mit dabei:
Andreas
„Aller guten Dinge sind Drei!“, heißt es.
Und das kann ich nach dieser Tour nur bestätigen. Manchmal wird es mit jeder Wiederholung noch schöner. Das Wetter betreffend war es jedenfalls so. Auch diesmal war der Himmel während unserer vorabendlichen Anreise noch ziemlich wolkenverhangen. Als Auswirkung eines Höhentiefs hatte es bis unter die Waldgrenze herunter geschneit und tagsüber auch ziemlich geweht. Das waren die Vorinformationen, die ich mir schon vor der Fahrt in die Krakau telefonisch aus der alten Heimat eingeholt hatte. Am Abend hatten wir bei der Jause noch so viel zu plaudern (und auch Edles zu trinken 😉 ), dass die Nacht dann sehr kurz geworden ist.
Wieder sind wir bei der Moarhütte gestartet. Die Gipfel rundum waren schon in der Sonne, die flott dahinziehende Restbewölkung hat uns eine rege Luftbewegung in der Höhe angekündigt. Mit aufgepackten Skiern sind wir in den Ölaschngraben angestiegen. Dort sind die Latten dann gleich auf den Rucksäcken geblieben, wegen der pickelharten Schneedecke haben wir aber gleich die Steigeisen montiert. Vorbei an noch mehr Geröll als beim letzten Mal ging es flott aufwärts.
Ab der Rinnenmitte waren wir dann in der Sonne unterwegs, Schneefahnen im Bereich des Rinnenausstiegs haben uns aber signalisiert, dass es weiter oben etwas ungemütlicher werden könnte. Böiger Wind hat uns dort während es Übergangs bis zum Anschnallen am Beginn des durchgehenden Schneefeldes weiter hinaufbegleitet. Vom ersten Meter an war dann der verblasene Neuschnee vom Vortag zu spuren. Am Weg hinauf ins Moarkar haben wir uns dabei immer wieder abgewechselt. Zwischendurch hat uns die eine oder andere Bö den Pulverschnee um die Ohren geblasen und die Sicht eingeschränkt.
Am Karboden haben wir uns eine kurze Trink- und Jausenpause gegönnt und danach weiter hinauf gespurt. Mit zunehmender Höhe ist der Neuschneezuwachs immer höher und mit der Steilheit die Schneedecke auch instabiler geworden. Dass man sich Ende Mai bei der Routenwahl so intensiv mit der potentiellen Schneebrettgefahr auseinandersetzen muss und daher die Geländeformen ausnutzend eine ganz andere Route wählt als gewohnt, ist auch eine Seltenheit.
Sehr weit unten sind wir daher an den rechten Rand des Kars gequert und haben dort gleich wieder aufgepackt. Weil wir die die Steigeisen oben am Grat ganz sicher wieder brauchen würden, haben wir sie auch gleich montiert und sind danach am ganz am Rand der eingewehten Fläche neben herausragenden Felsen nach oben gestapft. Dass man dabei auch immer wieder einmal etwas tiefer zwischen Felsen einbricht, ist der Nachteil dieser Sicherheitsvariante.
Nach dem Ausstieg aus dem Kar sind wir auf dort wieder abgewehten Flächen mit dem rötlichen Saharastaub obendrauf noch bis in den Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln nach oben gestapft. Diesmal haben wir die Rucksäcke mit den Skiern gleich dort liegen gelassen und sie nicht bis an den Beginn des Grats mit hinaufgeschleppt. Dieser war, wie schon von weit unten ausgemacht, jungfräulich zugeschneit, stellenweise eingeweht und auch vereist.
Mit der gebotenen Sorgfalt haben wir uns daher an den Aufstieg zum höchsten Punkt der Krakau gemacht. Öfters bin ich in den letzten Wochen von Betrachtern der Bilder unserer letzten Besteigungen gefragt worden, ob dies nicht gefährlich sei. Wenn man den Grat kennt, dann weiß man, dass er klettertechnisch vollkommen unschwierig ist. Natürlich geht es links und rechts steil hinunter, aber das blendet man beim Begehen aus. Und außerdem habe ich vor kurzem gelesen: „Die drei gefährlichsten Dinge im Leben sind Feuer, Frauen und das Meer.“ (Aus Griechenland). Berge bzw. Gratwanderungen kommen in dieser Aufzählung nicht vor ;-).
22 Minuten nach dem Beginn des Gratanstiegs waren wir am Gipfel. Diesmal war uns der Blick in die schneebedeckten Niederen Tauern ebenso nicht verwehrt wie auf das frühlingshafte Grün der Talböden in der Krakau und im Lungau. Da hätten wir es schon noch eine Zeit lang oben ausgehalten und in die Nähe und Ferne geschaut. Aber eine mit der frischen Nordströmung aufziehende Wolkenbank und das schnelle Setzen der Schneedecke mit der Sonneneinstrahlung haben uns zur Eile gedrängt.
Also sind wir in 20 Minuten wieder entlang des Grats und weiter zu den Rucksäcken in den Sattel abgestiegen. Nach weiteren .4 Minuten waren wir dann am Gipfel der Gr. Barbaraspitze. Dort haben wir jetzt die Steigeisen wieder abgenommen und verstaut. Die Felle wurde abgezogen und durften ebenso in den warmen Rucksack wie die Harscheisen. Dafür haben ein weiterer Teil der Jause und die Trinkflasche den Weg in die Gegenrichtung eingeschlagen.
Wenige Meter unter dem Steinmann haben wir dann angeschnallt und sind entlang der Wechte in den Sattel abgefahren. Gleich darunter beginnt ja die direkte Einfahrt ins Moarkar. Diese galt es mit ein paar Bremsschwüngen einmal ein bisserl auszuputzen. Entlang der dabei entstandenen Rutschbahn konnten wir auf ziemlich fester Unterklage dann sehr sicher ins Kar abfahren.
Die Schneedecke hatte sich während unseres Gipfelgangs schön gesetzt und die Abfahrt in der direkten Linie war sodann Genuss pur. Auch die weitere Abfahrt hinunter zum Karboden in der direkten Linie war ebenso genussvoll wie der weitere Abfahrtsweg im Kar. Jeder Schwung war ein Gedicht und dies hat uns auch den einen oder anderen Jucherzer entlockt.
Bei der weiteren Abfahrt aus dem Kar war der Schnee dann schon etwas aufgeweichter und stellenweise etwas tiefer. In der seitlichen Einfahrt in die Rinne haben wir auch etwas mehr davon in Bewegung versetzt und sind in der ausgeputzten Rutschbahn danach abgefahren. Der Weg bis hinunter zum Übergang in den Ölaschngraben war dann auch schnell und genussvoll abgebaut.
Und nach dem kurzen Abstieg über die Geländekante war dann abermals Genussskilauf im oberen Teil der Steilrinne angesagt. Ab der Rinnenmitte hat dann der „Streuselkuchen“ auf der Schneedecke ein paar Nebengeräusche verursacht, uns aber nicht daran gehindert, noch bis zu jenem Punkt abzufahren, wo das Bächlein unter der Schneezunge hervorsprudelt.
Nach dem Abschnallen und Übersteigen des Steinwalls am Rand der Rinne haben wir die Skier aufgepackt und sind – abermals vorbei an blühenden Frühlingsboten – zuerst in Richtung Möslhütte und dann entlang des Weges zurück zum Ausgangspunkt bei der Moarhütte abgestiegen. Im Anschluss an das Verstauen der Ausrüstung ging es zurück in die Krakau zuerst zum Friedhofsbesuch und anschließend zum am Vorabend und in der Früh noch aufgesparten Abwasch.
Noch kurz mit den Verwandten geplaudert, dann ging es wieder heimwärts. Unserer knurrenden Mägen und auch dem Heinrich zuliebe haben wir die Heimfahrt aber in Murau unterbrochen und bei dieser Gelegenheit auch den Durst gestillt. Dann ging es weiter in Richtung Graz. Sollte das Wetter nach Pfingsten wieder besser sein, ist ein abermaliger Kurzbesuch in der Krakau mit Roteckbesteigung schon gebombt.