Roteck und Gr. Barbaraspitze

mit dabei:
Chris und Philipp

Früher Tourenstart im Prebertal
Früher Tourenstart im Prebertal
Aller guten Dinge sind Drei.
Und deshalb war die Wahl des Tourenziels an diesem vom Wetter so begünstigten Wochenende keine Frage. Ein früher Tourenstart war angesichts der zu erwartenden hohen Temperaturen aber jedenfalls angezeigt. Und daher sind wir auch wieder am Vorabend in die Krakau angereist. Weil Chris aber noch bis 22.00 Uhr arbeiten musste, sind wir erst knapp vor Mitternacht in Krakauebene angekommen. Eine önologische Tourenvorbereitung – wie beim letzten Mal – war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr drinnen und nach der kurzen Nachtruhe sind wir schon um 4.30 Uhr am Frühstückstisch gesessen.

Aufstieg im Ölaschngraben
Aufstieg im Ölaschngraben
Um 6.45 haben wir unseren Aufstieg bei der Möslhütte mit aufgepackten Skiern begonnen. Die nächtliche Abstrahlung war durch einen Wolkendeckel teilweise verhindert worden, die Außentemperatur lag bei 7 Grad über Null. Trotz der frühen Stunde waren wir nicht die Ersten im Aufstieg. Zwei Krakauer Burschen, Philipp Siebenhofer und Johannes Hallinger sind bereits vor uns auf Skiern im Ölaschngraben aufgestiegen.

Aufstieg im Ölaschngraben
Aufstieg im Ölaschngraben
Auch wir hätten bereits nach 125 Hm anschnallen können, haben uns aber dafür entschieden, die Skier am Rucksack zu lassen und auf dem kompakten Lawinenschnee in der direkten Linie hinauf zu stapfen. Beim Klopfen der Trittstufen haben wir uns abgewechselt. Im oberen Teil der Rinne sind wir aus dem Schatten in die Sonne gekommen. Diese hat uns dann während des gesamten Verlaufs der Tour begleitet.

Freie Sicht bis zur Gipfelregion vor dem Anschnallen; Philipp und Johannes sind schon wieder auf Skiern voraus
Freie Sicht bis zur Gipfelregion vor dem Anschnallen; Philipp und Johannes sind schon wieder auf Skiern voraus
Nach dem Ausstieg aus der Rinne haben wir – nachdem sich die nächtliche Bewölkung verflüchtigt hatte – auch in Richtung Gipfel vollkommen freie Sicht gehabt. Und nach dem Überwinden des seit dem letzten Anstieg breiter gewordenen ausgeaperten Bereiches haben wir am Beginn des durchgehenden Schneebandes hinauf in Richtung Moarkar auch angeschnallt und sind den beiden Krakauer Burschen gefolgt.

Aufstieg im Moarkar
Aufstieg im Moarkar
Flott haben wir in der Rinne an Höhe gewonnen und uns nach vielen Kehren auf dem kompakten Untergrund eine halbe Stunde später am Karboden des Moarkars eine Trinkpause gegönnt. Wegen des Wechsels der Hangexposition für den weiteren Anstieg haben wir jetzt auch gleich die Harscheisen montiert. Das war dann für den weiteren Anstieg im Kar sicher hilfreich, da der Harschdeckel zwischendurch recht hart war.

Ausstieg aus dem Kar mit Tiefblick ins Prebertal
Ausstieg aus dem Kar mit Tiefblick ins Prebertal
In den steilen Spitzkehren beim Ausstieg aus dem Kar war der Schnee zwar schon wieder weicher, mit den Harscheisen hatten wir aber auch hier einen gesicherten Stand. Schließlich sind wir noch bis zum Skidepot am Roteckgrat angestiegen und haben dort nach einer Aufstiegszeit von 2 ½ Std (mit Pause) abgeschnallt. Weil die beiden Krakauer Burschen, die uns vorausgeeilt waren, bereits wieder im Abstieg vom Gipfel unterwegs waren, haben wir noch kurz gewartet, um einer Begegnung am schmalen Grat auszuweichen.

Gipfelfreude am Roteck
Gipfelfreude am Roteck
Danach sind auch wir über den mittlerweile – mit Ausnahme weniger Wechtenreste – vollkommen ausgeaperten Grat zum Gipfel angestiegen. Diesen haben wir um 8.45 Uhr erreicht. Und im Gegensatz zu den letzten Besteigungen war diesmal die freie Rundumsicht jedenfalls ein Grund, länger am höchsten Punkt der Krakau zu verweilen.

Abkraxeln am Roteckgrat
Abkraxeln am Roteckgrat
Weil aber die Jause im Rucksack beim Skidepot zurückgelassen worden war, haben wir uns dann doch bald wieder an den Abstieg gemacht. Die Stärkung haben wir aber abermals kurz vertagt und sind nach Aufnahme der Ausrüstung gleich noch in den Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln weiter abgestiegen. Dort haben wir wieder angeschnallt und wenige Minuten später am Ende des Schneebandes unterhalb der Gr. Barbaraspitze endgültig abgeschnallt und auch gleich die Felle abgezogen.

Gipfelrast mit Tiefblick über 1.130 HM bis zum Ausgangspunkt
Gipfelrast mit Tiefblick über 1.130 HM bis zum Ausgangspunkt
Unterhalb der Steinpyramide des zweiten Tagesgipfels haben wir uns dann mit dem Tiefblick bis zum Ausgangspunkt bei der Möslhütte die Gipfelrast mit der damit einhergehenden Stärkung gegönnt. Allzu lang konnte aber auch die nicht zelebriert werden, da die Schneedecke bei der direkten starken Sonneneinstrahlung um diese Jahreszeit sehr rasch ihre Festigkeit verliert.

„Kanten schärfen“ auf der Gr. Barbaraspitze vor der Talabfahrt
„Kanten schärfen“ auf der Gr. Barbaraspitze vor der Talabfahrt
Davon konnten wir uns auch gleich auf den ersten Abfahrtsmetern zurück in den Sattel überzeugen. Einmal galt es dabei vor der Talabfahrt beim Überfahren einer ausgeaperten Stelle die „Kanten zu schärfen“. Obwohl wir schon vom Gipfel des Rotecks aus gesehen hatten, dass die direkte Einfahrt ins Kar bei der Abfahrt von Philipp und Johannes einen nicht übermäßig kompakten Eindruck gemacht hatte, haben wir uns dennoch für diese Variante entschieden. Dies vor allem deshalb, weil die steilere Flanke im Gegensatz zur Aufstiegsroute, über die ich – v.a. wegen der schlechten Sicht – bei den letzten beiden Besteigungen auch wieder abgefahren bin, weniger felsdurchsetzt ist.

Abfahrt ins Moarkar über die direkte, bis 50 Grad steile Einfahrt (li. oben); rechts ist die Aufstiegsroute
Abfahrt ins Moarkar über die direkte, bis 50 Grad steile Einfahrt (li. oben); rechts ist die Aufstiegsroute
Wie erwartet haben wir dann bei der Abfahrt auch einiges von dem ungebundenen Schnee vor und neben uns talwärts geschickt. Mit abnehmender Steilheit sind wir dann im Kar erst so richtig ins Fahren gekommen. Im losen Untergrund abtauchende Skier haben aber jeden von uns einmal zu Boden geworfen. Die Hoffnung, dass der Schnee entlang unserer Aufstiegslinie (orografisch links) gegenüber der direkten Linie hinunter in den Karboden besser sein werde, hat sich dabei leider nicht erfüllt.

Seitliche Einfahrt in die Rinne
Seitliche Einfahrt in die Rinne
Ab da ist die Schneedecke aber mit abnehmender Höhe immer kompakter geworden. Vor der seitlichen Einfahrt in die lange Rinne haben wir uns noch einmal kurz eingebremst, weil uns Veit und Sylvia im Aufstieg begegnet sind. Die beiden haben noch auf Bernd gewartet, der noch in der Rinne unterwegs war. Die Wartezeit haben wir uns mit dem Austausch von Erinnerungen an vergangene Begegnungen auf div. Gipfeln bzw. letzte Tourenziele beiderseits verkürzt.

Kompakter Schnee in der Rinne
Kompakter Schnee in der Rinne
Anschließend sind wir bei immer besser werdender Schneequalität weiter talwärts gebraust. Eine ganz kurze Unterbrechung des Schneebandes galt es zu überbrücken, dann ging es weiter abwärts bis zu jenem Punkt, wo wir in der Früh angeschnallt hatten. Über den ausgeaperten Bereich mussten die Skier jetzt bis in den Ölaschngraben wieder getragen werden.

Tiefblick in den Ölaschngraben vor der genussvollen Abfahrt
Tiefblick in den Ölaschngraben vor der genussvollen Abfahrt
Am obersten Rand des Schneefeldes haben wir wieder angeschnallt. Nach zwei Schwüngen hieß es noch einmal beim Überfahren eines ausgeaperten Steinhaufens die „Kanten nachschärfen“. Danach aber stand dem finalen Abfahrtsvergnügen nichts mehr im Wege. Vor allem der steilere erste Teil der Rinne, wo es so gut wie keine Steine auf der Schneeoberfläche gab, war ein wahrer Abfahrtsgenuss.

Abfahrt im Ölaschngraben. Das Fahren in der Spur hilft beim Vermeiden von Nebengeräuschen
Abfahrt im Ölaschngraben. Das Fahren in der Spur hilft beim Vermeiden von Nebengeräuschen
Ab der Rinnenmitte, wo seitlich nicht nur der Lawinenschnee, sondern auch der massive Steinschlag aus der Preberflanke sich in den Graben entlädt, war dann zur Minimierung unguter Nebengeräusche das Fahren in der Spur angesagt. Die vor uns Abfahrenden hatten diese freigelegt und wir konnten, ohne unseren Geröllskiern weitere Gebrauchspuren zuzufügen, flott darin hinunter carven.

Frühlingsboten im Talschluss des Krakauer Prebertals
Frühlingsboten im Talschluss des Krakauer Prebertals
Am untersten Ende des Schneebandes haben wir schließlich wieder abgeschnallt und die Skier aufgepackt. Vorbei an unzähligen blühenden Frühlingsboten sind wir dann wieder die unglaublichen und doppelt gemessenen 125 Hm bis zum Auto abgestiegen. Dort haben wir die Ausrüstung und uns selbst im Bach gewaschen und danach die Fahrt Tal auswärts angetreten.

Historische PUCH Armada auf Ausfahrt
Historische PUCH Armada auf Ausfahrt
Die unterwegs gepflückten Wiesenblumen haben wir auf den Friedhof gebracht und dann den Einkehrschwung beim Stigenwirth gemacht. Vorher hatten wir noch Gelegenheit, eine kleine Armada historischer PUCH Mopeds eines Vereins aus dem Lungau zu bewundern, dessen Mitglieder sich auf ihrer Ausfahrt ebenso auf der Sonnenterrasse gestärkt haben

Zwiebelrostbraten mit Bärlauchreis
Zwiebelrostbraten mit Bärlauchreis
Chris und Philipp haben sich für ein gebackenes Schweinsschnitzel entschieden, mir hatte es nach der Spargelcremesuppe ein Zwiebelrostbraten vom Krakauer Bergrind auf feiner Zwiebelsauce mit Röstzwiebeln und Bärlauchreis angetan. Vor der Heimfahrt haben wir noch meinen Onkel Philipp besucht, der vor einer Woche seinen 90. Geburtstag gefeiert hat und dem wir auch an dieser Stelle noch einmal „Alles Gute!“ wünschen.

Edler Tropfen zur Nachbetrachtung
Edler Tropfen zur Nachbetrachtung
Die frühe Heimkunft und der laue Abend haben geradezu eine kulinarische und vor allem önologische Verlängerung der Tour gefordert. Zur ausführlichen Nachbesprechung bei köstlichen Antipasti habe ich daher ein besonderes Fläschchen aus dem Keller geholt. Der im kleinen Eichenfass vergorene, mehrfach ausgezeichnete Morillon des Jahrgangs 2011 vom Adam am Schererkogel hat mittlerweile die optimale Trinkreife und hat sehr gut zur Rückschau auf eine besonders gelungene Tour gepasst.

Edler Tropfen zur Nachbetrachtung
Edler Tropfen zur Nachbetrachtung
Diese wird jetzt wohl auch die letzte der Saison gewesen sein und ich danke allen Lesern meiner Tourengeschichten für ihr Interesse bzw. für die vielen persönlichen, telefonischen und schriftlichen Rückmeldungen. Dass es sogar Skitourenkollegen gibt, die durch meine Postings inspiriert 600 km weit anreisen, um dann auf das Roteck zu gehen und anschließend wieder heim zu fahren, wurde mir von der Krakauer Verwandtschaft berichtet. Hut ab vor so viel Aufwand und Engagement!

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