Griesmoarkogel und Himmeleck

Mit portugiesischen Freunden in Turin
Mit portugiesischen Freunden in Turin
Das – in Wahrheit eh nicht erwartete – Fußballwunder hat nicht im Piemont, sondern schon eine Woche vorher in Barcelona stattgefunden. Turin war aber – und ist jedes Mal wieder – eine Reise wert. Einerseits die Stadt selbst mit ihren imperialen Piazzi und Corsi, mit den so nahen Alpen im Hintergrund und andererseits die Gelegenheit, Zeit mit unseren portugiesischen Freunden zu verbringen, dafür setzen wir uns gerne hinters Steuer und spulen 1.650 km ab. Beeindruckend war nach dem – aus Sicht meines FC Porto – verloren gegangenen CL 1/8 Final-Rückspiel auch die am Spielfeld offensichtlich zur Schau gestellte Freundschaft zwischen den beiden „Alten Herren“ (im Vergleich zu uns immer noch „jungen Buben“), den Tormannlegenden Gianluigi Buffon (39) und Iker Cassilias (35). Minutenlang haben sie sich umarmt und geherzt und Freundlichkeiten ausgetauscht.

Happy Birthday!
Happy Birthday!
Nach so vielen Stunden im Auto und den kulinarischen Genüssen rund um Chrisis Geburtstag, den wir gleich nach der Heimkehr gefeiert haben (auch an dieser Stelle dem Filius noch einmal „Alles Gute!“), war es höchst an der Zeit, wieder einmal ein bisschen Bewegung zu machen. „Liquid sunshine“ hatten die Meteorologen prognostiziert. Daher war das Interesse bei den Tourenkollegen, mich zum Auslüften zu begleiten, enden wollend. Alleine habe ich mich daher auf die Suche nach einem halbwegs trockenen Tourenziel gemacht.

Einsamer Tourenstart in der Liesing
Einsamer Tourenstart in der Liesing
Und hatte ich ursprünglich die Eisenerzer Ramsau im Visier, so habe ich mich bei der Anfahrt kurzfristig für den Bereich Schoberpass entschieden, weil die Wolkendecke dort aus der Entfernung etwas löchriger gewirkt hat. Am Ausgangspunkt für die Tour auf den Griesmoarkogel, beim Reichenstaller in der Liesing, hat es jedenfalls nicht geregnet. Die miese Wetterprognose hat aber offensichtlich Wirkung gezeigt; ich war weit und breit der Einzige, der sich (vielleicht doch nicht) anregnen lassen wollte.

Dürftige Schneedecke im direkten Anstieg zum Steinbruch
Dürftige Schneedecke im direkten Anstieg zum Steinbruch
Recht flott bin ich entlang der obligaten Route gestartet. Im direkten Anstieg hinauf zum Steinbruch hatte der nächtliche Regen ordentlich an der vorher schon nicht sehr dicken Schneedecke geknabbert. Spätestens da stand fest, dass ich diesen Bereich in der Abfahrt am Güterweg umfahren würde.

Beisteiner Alm
Beisteiner Alm
Oberhalb des Steinbruchs ist dann sehr überraschend die Sonne durch die löchrige Wolkendecke durchgekommen. Die Sonnenbrille hat also ab der Trinkpause bei der Beisteiner Alm ihren Platz in der Brillenbox verlassen dürfen. Danach ging es weiter hinauf entlang des langen Rückens in Richtung Griesmoarkogel.

Blick vom Griesmoarkogel zum Himmeleck
Blick vom Griesmoarkogel zum Himmeleck
Die recht ambitioniert angelegte, etwas glasige Spur hat mich vor dem letzten Steilaufschwung – des sicheren Standes wegen – dazu veranlasst, die Harscheisen zu montieren. Ohne einen Rutscher habe ich so den Gipfel des Griesmoarkogels erreicht. Und weil zu diesem Zeitpunkt die Wolkenbasis immer noch sehr hoch war und auch das Himmeleck vor mir so einladend ausgeschaut hat, habe ich dieses als neues Tourenziel definiert und mich gleich in die kurze Abfahrt zum Liesingkarsattel begeben.

Blick zurück zum zuvor überschrittenen Griesmoarkogel
Blick zurück zum zuvor überschrittenen Griesmoarkogel
Die Harscheisen sind auch gleich drauf geblieben und im Telemarkstil habe ich die wenigen Höhenmeter hinunter zum Sattel abgebaut bevor es entlang der Wechte wieder aufwärts ging. Ab der Hälfte des Anstiegs ist ein frisches Lüfterl aufgekommen. Dieses hat sich nach oben hin zu einem stürmischen Wind entwickelt, der öfters an meiner Standfestigkeit gerüttelt hat. Jetzt war ich erst recht froh, die Harscheisen montiert zu haben.

Himmeleck 2.096 m
Himmeleck 2.096 m
Nach 2 Std 5 min insgesamter Aufstiegszeit (mit Pause) habe ich am Gipfel des Himmelecks begonnen meine Ausrüstungsgegenstände unter der dortigen Sitzbank zu verkeilen, sodass sie nicht vom mittlerweile sehr stürmischen Wind weggeweht werden. Als erstes habe ich dann den Helm aufsetzen wollen. Dabei ist er mir entglitten und von einer starken Bö in hohem Bogen in Richtung Osten weggerissen worden.

Ab da galt es dann nur mehr mit größter Akribie darüber zu wachen, nicht noch weitere Ausrüstungsgegenstände dem Starkwind zu opfern. Die Felle wurden vorsichtig abgezogen und irgendwie in den Rucksack gestopft. An ein ordnungsgemäßes Versorgen der pelzigen Aufstiegshilfen war nicht zu denken. Auch der Durst und das Hungergefühl sind in der stürmischen Umgebung auf später vertröstet worden.

Endlich angeschnallt; Abfahrt entlang der Wechte
Endlich angeschnallt; Abfahrt entlang der Wechte
Das Anschnallen der Skier ist ein richtiger Balanceakt geworden. Aber als die Latten schließlich sicher an den Schuhen verankert waren, konnte die Abfahrt beginnen. Entlang der sehr kompakten Wechte bin ich bis zum Liesingkarsattel abgefahren. Die heurige geringe Schneelage hätte grundsätzlich auch eine direkte Abfahrt vom Gipfel ins Liesingkar ermöglicht, aber das Wissen um die Durchfeuchtung der Schneedecke und einige schon während des Anstiegs zum Griesmoarkogel beobachtete kleine Spontanrutscher haben diese Idee gleich wieder verworfen.

Blick zurück von der Liesingkaralm zu Griesmoarkogel (li.) und Himmeleck (re.)
Blick zurück von der Liesingkaralm zu Griesmoarkogel (li.) und Himmeleck (re.)
Vom Sattel bin ich dann ins Kar eingefahren. Der Schnee bis hinunter zur Liesingkaralm war wegen der Durchfeuchtung etwas schnittig, aber immer noch ganz passabel fahrbar. Ab der Alm habe ich dann noch ein paar Höhenmeter draufgepackt und bin entlang des Weges nach rechts noch etwas angestiegen. So habe ich mir die holzige Steilstufe in der direkten Linie hinunter erspart und bin oberhalb des Steinbruchs durch den lichten Wald sehr fein abgefahren.

Abfahrt vorbei am Reichenstaller
Abfahrt vorbei am Reichenstaller
Danach ging es entlang des Aufstiegsweges um den Steinbruch herum und – wie schon in der Früh festgelegt – weiter hinunter am Güterweg und vorbei am Gehöft Reichenstaller zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Dort war um 10.25 Uhr mein Auto noch immer das einzige am Parkplatz, während sonst um diese Zeit die Abstellplätze bis hinaus zur Auffahrt zum Jansenberger entlang der Zufahrtsstraße rar gesät sind.

Blattsalat mit Hühnerstreifen am heimischen Mittagstisch
Blattsalat mit Hühnerstreifen am heimischen Mittagstisch
Nach dem Verstauen der Ausrüstung und dem Umverlagern der Jause aus dem Rucksack ins Wageninnere habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Ein Grazer Tourenkollege hatte inzwischen neben mir eingeparkt und so den großen Parkplatz vor dem Verwaisen bewahrt. Am Heimweg wurde dann die Gipfeljause nachgeholt. Und weil ich vor Mittag schon wieder zu Hause war, konnte ich auch schon bald am gedeckten Tisch Platz nehmen. Leichte Kost in Form von Blattsalat mit Hühnerstreifen (Spezialinfo für den Heinrich!) war diesmal angesagt, waren wir doch für den Abend von Chris zur WG-Party geladen. Und da gab es dann zur Feier seines runden Geburtstags abermals genug Kalorien (vorwiegend) in flüssiger Form.

Foto

Galerie