Seitnerzinken und Schrattnerkogel

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Morgenstimmung im Murtal bei St. Peter ob. Judenburg
Morgenstimmung im Murtal bei St. Peter ob. Judenburg
Ein kurzfristig eingeschobener Urlaubstag hat mich heute zum zweiten Mal innerhalb von 1 ½ Wochen in den Bretsteingraben geführt. Zuerst begleitet von herrlichen Morgenstimmungen im Murtal und im Bereich um Pöls hat Andreas zum Schluss der Anfahrt seine Fahrkünste auf der völlig vereisten Straße hinauf zum Parkplatz Bichlerhütte aufbringen müssen.

Aufstieg am eisigen Forstweg im Bretsteingraben
Aufstieg am eisigen Forstweg im Bretsteingraben
Von da ging es bei angenehmen Temperaturen auf der ebenso vereisten Forststraße Tal einwärts. Vor der Gamperhütte haben wir entlang des Grabens die Abkürzung genommen. Ab der ersten Querung des Forstweges sind wir aber auf diesem geblieben und ihm bis hinauf zur Waldgrenze gefolgt. Auch die letzte Kehre sind wir diesmal ganz ausgegangen. Schon weit unterhalb der Waldgrenze konnten wir in den Lawinenstrichen Nassschnee – Lawinenkegel vom Vortag, die durch den starken Regen spontan ausgelöst worden waren, ausmachen.

Anstieg im Bereich der Waldgrenze
Anstieg im Bereich der Waldgrenze
Am Weg war die Schneedecke – je nach Abschirmung durch den umgebenden Wald – eher weich oder brüchig harschig. Die Hoffnung hat aber gelebt, dass der Harschdeckel oberhalb der Waldgrenze doch tragend sein könnte. Diese Hoffnung hat sich dann gottlob auch erfüllt. Der Deckel war nicht nur tragend, sondern auch sehr griffig, sodass die Harscheisen diesmal im Rucksack bleiben konnten.

Bremsschollen im Auslauf des Lawinenkegels
Bremsschollen im Auslauf des Lawinenkegels
Aus der Ostflanke des Schrattnerkogels hatten sich auch zwei große Nassschneelawinen gelöst, die sich im Kar vereinigt und danach wieder geteilt hatten. Der glasige Schmelzharschdeckel vom Warmwetter der Vorwoche hatte als perfekter Gleithorizont gedient.

„Waschrumpel“
„Waschrumpel“
In der Mulde hinauf zum Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln sind wir erstmals auf die tiefen Rinnen gestoßen, durch die am Vortag das Regenwasser talwärts geschossen ist und die den ganzen Berg in eine „Waschrumpel“ verwandelt haben.

Aufstieg zum Seitnerzinken
Aufstieg zum Seitnerzinken
Weil es zu diesem Zeitpunkt so ausgesehen hat, als wollte die Sonne ihr Versteck hinter dem dünnen Wolkenschleier endgültig verlassen, haben wir uns – entgegen unserer ursprünglichen Absicht – doch zuerst dem Seitnerzinken zugewandt. Mit der Einstrahlung sollte die steile Südflanke schnell auffirnen und da wollten wir nicht zu spät dran sein. Während des Anstiegs zwischen Wechtenkante und abgeblasenem Rücken ist es allerdings wieder etwas trüber geworden.

(Durch Regeneintrag) blau leuchtende "Schaumrolle"
(Durch Regeneintrag) blau leuchtende "Schaumrolle"
Der Tiefblick in die deswegen weiterhin hart bleibende Flanke hat uns überdies noch gezeigt, dass der Regen auch hier für eine sehr unruhige Unterlage gesorgt hatte. Der Regeneintrag hatte allerdings auch im Kleinen für sehr reizvolle Ergebnisse gesorgt. So war im Mittelteil des Gratanstiegs eine kleine „Schaumrolle“ so mit Eiswasser getränkt, dass ihr Inneres strahlend blau geleuchtet hat.

Andreas und Franz am Seitnerzinken
Andreas und Franz am Seitnerzinken
Da musste Zeit für einen Fotostopp investiert und, des besseren Blickwinkels wegen, auch in die Knie gegangen werden. Danach sind wir – nahezu bei Windstille, was für diesen Bereich eine Rarität ist – weiter zum Gipfel angestiegen. Diesen haben wir nach einer Aufstiegszeit (unterbrochen durch viele Fotostopps) von knapp über 2 ½ Stunden erreicht.

Abfahrt vom Seitnerzinken
Abfahrt vom Seitnerzinken
Da die Sonne auch während unseres Gipfelaufenthalts weiterhin hinter der dünnen Wolkendecke Verstecken gespielt hat, haben wir uns entschlossen, entlang des Aufstiegsweges wieder abzufahren. Die zwar griffige, aber harte und ruppige direkte Flanke mit den darunter liegenden Abbrüchen, über die wir schon mehrmals im Pulverschnee hinunter gejubelt haben, war uns wegen der Absturzgefahr zu riskant.

Ski fahren auf unruhigem Untergrund
Ski fahren auf unruhigem Untergrund
Erst im letzten Teil der Abfahrt haben wir die Kante verlassen und sind in der direkten Linie in die zerfurchte Mulde hinunter gefahren. Der durch die Regenrinnen unruhige Untergrund war dabei schon fordernd. Auch deshalb sind wir daher nicht bis ins Kar abgefahren, sondern haben schon weiter oben für den Wiederanstieg zum Schrattnerkogel umgerüstet.

Anstieg zum Schrattnerkogel
Anstieg zum Schrattnerkogel
Abermals ging es hinauf in den Sattel und von da dann – immer der jetzt ihr Wolkenversteck schön langsam verlassenden Sonne entgegen – hinauf auf den Schrattnerkogel. Diesen haben wir nach einer knappen ½ Stunde Aufstiegszeit für die 220 Hm des Wiederanstiegs erreicht.

Abfahrt vom Schrattnerkogel
Abfahrt vom Schrattnerkogel
Auch hier oben waren die äußeren Umstände sehr angenehm. Die Sonne ist endgültig hervorgekommen, hat aber an der ostseitig ausgerichteten Flanke für unsere Abfahrt keine Vorarbeit leisten können. Daher sind wir anfangs noch auf den schmalen Rippen zwischen den Regenrinnen in der Falllinie abgefahren, haben uns dann aber dazu entschlossen noch einmal auf die Südseite des Seitnerzinken zu wechseln.

Abfahrtspause vor der von Regenrinnen zerfurchten Ostflanke des Schrattnerkogels
Abfahrtspause vor der von Regenrinnen zerfurchten Ostflanke des Schrattnerkogels
Über unzählige Rippen sind wir daher in Schrägfahrten und kurzen Abfahrten dazwischen weit nach links hinüber gequert. Dort hatte die Sonne in der kurzen Zeit ihrer vollen Präsenz schon ganze Arbeit geleistet und die Oberfläche entsprechend aufgefirnt. Recht genussvoll konnten wir daher in den vom Regenwasser verzierten Karboden abfahren. Jetzt wäre es wieder gescheiter gewesen, wenn wir die Gipfelreihenfolge umgedreht hätten. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer.

Vom Regen ausgelöste Nassschneelawinen vom Schrattnerkogel, die sich im Auslaufbereich vereinigt (und dann noch einmal geteilt haben); der spiegelglatte Schmelzharschdeckel
Vom Regen ausgelöste Nassschneelawinen vom Schrattnerkogel, die sich im Auslaufbereich vereinigt (und dann noch einmal geteilt haben); der spiegelglatte Schmelzharschdeckel
Genussvoll war dann auch die weitere Abfahrt. Vor allem der Bereich unterhalb der großen Nassschneelawine bis hinunter zur Waldgrenze hat uns über eine dünne Firnauflage auf dem bestens tragenden Harschdeckel jubeln lassen.

Lungenstrudelsuppe
Lungenstrudelsuppe
Danach haben wir uns in die Aufstiegsspur am Forstweg hinein gestellt und uns talwärts treiben lassen. Auf der Eispiste ab der Gamperhütte hinaus bis zum Ausgangspunkt der Tour sind das Tempo und auch das klappernde Abfahrtsgeräusch dann noch einmal gesteigert worden. Beim anschließenden Einkehrschwung – und das wird vor allem den Heinrich interessieren – haben wir uns mit einer Lungenstrudelsuppe und mit Radler gestärkt.

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