mit dabei:
Philipp
Jetzt kommt schön langsam wieder die Zeit, wo wegen des Tagesgangs der Lawinengefahr ein früher Aufbruch angesagt ist und sich das Schlafengehen fast nicht mehr auszahlt. Um 4.15 Uhr hat mich der Wecker nach einer sehr kurzen Nacht bereits aus den Federn geholt und eine halbe Stunde später bin ich schon im Auto gesessen. Philipp war noch eine Viertelstunde länger gegönnt, abgeholt zu werden.
Weil überdies am letzten Wochenende auf Sommerzeit umgestellt worden war, sind wir um 6.15 Uhr am Präbichl noch halb in der Finsternis losmarschiert. Auf der Piste ging es aufwärts, vorbei an der Sessellift – Bergstation. Und weil der Schnee durch die nächtliche Abstrahlung oberflächlich sehr hart war, haben wir am Fuße des Steilhangs zur Vorsicht einmal die Harscheisen montiert.
Die haben uns während der nächsten Kehren zwar zu sicherem Stand verholfen, den Absturz eines von Philipps Skistöcken konnten sie aber nicht verhindern. Dieser wurde ihm aber von zwei nachkommenden Tourenkollegen aus Kraubath/St. Stefan postwendend wieder zugestellt. Danke auch an dieser Stelle noch einmal an die beiden. Ich hatte inzwischen etwas mehr Zeit, den herrlichen Sonnenaufgang zu beobachten.
Vorbei am Holzlagerplatz ging es weiter aufwärts zum Rösslboden und von da, den Reichenstein im Blickfeld, immer auf Skiern weiter hinauf in Richtung NO Rinne. Kleine Unterbrechungen in der Schneedecke waren dabei kein Hindernis. Am Fuße das Steilhangs hinauf zum Nordgrat, der in den Vorjahren immer noch zum größten Teil auf Skiern angestiegen worden war, haben wir allerdings abgeschnallt und die Skier aufgepackt.
Auch die Steigeisen haben wir gleich montiert und den Helm aufgesetzt. So ging es danach über die heuer außergewöhnlich früh ausgeaperte Leite weiter aufwärts. Beim anschließenden Hineinqueren in die NO-Rinne sind wir sehr bald auf angenehme Trittstufen gestoßen und haben diese gerne für den weiteren Anstieg genutzt.
In der Rinne ging es recht flott bergwärts. Immer wieder einmal haben wir uns aber die Zeit für einen Fotostopp und das Genießen der unvergleichlichen Tiefblicke über den Erzberg gegönnt. Eine Skispur auch in der 55 Grad steilen Engstelle hat gezeigt, dass in den letzten Tagen hier auch jemand abgefahren war. Das habe ich vor ein paar Jahren auch einmal gemacht, da war die Schneedecke allerdings weicher als heute.
Nach dem flacher werdenden Ausstieg aus der Rinne sind wir über den ausgeaperten Bereich darüber zum Gipfel angestiegen und haben diesen nach etwas mehr als 2 ½ Stunden Anstiegszeit (mit Umrüsten) erreicht. Einige Gämsen haben aus dem Steilgelände diesen Teil unseres Anstiegs mitverfolgt.
Am Gipfel haben wir uns keine ausgedehnte Rast gegönnt, sondern sind gleich wieder abgestiegen und vorbei an der Reichensteinhütte zur Roten Rinne hinüber gestapft. Auch während des Abfellens und Umrüstens für die erste Abfahrt des Tages war nur ganz kurz für ein paar Schlucke aus der Trinkflasche Zeit.
Dafür hat dann aber der Schnee im seit Sonnenaufgang voll in der Sonne liegenden oberen Teil der Rinne perfekt gepasst. Sehr fein war auch noch die Abfahrt im engeren Mittelteil der Rinne. Die dort obligat auf der Schneeoberfläche verstreuten namensgebenden roten Steine waren ebenso gnädig wie die von den Nassschneerutschen stammenden Schleifbahnen.
Diese sind dann im Auslaufbereich der Rinne tiefer geworden. Das hat uns dazu bewogen, auf die glatteren Flächen daneben auszuweichen. Dort war allerdings der Schnee nicht so kompakt wie in der Lawinenbahn und daher sind wir reumütig wieder in den ruppigeren Mittelbereich zurückgekehrt nachdem wir es beidseits versucht hatten. Einige sehr tiefe Schneemäuler wollten in diesem Bereich vorsichtig umfahren werden. Danach ging es noch einmal in flotter Fahrt bis an den tiefsten Punkt unterhalb der Flanke, die in den Sattel zwischen Grüblzinken und Vordernberger Zinken hinauf zieht.
Jetzt war endlich ausreichend Zeit für die längst überfällige Stärkung. Während des Umrüstens für den Wiederanstieg haben wir jetzt gejausnet und fleißig getrunken. Die Skier kamen auf den Rucksack und die Steigeisen wieder an die Schuhsohlen. Bald hat sich beim steilen Anstieg dann herausgestellt, dass das Gehen über die ausgeaperten Flächen angenehmer und kraftschonender war als über die brüchigen Schneeflächen.
Am Sattel haben wir einmal kurz pausiert und die zuvor befahrene Rinne in der Projektion begutachtet. Danach ging es entlang des Grats weiter hinauf auf den Grüblzinken. Ziemlich genau eine Stunde nach Beginn des Wiederanstiegs haben wir den zweiten Tagesgipfel erreicht.
Jetzt hätten wir abermals mehr als genug Zeit für eine weitere Pause gehabt, ein aufkommendes frisches Lüfterl hat uns aber sehr bald wieder die Rucksäcke schultern lassen. Und hätten wir die Steigeisen für den Wiederanstieg auf dem größtenteils aufgetauten Boden nicht unbedingt gebraucht, für den kurzen nordseitigen Abstieg über den pickelhart gefrorenen Boden bis an den oberen Rand der Wechte über der Rinne hinunter ins Grübl waren sie unabdingbar.
Wegen der Steilheit des Geländes galt es während der Umrüstphase für die zweite Steilabfahrt des Tages vor allem darauf zu achten, alle Ausrüstungsgegenstände ordentlich gegen Absturz zu sichern. Nachdem auch dies geschafft war, ging es anfangs auf der kompakten und in der Sonne gut aufgefirnten Wechte abwärts. Am tiefsten Punkt sind wir dann in die steile Flanke eingefahren und haben dabei einiges an oberflächlichem Lockerschnee in Bewegung gesetzt.
Mit dem Eintauchen in den schattigen Bereich der Rinne ist der Schnee schlagartig pickelhart geworden. In Verbindung mit der Steilheit des Geländes ist die folgende Abfahrt daher etwas zum Balanceakt mutiert. Der anfangs noch vorhandene, abgerutschte Lockerschnee von weiter oben hat die Sache etwas erleichtert.
Weiter unten, wo die Sonne dann wieder etwas hineingekommen ist, war die Oberfläche dann wieder, wenn schon nicht aufgefirnt, so aber doch wenigstens griffig. Sehr flott haben wir hier die Höhe hinunter ins Grübl und danach auf der Piste bis hinunter zum Bahngleis wieder abgebaut.
Die Skier haben wir nach dem Abschnallen geschultert und wenige Minuten später neben dem Auto am Parkplatz bei der Schlepplift Bergstation wieder abgestellt. Nach dem Verstauen der Ausrüstung und dem Wechsel der verschwitzten Oberbekleidung haben wir die Heimfahrt angetreten. Der Heinrich wird sich darüber freuen, dass wir diese in Traboch zum Zwecke der Einnahme bodenständiger Nahrung unterbrochen haben. Und dies, obwohl zu Hause der heuer außergewöhnlich früh geerntete erste Lavanttaler Spargel dieser Saison auf mich gewartet hat. Aber der hat auch nach der halbtägigen Gnadenfrist im Kühlschrank auch am Abend immer noch hervorragend geschmeckt.