Krugkoppe und Gamskögel

mit dabei:
Michael

Von der Bergerhube zur Mödringalm bei Schneefall
Von der Bergerhube zur Mödringalm bei Schneefall
Schneefälle im Oberland mit Windverfrachtungen und einem für das Wochenende angekündigten starken Temperaturanstieg haben die Wahl des Tourenziels für diesen Samstag nicht ganz einfach gemacht. Der Sonntag wäre von der Wetterprognose her jedenfalls der schönere Tag gewesen, die Schneequalität hätte aber unter der zu erwartenden starken Sonneneinstrahlung jedenfalls gelitten. Deswegen haben wir uns für den Samstag und für ein nordseitiges Tourenziel entschieden. Die Wahl ist auf das Hintere Triebental gefallen.

Der Wind aus NW fegt die Wolken und den Schnee vom Mödringkogel und den Gamskögeln
Der Wind aus NW fegt die Wolken und den Schnee vom Mödringkogel und den Gamskögeln
Am Ausgangspunkt bei der Bergerhube hat es noch geschneit, der Schneefall ist allerdings am Weg hinauf zur Mödringalm immer weniger geworden. Plötzlich hat es aufgerissen und die Gamskögel bzw. der Mödringkogel sind in ihrer ganzen Pracht vor uns gestanden. Die Windfahnen an den Gipfeln haben uns allerdings einen Vorgeschmack darauf gegeben, was uns weiter oben erwarten würde.

Aufstieg aus dem Paradies zur Pumuckelscharte
Aufstieg aus dem Paradies zur Pumuckelscharte
Weiter ging es hinauf ins Paradies. Ein breites Kar, das diesen Namen trägt, kann nur schön sein. Da hat auch der windgepresste Schnee, der von uns erst gespurt werden musste, da wir wieder einmal als erste unterwegs waren, keinen Klecks am schönen Eindruck hinterlassen. Als erstes Ziel hatten wir an diesem Tag den Mödringkogel vorgesehen. Da jedoch dessen ostseitige Rinnen und Mulden stark eingeweht waren, haben wir uns für den weiteren Weg hinauf zur Pumuckelscharte entschieden, um allenfalls von dort über den Grat aufzusteigen.

Starkwind und Schneewehen am Kamm zum Mödringkogel
Starkwind und Schneewehen am Kamm zum Mödringkogel
Auf der Scharte, die wir ? mit Jausenpause ? nach knapp 2 ½ Stunden erreicht haben, war der starke Wind schon sehr ungemütlich. Die starken Böen zwischendurch haben uns dann den weiteren Weg hinauf zum Mödringkogel recht bald verleidet. Es wäre gefährlich gewesen, entlang der Wechten im Starkwind zu balancieren. Deshalb haben wir beschlossen, gleich auf Fellen wieder in die Scharte abzufahren und auf der gegenüberliegenden Seite die Krugkoppe zu besteigen.

Stürmischer und böiger Wind mit viel losem Gefrorenen in der Luft auf der Krugkoppe
Stürmischer und böiger Wind mit viel losem Gefrorenen in der Luft auf der Krugkoppe
Nach wenigen Minuten waren wir oben. Der Sturm hat hier noch stärker geblasen und das Umrüsten für die Abfahrt zu einem Balanceakt werden lassen. Jeder Handgriff war mit Bedacht zu setzen, wollte man nicht einen Ausrüstungsgegenstand davon fliegen sehen.

Abfahrt ins Paradies
Abfahrt ins Paradies
Als auch das geschafft war, ging es zurück zum Törl und dann gleich weiter hinunter ins Paradies. Der an der Oberfläche windgepresste Schnee hat zwar die eine oder andere Disbalance verursacht, im Großen und Ganzen war er aber berechenbar und daher genussvoll zu fahren. Im Paradies hat auch der Wind nachgelassen und für uns war klar, dass wir für diesen Tag noch nicht genug hatten.

Aufstieg zwischen Gamskögel und Königin
Aufstieg zwischen Gamskögel und Königin
Auf der Mödringalm angekommen, haben wir daher noch einmal aufgefellt und sind entlang einer frischen Aufstiegsspur hinauf in Richtung Königin, vorbei unter den Nordabstürzen der Gamskögel. Obwohl es bereits Mittag war, haben wir uns ob der noch tiefen Temperaturen und der nordseitigen Exposition auch in den Lawinenauslaufzonen unterhalb der Rinnen auf der sicheren Seite gewähnt. Bei den für Sonntag angekündigten Temperaturen hätte ich zur gleichen Tageszeit sicher ein mulmiges Gefühl bei der Passage gehabt.

Blick in die Gamskögelrinne und zur Hochleitenspitze
Blick in die Gamskögelrinne und zur Hochleitenspitze
Eigentlich wollten wir ja nur bis zum Plateau oberhalb der Königin ansteigen und entlang der Aufstiegsroute zurück zur Mödringalm und weiter zur Bergerhube abfahren. Der Blick in die ziemlich ausgeblasene Gamskögelrinne hat uns aber dazu bewogen, unser Ziel vor Ort neu zu definieren. Zumal in der Zwischenzeit auch der Wind eingeschlafen war, hat sich der weitere Aufstieg durch die Rinne nahezu aufgedrängt. Nach dem Auffüllen der Energiespeicher haben wir nach bisher schon etwas mehr als 1.300 Hm und vielen Kilometern Wegstrecke auch die restlichen 400 Hm in Angriff genommen.

Aufstieg in der Gamskögelrinne
Aufstieg in der Gamskögelrinne
Eine Gruppe vor uns hatte auch die Rinne bis zu 2/3 ihrer Höhe gespurt. Entlang dieser Spur haben wir schnell an Höhe gewonnen. Für den obersten, steilsten Teil der Rinne haben wir die Schier auf die Rucksäcke gepackt und mit den Schuhen Tritte in den Schnee geschlagen. Diejenigen der Gruppe vor uns hatten sie bei ihrer Abfahrt mittlerweile wieder zugefahren. Mit Ausnahme des ziemlich harten Ausstiegs aus der Rinne war der Schnee aber sehr griffig.

Gamskögel Westgipfel 2.386 m
Gamskögel Westgipfel 2.386 m
Am oberen Ende der Rinne haben wir die Schier deponiert und sind in wenigen Minuten weiter bis zum Gamskögel ? Westgipfel angestiegen. Diesen haben wir nach einer weiteren Aufstiegszeit ab dem Wiederauffellen von 2 Std 20 min ? wieder mit Jausenpause ? erreicht. Dort oben haben wir dann unseren zweiten Gipfelaufenthalt ausgiebig zelebriert und die beim ersten Gipfel wegen des unwirtlichen Windes eingesparte Zeit gleich dazu gehängt.

Abfahrt durch die Gamskögelrinne
Abfahrt durch die Gamskögelrinne
Nach dem kurzen Abstieg zum Schidepot haben wir uns dann für das letzte Highlight dieses Tages, die Abfahrt, bereit gemacht. Die sonst obligate kurze Kraxlerei auf den Gipfel der so nahen Hochleitenspitze haben wir uns diesmal geschenkt und sind gleich in die Rinne eingefahren. Der leicht windgepresste Schnee hat sich zwar an den Rändern der schmalen Rinne teilweise von der Unterlage plattig abgelöst, es war aber keine Spannung drin, zumal vor uns auch schon sieben Schifahrer abgefahren sind und die Rinne dabei ordentlich zerwühlt hatten. Sehr schnell waren wir wieder am Karboden angekommen und dies ohne einen einzigen (!)Steinkontakt.

Abfahrt vorbei an der Königin hinunter zur Mödringalm
Abfahrt vorbei an der Königin hinunter zur Mödringalm
Nach kurzem Verschnaufen ging es dann entlang der Aufstiegsroute wieder zurück in Richtung Mödringalm. Was schon weiter oben für das Paradies gesagt wurde, hat auch für diesen Teil der Abfahrt seine Gültigkeit. Die leicht windgepresste Oberfläche ist nach unten hin immer dünner geworden. Im Waldgürtel oberhalb der Mödringalm gab es perfekte Pulverschneebedingungen.

Bertls ausgezeichnete Leberknödelsuppe
Bertls ausgezeichnete Leberknödelsuppe
Vorbei ging es dann an der Mödringhütte und in flotter Fahrt zurück durch den Hohlweg und weiter hinunter zur Brücke. Am flachen Weg hinaus gab es dann ebenso noch genug Schnee wie auf der letzten Wiese zurück zur Bergerhube. Die Labung mit Radler und Bertls ausgezeichneter Leberknödelsuppe bildete den Abschluss dieser grandiosen Tour.

Fazit:
Eigentlich waren es ja zwei Touren, die wir zu einer Tour zusammengehängt haben. Dadurch galt es, lange Wege zu überwinden und einiges an Höhenmetern ist auch zusammengekommen. Und obwohl wir nur eine ?Sicherheitstour? unternehmen wollten, ist schlussendlich eine rassige Schitour herausgekommen. Diese war aber nur nach fortlaufender Neubeurteilung der Lawinensituation vor Ort möglich und hätte keiner von uns im Vorfeld so erwartet.

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