mit dabei:
Chris, Philipp und Andreas
Wenn das Wetter an der Alpennordseite einen Wolkenstau verursacht, dann sollte man sich besser ein Tourenziel im südseitigen, sonnigen Lee suchen. Das war der Plan. Ganz ist er nicht aufgegangen, weil es schließlich erst etwas später aufgemacht hat, als wir dies erwartet hatten. Alles in allem war es trotzdem eine sehr feine Tour. Am Montag hatten wir vom Gstoder aus ausreichend Gelegenheit gehabt, die möglichen Tourenziele in der Perspektive zu betrachten. Die beiden ausgewählten waren daher bei den witterungsbedingten Überlegungen sofort in der engeren Auswahl. Das Wissen, dass man vom Etrachsee gleich auf Skiern losgehen und bis dahin auch wieder abfahren kann, war natürlich ein Zusatzargument für diese Tourenwahl.
Anfangs flach dem See entlang ging es nach dem obligatorischen LVS Check vorbei an der Spreitzerhütte und der Grafenalm aufwärts. Über den Steg haben wir dann knapp unterhalb der Rudolf-Schober-Hütte den Bach gequert. Oberhalb der Hütte ging der Aufstieg im lichten Zirbenwald weiter. Nach einer etwas steileren Geländestufe haben wir uns knapp unterhalb des Unteren Wildenkarsees eine Pause gegönnt und wegen der frischen Brise auch gleich die Oberbekleidung ergänzt.
Links vom See ging es danach über den Geländerücken weiter hinauf in Richtung Krautgartenscharte, der wir von der Reihenfolge her den Vorrang eingeräumt hatten. Mit dem Tiefblick jetzt auch zum zugefrorenen Oberen Wildenkarsee sind wir noch bis an den Fuß der Steilflanke ohne Harscheisen angestiegen und haben diese dort montiert.
Derart abgesichert ging es danach in mehreren Kehren über stellenweise ziemlich glattes, zwischendurch aber auch wieder griffiges Gelände flott aufwärts. Nach einer Aufstiegszeit von knapp über 2 ½ Stunden haben wir auf der Scharte abgeschnallt und uns gleich an die Vorbereitungen für die Abfahrt gemacht. Ein längeres Zuwarten auf sonnigeres Wetter für die Abfahrt hat uns eine kühle Brise verleidet. Die Sonne hat zwar immer wieder einmal durch die Wolken geblinzelt, aber für das Auffirnen hat es noch nicht gereicht.
Die folgende Abfahrt über die Flanke war wegen der durchwegs sehr glatten, aber griffigen Schneedecke trotzdem recht genussvoll. Auch die nächste Geländestufe weiter hinunter hat uns mit einem Mix aus abgeblasenen Harschflächen und Triebschneelinsen den einen oder anderen Jubelschrei entlockt. Dann ging es in Schrägfahrt in Richtung Osten. Auf dem kleinen Karboden haben wir schließlich abgeschwungen, die Felle wieder aufgezogen und uns gestärkt.
Danach ging es in den anfangs ziemlich steilen Anstieg hinauf zum Bauleiteck. Der böige Gegenwind kam als weiterer erschwerender Faktor beim Halten der Balance noch hinzu. Nach der Steilstufe war es dann etwas einfacher. Mit einigen Kehren und dazwischen langen Passagen in Richtung des zu diesem Zeitpunkt noch im leichten Wolkenstau steckenden Gipfels haben wir flott an Höhe gewonnen und waren nach einer weiteren Aufstiegszeit von knapp 50 Minuten schließlich am zweiten Tagesgipfel.
Nach uns sind auch Peter und David aus Scheifling, die uns zuvor schon auf die Krautgartenscharte gefolgt waren, am Gipfel eingetroffen. David sei auch an dieser Stelle für das von uns geschossene Gipfelfoto gedankt. Die Sicht nach unten war mittlerweile halbwegs frei und daher haben wir auch hier den Gipfelaufenthalt nicht übermäßig lange zelebriert.
Anfangs entlang der Aufstiegspur und danach über die weiten Flächen ging es genussvoll wieder talwärts. Jetzt sind wir oberhalb der Steilstufe aber noch weiter nach links gefahren und dort direkt in Richtung Unterer Wildenkarsee hinunter gestochen. Auch hier war jeder Schwung auf der homogenen Schneedecke ein Genuss.
Links vom See sind wir dann bis zur Baumgrenze weiter gecarvt. Dazwischen war aber immer wieder einmal ein kurzer Stopp zum Zurückschauen auf die so genussvoll abgebauten Höhenmeter angesagt. Im lichten Zirbenbestand ging es dann weiter abwärts zur Rudolf-Schober-Hütte. In diesem Bereich ist der Harschdeckel zwischendurch auch einmal gebrochen und hat etwas Feingefühl beim Setzen der Schwünge gefordert.
Ab der Hütte ging es dann am Weg – lediglich unterbrochen durch den Balanceakt (jetzt ohne Felle) beim Überqueren des Baches am rutschigen, schneebedeckten Steg – in flotter Fahrt entlang des Aufstiegsweges wieder zurück zum Ausgangspunkt beim Etrachsee. Anschließend sind wir zur Einkehr beim Guniwirt in Krakaudorf gefahren. Dort haben wir Peter und David abermals getroffen. Ob ihr Cordon bleu die bessere Wahl war als unser Schnitzel nach der Frittatensuppe wird der Heinrich aus der Entfernung beurteilen können, da er bei seinen seinerzeitigen Aufenthalten in der Krakau immer in derselben Einkehrstätte Quartier genommen und sich dort auch verpflegt hat.