Wohnumfeld, konnten wir aus seinen Lieblingsgerichten auswählen. Und es war ganz sicher für jeden von uns etwas dabei. Besonders ist mir noch die abschließende Cognactorte in Erinnerung. Da war es schon sehr gescheit, das zuvor ausgelobte Verdauungsschnapserl abgelehnt zu haben. Die Fahrtüchtigkeit für die Heimfahrt wäre sonst am Ende möglicherweise nicht mehr gegeben gewesen, so gehaltvoll war der süße Abschluss.
Heinrich, auch dir und deiner Familie danke ich auf diesem Wege noch einmal für die Einladung, wünsche dir alles Gute, vor allem aber Gesundheit und freue mich auf viele weitere „gemeinsame Touren“.