Hohe Lins

mit dabei:
Das Brockengespenst

Der Schwarzenstein im Morgennebel bei der Anfahrt
Der Schwarzenstein im Morgennebel bei der Anfahrt
Sehr warmes Wetter war prognostiziert, dazu ein nächtlicher Wolkendeckel in Verbindung mit Saharastaub, die eine nächtliche Abstrahlung verhindern würden. Da war also ein früher Aufbruch gefordert. Unbeeinflußt von Schlaf- und Aufstehgewohnheiten meiner verhinderten Tourenpartner und nur meiner präsenilen Bettflucht folgend bin ich früher als sonst zu Hause gestartet. Bei der Anfahrt über den Präbichl habe ich, als ich in die Nebelsuppe eingetaucht bin, schon ein déjà vu (Abbruch der Tour v. 6.4.2013) befürchtet. Aber als ich in Eisenerz ums Eck gebogen bin, war die Sicht bis zum Gipfel frei und darüber blauer Himmel.

Geräumter Forstweg zur Tullinger Alm (bzw. Schafferalm)
Geräumter Forstweg zur Tullinger Alm (bzw. Schafferalm)
Am Parkplatz Galleiten habe ich knapp vor 7 Uhr bei (zu) warmen 6,5 Grad meinen Aufstieg begonnen. Ein so nicht erwartetes Aha-Erlebnis hat dann der Forstweg zur Tullinger Alm geboten. Nicht nur, dass die ersten paar hundert Meter komplett ausgeapert waren, gab es auch in weiterer Folge durch die tiefe Räumung abwechselnd eine dünne Eisschicht oder eben den nackten Schotterboden als Unterlage für den Aufstieg. Ein kurzes Stück hatte ich die Skier an den Beinen, danach habe ich sie bis oberhalb der Tullinger Alm getragen.

Stellenweise Schnee nur mehr in Rosenform
Stellenweise Schnee nur mehr in Rosenform
Von dort hatte ich erstmals die freie Sicht zur Aufstiegs- und Abfahrtsrinne. Diese war im oberen Teil der Rinne durch die in Folge des Südföhns überschwappende Staubewölkung allerdings nicht mehr uneingeschränkt. Zuerst bin ich weiter entlang des Forstwegs, danach über die Geländestufe zur Waldgrenze angestiegen. Zwischen den letzten Bäumen gab es für 50 m Schnee nur mehr in Rosenform.

Aufstieg durch die Rinne
Aufstieg durch die Rinne
Im freien Gelände darüber gab es dann aber eine durchgehend geschlossene, griffige Schneedecke. Über diese bin ich weiter zur Rinne und in dieser – anfangs durch Nebelfetzen – in engen, steilen Kehren angestiegen. Im oberen Drittel der Rinne hat mich der Nebel komplett eingehüllt, die Orientierung war aber kein Problem, da der Routenverlauf in der Rinne selbsterklärend ist. In diesem Bereich hat mir auch ein sehr frisches Lüfterl entgegen geblasen. Die Schneedecke war aber auch hier griffig und nicht hart.

Übergossene Berge in den Eisenerzer Alpen
Übergossene Berge in den Eisenerzer Alpen
Erst knapp vor dem teilweise ausgeaperten Ausstieg aus der Rinne ist die Sonne durchgekommen. Entlang der Wechte ging es dann nach Osten hinauf zum Gipfel, den ich knapp nach 9 Uhr erreicht habe. Dort haben mich dann während meines gesamten Gipfelaufenthalts die witterungsbedingten Naturschauspiele in den Bann gezogen. Einerseits ist der Föhn links und rechts von mir über den Kamm geflossen, andererseits hat sich immer dann, wenn sich die Wolkendecke zwischendurch bis auf Gipfelhöhe gehoben hatte, mein Schatten als Brockengespenst in der feuchten Luft wiedergefunden (Eine Beschreibung dieses schon mehrfach in den Bergen erlebten Wetterphänomens findet sich bei der Tour vom 5.2.2008 – Saison 2007/08 – auf den Griesmoarkogel).

Abfahrt entlang der Wechte (mit Blick zum Gößeck)
Abfahrt entlang der Wechte (mit Blick zum Gößeck)
Entsprechend lange habe ich den Gipfelaufenthalt zelebriert. Anschließend bin ich auf der Wechte bzw. dort, wo sie von der Sonne südseitig schon so weit angeknabbert war, dass ein gefahrloses Befahren nicht mehr möglich war, im grasigen Gelände daneben bis zur Rinne abgefahren. Dort bin ich wieder in die fließenden Föhnwolken eingetaucht. Auch in der Einfahrt war noch ein kurzes Stück auf Gras zurückzulegen, danach ging es trotz eingeschränkter Sicht sehr lustvoll über die 35 – 40 Grad steile Rinne abwärts. Auch der flachere Boden darunter war – jetzt wieder mit uneingeschränkter Sicht – ebenso bestens fahrbar.

Die Föhnwalze aus der Talsicht (von der Tullinger Alm)
Die Föhnwalze aus der Talsicht (von der Tullinger Alm)
Etwas links der Aufstiegslinie bin ich dann weiter auf einem dort noch durchgehenden Schneeband bis zum Beginn des Forstweges und dann diesem folgend bis zur Tullinger Alm abgefahren. Dort habe ich noch einmal ausgiebig auf die Föhnwalze aus der Talsicht zurückgeblickt. Nach dem Aufpacken der Skier ging es dann zu Fuß – vorbei an unzähligen blühenden Schneerosen – zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Diesen habe ich bereits vor 11 Uhr wieder erreicht.

Spaghetti mit Olivensugo
Spaghetti mit Olivensugo
Freund Heinrich, der sich ja auch vor allem in Gesellschaft wohl fühlt, wird verstehen, dass ich alleine auf einen Einkehrschwung verzichtet habe. Schnurstracks bin ich nach Hause gefahren, zumal ich ja dort exakt zur Mittagszeit angekommen bin und mich nur mehr zum gedeckten Tisch zu setzen brauchte. Eine große Portion Spaghetti mit Olivensugo hat die auf der Tour verbrannte Energie wieder zurück gebracht. Und wenn dem Heinrich das Gericht als zu südländisch, wenn auch am heimischen Herd selbst zubereitet, erscheinen sollte, so wird ihn das steirische Kürbiskernöl über dem Vanilleeis zur Nachspeise hoffentlich besänftigen.

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